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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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in einem luxuriösen Appartement, erkunden Sie die traumhafte Landschaft Südfrankreichs vom Rücken unserer gut ausgebildeten Camarguepferde aus und besuchen Sie die berühmten, wilden Stierherden. Ein Tagestripp in den nahe gelegenen Wallfahrtsort Les Saintes-Maries-de-la-Mer ist im Preis inbegriffen.
    Verschiedene Links zeigten Bilder der Appartements, der Ausflugsziele und der Pferde.
    Aber das Entscheidende stand unter der Rubrik Kontakt: Auf Ihren Besuch freuen sich Gitta und Jean-Yves Delemarre. Adresse und Telefonnummer waren logischerweise im Anschluss angegeben.
    »Ihre Adresse steht im Internet, aber auf den Postkarten hat sie sie nicht angegeben?«
    Danner beobachtete den nächsten, in der Sonne blitzenden Zug, der sich auf Gleis 5 näherte.
    Ein ICE. Der Blick auf die Anzeigentafel verriet mir, dass es diesmal der richtige war.
    »Ich hoffe, sie wollte sichergehen, dass mein Vater sie nicht findet«, sagte Danner, als ich schon glaubte, er würde nicht mehr antworten.
    Die Zugtüren glitten zur Seite, die Menschen strömten auf den Bahnsteig und spülten um Danner und mich herum in Richtung Rolltreppe.
    »Das ist sie.«
    Danner deutete auf eine orangefarbene Gestalt. Mit dem Rollkoffer in der Hand sah sie im ersten Augenblick aus wie ein Mitarbeiter der Müllabfuhr, der versehentlich das falsche Gefährt benutzt hatte. Eine Wagonlänge entfernt blieb die Frau ratlos stehen.
    Danner machte keine Anstalten, sich ihr zu nähern.
    Als die anderen Fahrgäste im Untergrund des Bahnhofsgebäudes versickert waren, kam die orangefarbene Frau zögernd auf uns zu. Orange waren ihr flatterndes Wickelkleid und das Haartuch, das sie um ihre kurzen, weißen Locken geschlungen hatte. Ihr Gesicht war extrem braun gebrannt und runzlig. Ihre roten Lippen wollten nicht so recht dazu passen, es sah aus, als hätte man eine Krokodillederhandtasche geschminkt. Dafür wirkten ihre Bewegungen beinahe jugendlich geschmeidig.
    »Ben?«
    Danner musterte die Frau unbewegt.
    Ich stieß ihn mit der Hüfte an.
    »Mutter«, sagte er.
    Bevor er etwas Sinnfreies wie »lange nicht gesehen« hinzufügen konnte, gab ich ihm noch einen Schubs. Er stolperte einen Schritt vor und die Orangefarbene erkannte die Gelegenheit und umarmte ihn. Sie blinzelte Tränen weg, während ihre Hände erst seine Schultern, dann seinen kahl rasierten Nacken abtasteten.
    »Wo sind deine Haare?« Danners Mutter nahm sein Gesicht zwischen die Hände, strich mit dem Daumen über seine Bartstoppeln.
    Irritierend, dass Danner auf einmal eine Mutter hatte. Ganz geheuer war ihm das anscheinend selbst auch nicht.
    »Unfall beim Rasieren«, sagte er und wand sich aus ihrer Umarmung. Rasch lenkte er die Aufmerksamkeit der Frau auf ein anderes Ziel: »Das ist Lila.«
    Ihre Augen richteten sich auf mich. Sie waren grau wie Stein, genau wie seine. Und ihr Blick war genauso bohrend.
    »Aha«, sagte sie und ich wusste, dass ihr das als Erklärung nicht ausreichen würde.
    Ich wünschte mir, ein vergessener Bergbauschacht würde seinen Schlund unter mir auftun und mich mit einem Happs verschlucken.
    »Gitta!« Molle schob seinen Bauch hinter der Theke hervor, als wir die Kneipe betraten. »Ich dachte, ich höre nicht richtig, als Ben sagte, du kommst. Trauriger Anlass, aber ich freue mich trotzdem sehr! Wie lange ist das jetzt her?«
    »Jochen?« Danners Mutter umarmte Molle, als würden sie sich ewig kennen. Gut, das war ja wohl auch so.
    »Du hast wirklich die Kneipe noch?« Kopfschüttelnd strich sie mit den Fingern über das polierte, dunkle Holz der alten Theke.
    »Den Kleinen hab ich ja auch noch am Hals«, brummte Molle, der gerade Curly am gedeckten Frühstückstisch mit Nutellabrötchen gefüttert hatte. »Ich hätte nicht gedacht, dass du zur Beerdigung kommst.«
    »Ich will nur sichergehen, dass er wirklich unter der Erde landet«, antwortete Gitta. Molles kleine, schwarze Hündin Mücke schnupperte schwanzwedelnd an ihren Sandaletten.
    Mich beschlich das Gefühl, das Ende eines alten Films anzusehen, dessen Großteil ich verpasst hatte.
    Danner schob seine Mutter auf Stascheks Stuhl zu seiner Linken, am Kopfende des Tisches. Neben Curly.
    Prompt hielt sie Curly die Hand hin: »Gitta Delemarre, Bens Mutter und Sie sind …?«
    O je. Eindeutig Schnüfflergene.
    Curly registrierte das ebenfalls, ihre kaffeefarbenen Augen wurden erschrocken größer.
    »Mo, meine Bedienung«, kam Molle ihr zu Hilfe.
    Gittas Blick wanderte zu dem leeren Stuhl rechts neben Danner. Dann

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