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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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Jones auf. Fast derselbe Name wie ihrer, bis auf das H am Ende.
    Sie wollte sich gerade zu Tisch setzen, als ihr die Idee kam, vorher schnell noch Henrik anzurufen. Auch wenn sie im Moment nicht die besten Freunde waren, konnte sie ja wenigstens fragen, wie es ihm ging und wann er mit seiner Rückkehr rechnete. Vielleicht wollte sie auch einfach nur seine Stimme hören.
    Sie griff in die Taschen ihrer Shorts, aber da war kein Handy. Sie suchte in der Küche, auch hier war es nicht. Komisch. Nora runzelte die Stirn. Rasch ging sie nach oben ins Schlafzimmer, vielleicht lag es dort.
    Da war es auch nicht.
    Sie griff zum Festnetztelefon und wählte ihre eigene Handynummer. Die Rufsignale gingen durch die Leitung, aber im Haus blieb alles still.
    Nora stand an der Treppe und überlegte. Wann hatte sie das Handy zuletzt benutzt?
    Sie versuchte sich zu erinnern. Ließ vor ihrem geistigen Auge die Stationen des Tages vorüberziehen, an denen sie es in der Hand gehabt hatte. Ungefähr so, wie wenn man ein Video zurückspult.
    Auf Grönskär.
    Sie hatte Thomas angerufen, um ihm von dem Rattengift zu erzählen, das ihre Mutter verwendet hatte. Aber wo hatte sie das Telefon anschließend gelassen? Sie musste es irgendwo hingelegt haben. Konnte es sein, dass sie das Handy auf Grönskär verloren hatte? Die Taschen ihrer Shorts waren nicht sehr tief, vielleicht war es herausgefallen. Sie seufzte ärgerlich. So was Dummes.
    Es war jetzt fast neun. Wenn sie sich beeilte, konnte sie mit dem kleinen Motorboot nach Grönskär rausfahren und dort suchen, so lange es noch hell war. Mit etwas Glück würde sie in einer guten halben Stunde zurück sein.
    Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf ihren schön gedeckten Tisch mit dem wartenden Essen.
    Das Handy war wichtiger. Viel wichtiger. Nicht das Telefon selbst, aber die ganzen gespeicherten Nummern. Fast zweihundert Telefonnummern in ein neues Handy eintippen zu müssen kam ihr beinahe wie eine nicht zu bewältigende Aufgabe vor.
    Rasch zog sie die Schwimmweste über und griff sich eine Taschenlampe. Dann nahm sie die Motorbootschlüssel aus dem kleinen blauen Schlüsselkasten neben der Haustür.
    Der Leuchtturmwärter verwahrte einen Reserveschlüssel unter einem Stein neben dem Turm. Sie hatten am Vormittag darüber gesprochen, als Nora ihn gefragt hatte, was passieren würde, falls jemand den Schlüssel zum Leuchtturm verbummelte.
    »Keine Angst«, hatte er gesagt und gutmütig gelacht. »Es ist immer ein Ersatzschlüssel in der Nähe.«
    Er hatte auf einen flachen Stein gleich rechts neben dem Eingang gezeigt.
    »Und was ist, wenn jemand den einfach nimmt?«, hatte sie gefragt.
    »Ja, was dann?« Er hatte ihr lächelnd zugezwinkert. »Da oben gibt es nichts, was man stehlen könnte. Schlimmstenfalls bekommt derjenige eine extra Gelegenheit, die Aussicht zu genießen.«
    Mit raschen Schritten ging sie hinunter zum Steg. Neben den Bootsschuppen stand Signe mit den Händen in den Jackentaschen und blickte aufs Meer hinaus. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und wirkte ungewöhnlich bedrückt.
    »Wo willst du denn um diese Zeit noch hin?«, fragte sie, als Nora näher kam.
    »Ich muss nach Grönskär«, antwortete Nora. »Ich glaube, ich habe heute mein Handy da verloren. Wirklich zu dumm. Die Jungs sind bei meinen Eltern, und ich dachte, ich fahre schnell mal rüber und suche es.«
    »Wenn du willst, komme ich mit«, sagte Signe. »Dann musst du nicht alleine fahren.«
    Nora lächelte sie an.
    »Lieb von dir. Aber das ist nicht nötig«, wehrte sie ab. »Ich komm schon zurecht, es dauert sicher nicht lange. Bevor es dunkel ist, bin ich zurück.«
    »Mir macht das nichts. Ich habe sowieso nichts Besseres vor. Warte, ich hole nur meine Schwimmweste.«
    Sie legte eine Hand auf Noras Schulter.
    »Ich finde nicht, dass du alleine fahren solltest, so schlecht, wie du gestern Abend zuwege warst.«
    »Um ehrlich zu sein wäre ein bisschen Gesellschaft ganz schön«, sagte Nora dankbar. »Du kannst gerne mitkommen.«
    Sie kletterte ins Boot, steckte den Schlüssel ins Zündschloss und löste die Leinen. Dann prüfte sie den Füllstand des Benzintanks. Sie war nicht scharf darauf, mitten in der Nacht ohne Sprit auf dem Meer zu treiben.
    Signe kam mit der Schwimmweste zurück, stieg ins Boot und stieß es mit einem kräftigen Tritt vom Steg ab. Nora gab Gas und nahm Kurs auf Grönskär.

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Kapitel 71
    Als sie den Sandhamnssund passierten, warf Nora einen Blick über die Schulter

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