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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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nickte langsam. »Du hast recht. Dass Schmidtmüller am Tatort war, steht zweifelsfrei fest. Bevor wir uns die Mühe machen, Mongabadhis Familie mit dem Homosexualitätsverdacht zu konfrontieren und einen womöglich nicht existenten Mörder zu suchen, würde ich das Geständnis unseres Klienten gern von ihm selbst hören. Ich versuche, einen Termin in der U-Haft zu kriegen, bevor die Polizeipräsidentin darauf kommt, dass sie unser Besuchsverbot ausweiten muss.«
    Danner griff erneut nach seinem Handy.
    »Aber vorher stell ich dir deine zukünftige Schwiegermutter vor. Sie kommt nämlich zum Frühstück«, fügte er hinzu.
    »Meine was? « Meine Stimme machte einen erschrockenen Hüpfer.
    Danner konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er mir sein Telefon über den Tisch herüberreichte. Im Display leuchtete ein kurzer Text.
    Freue mich sehr, dass du angerufen hast. Komme mit dem Nachtzug um 7   :   56   Uhr an. Gitta
    Eine SMS vom toten King of Rock   'n'   Roll hätte mich nicht mehr verblüffen können.
    7   :   30   Uhr zeigte die Zeitanzeige am oberen Displayrand.
    Ich rieb meine Fingerspitzen aneinander, sie schienen plötzlich einzuschlafen.
    »Locker bleiben«, empfahl mir Danner. »Sie wird dir nicht das Kochen und Bügeln beibringen, das ist in zwei Tagen nicht zu schaffen. Sie kommt nur zur Beerdigung.«
    »Unsere Couch ist aber schon besetzt?!«
    »Sie kriegt Molles Gästezimmer.«
    Dummes Blondchen, das auf ältere Machotypen steht. Naiver Teenie, der sich hat verführen lassen. Vaterkomplex.
    Es gab einige Schubladen, in die man meine Beziehung zu Danner quetschen konnte. Nur ernst nehmen konnte man sie eigentlich nicht.
    Nicht in zwei Tagen.
    Es herrschte Hochbetrieb am Hauptbahnhof, die Berufspendler bevölkerten noch immer die Bahnsteige. Weiß in der Sonne blitzende Züge summten auf die Gleise, platzten auf und bunte Menschen quollen hervor, um die Treppen zu überschwemmen und im Innern des Gebäudes zu versickern.
    »Wie hast du deine Mutter nach all den Jahren gefunden? Noch dazu in Frankreich?«, fragte ich Danner, als wir um kurz vor acht an Gleis 5 standen.
    »Hasenjagd«, erinnerte er mich belustigt. »Wir leben zufällig davon.«
    Moment. Mit solchen Sprüchen zog er sich in letzter Zeit dauernd aus der Affäre. Diesmal wollte ich es genau wissen.
    »Wie machst du das? Zugang zum Polizeicomputer? Peilsender? Beziehungen zur NSA?«
    »Simpelstes Detektivhandwerk, stell dir vor.«
    »Das glaubt dir nicht mal der heilige Franz. Hast du ihre Adresse die ganze Zeit in der Schublade gehabt, oder was?« Ich benutzte noch einmal den blassrosa Lippenstift, den ich im Vorbeigehen in einem Bahnhofsshop gekauft hatte.
    Danner grinste.
    Meine Absicht, mich älter erscheinen zu lassen, war durchschaubar. Und wegen meiner ungekämmten Haare und der Turnschuhe zum Scheitern verurteilt.
    Tatsächlich hätte ich den Schock meiner ›Schwiegermutter‹ beim ersten Treffen gern gemildert. Dabei waren mir erste Eindrücke normalerweise herzlich egal. Ich musste wirklich hoffnungslos verknallt sein.
    »Spuck es endlich aus«, drängelte ich. »Hast du die ganze Zeit gewusst, wo sie steckt, oder nicht?«
    Danner seufzte: »Sie hat mir Postkarten geschrieben. Vier Stück.«
    Wenn man bedachte, dass sie seit zwanzig Jahren weg war, nicht gerade reichlich.
    »Der Poststempel war jedes Mal aus Frankreich. Und das abgebildete Motiv zeigte immer weiße Pferde. Für Faule steht auf der Rückseite neben dem Namen des Fotografen eine Erklärung zum Bild. Die Viecher sind typisch für die Camargue, eine Gegend im Süden Frankreichs. Ich hatte also eine ungefähre Ahnung, wo ich suchen musste.«
    Er verstummte, weil eine S-Bahn aus Westen kommend einrollte.
    Danner war nervös. Dabei sagte uns die Anzeigentafel, dass der ICE, in dem seine Mutter saß, erst in sieben Minuten erwartet wurde.
    »Und du hast sie in der Camargue ausfindig gemacht? Von Bochum aus? In drei Tagen?« Ich holte ihn aus seinen Gedanken zurück auf den Bahnsteig.
    Er zog sein Smartphone aus der Tasche: »Das war eine bisschen compliqué, aber nur weil meine Französisch ist nischt die Best.«
    Dafür imitierte er den Akzent erstaunlich gut.
    »Der Name Gitta ist nicht sonderlich weit verbreitet in der Camargue. Und ich bin ziemlich schnell auf das hier gestoßen.«
    Er hielt mir das Display hin. Das Handy hatte sich ins Internet eingeloggt und zeigte die Homepage einer Ferienwohnungsvermietung.
    Traumurlaub in der Camargue!
    Wohnen Sie

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