Tödlicher Mittsommer
gingen fast schneller weg, als das Mädchen sie backen konnte. Vor ihr standen eine große Schüssel Schlagsahne und eine Schale mit Erdbeermarmelade, und sie teilte aus beiden großzügig aus.
Thomas musste zugeben, dass die goldgelben Waffeln ziemlich verlockend aussahen, trotz der Hitze. Sie erinnerten ihn daran, wie er als kleiner Junge öfter mit seinen Eltern von Harö hierhergefahren war. Wenn er Glück hatte, waren sie dann mit ihm ins Café Strindbergsgården gegangen.
Die drei Männer saßen in einer der Nischen, die aus senkrecht aufgestellten, halbierten Ruderbooten bestanden. Über den Bug war zur Dekoration ein Fischernetz drapiert. Das schützte zwar nicht vor der Sonne, schaffte aber eine milieugetreue Atmosphäre.
Das Café hieß so nach August Strindberg, der hier übernachtet hatte, als er in seiner Jugend Sandhamn besuchte. Bei seinen späteren Besuchen, während seiner Ehe mit Siri von Essen, hatte er in einem anderen Haus gewohnt. Aber seit damals trug das Café seinen Namen.
Thomas stellte fest, dass es als Tagesgericht gebratene Heringe mit Kartoffelbrei gab. Was hätte auch besser passen können, hier weit draußen in der Ostsee?
Während Erik und Kalle sich über das bevorstehende Entscheidungsspiel zwischen den beiden Stockholmer Fußballclubs Hammarby und Djurgården unterhielten, wanderten Thomas’ Gedanken zurück zu seinem Gespräch mit Kicki Berggrens Freundin Agneta Ahlin.
Carina hatte sie innerhalb weniger Stunden auf Kos ausfindig gemacht und Thomas einen Zettel mit der Telefonnummer hingelegt, unter der Agneta erreichbar war.
Das Telefonat war nicht so aufschlussreich gewesen wie erhofft. Er hatte erzählt, was passiert war, und darum gebeten, ihr ein paar Fragen stellen zu dürfen. Sie war sehr erschüttert gewesen und hatte fast die ganze Zeit geweint.
Agneta konnte nicht verstehen, dass Kicki tot war. Ihr war völlig schleierhaft, warum jemand ihre Freundin oder deren Cousin, den sie im Übrigen nur ein einziges Mal getroffen hatte, umbringen sollte. Das meiste, was sie über das Verhältnis zwischen Krister und Kicki Berggren sagen konnte, war der Polizei bereits bekannt, und viel Neues hatte sie nicht beizutragen.
Neu war dagegen die Information, dass Kicki Berggren sie am selben Tag angerufen hatte, an dem sie erfuhr, dass ihr Cousin nicht mehr lebte. Sie war sehr aufgeregt gewesen, und die beiden hatten lange miteinander telefoniert. Gegen Ende des Gesprächs hatte Kicki angedeutet, dass sie so ihre Ahnungen habe, warum Krister auf Sandhamn gefunden wurde. Sie hatte etwas kryptisch geäußert, dass dort Geld zu holen sei. Aber dann wechselte sie das Thema, und sie sprachen über andere Sachen. Agneta gegenüber erwähnte sie nichts davon, dass sie vorhatte, zwei Tage später selbst nach Sandhamn zu fahren.
Kicki habe überhaupt viel über Geld gesprochen, berichtete Agneta, und sie habe sich oft darüber beklagt, dass sie blank sei. Sie hatte ihre Arbeit als Croupière sattgehabt, fürchtete aber, es sich nicht leisten zu können, dort aufzuhören und sich einen anderen Job zu suchen, denn sie hatte nach dem Abitur keinen Beruf erlernt. In Griechenland hatte sie viel darüber nachgedacht, wie sie es anstellen sollte, mehr Geld zu verdienen. Das sei in ihren Gesprächen ein immer wiederkehrendes Thema gewesen, betonte Agneta.
Nach dem Telefonat, das zum großen Teil aus Agnetas Schluchzen bestanden hatte, war Thomas nicht viel klüger als vorher.
Aber die Information, dass Kicki Geldsorgen hatte, war zweifellos interessant. Wenn sie gewusst hatte, dass ihr Cousin in etwas Illegales verwickelt war, hatte sie vielleicht vorgehabt, ihr Wissen zu nutzen und Profit daraus zu schlagen. Schnelles Geld, nach dem sie sich laut Agneta schon seit Langem sehnte.
»Auf Sandhamn, da ist das Geld«, hatte sie zu ihrer Freundin gesagt.
Thomas dachte über diesen Satz nach. Auf Sandhamn ist das Geld. War es der missglückte Versuch, an dieses Geld zu kommen, der sie das Leben gekostet hatte?
[Menü]
Kapitel 30
Donnerstag, dritte Woche
Kapitel 30
Wieso es den Jungs nur solchen Spaß macht, im Sand zu spielen, dachte Nora, während sie das Badelaken am Trouvillestrand ausbreitete.
Die Kinder hatten tagelang darum gebettelt, einen Ausflug an den Strand zu machen. Man sollte meinen, dass ihnen der Schwimmunterricht unter der Woche reichte, aber ein Besuch am Strand war immer noch das Beste, was sie sich vorstellen konnten.
Der große und der kleine Trouvillestrand gehörten zu
Weitere Kostenlose Bücher