Tödlicher Mittsommer
Schreibtisch lag ein Briefumschlag mit seinem Namen.
Er öffnete das Kuvert und sah sofort, was es war. Das Ergebnis der erweiterten medizinischen Untersuchung von Kicki Berggrens Körperproben. Der Bericht aus dem rechtsmedizinischen Labor in Linköping.
Das ging ja doch ziemlich schnell, trotz Urlaubszeit, dachte Thomas.
Er zog den Bericht heraus und begann zu lesen.
Das Ergebnis ließ ihn die Augenbrauen hochziehen. Es war nicht unbedingt das, womit er gerechnet hatte. Und es erhellte keineswegs die Ereignisse, die auf der Insel stattgefunden hatten.
Eher im Gegenteil.
Er kratzte sich im Nacken und streckte sich. Das würde dem Alten sicher nicht gefallen. Noch mehr Informationen, die nicht zur Aufklärung beitrugen.
Es war wohl am besten, die Staatsanwältin zur nächsten Ermittlungsbesprechung einzuladen. Sie musste sich selbst ein Bild machen. Immerhin war sie die Leiterin der vorgerichtlichen Untersuchungen und damit offiziell für die gesamte Ermittlung verantwortlich.
Er griff zum Telefon, um Margit anzurufen. Auch sie musste Bescheid wissen. Das hier war ein Brocken, an dem alle zu kauen haben würden.
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Kapitel 36
Die Besprechung war für Punkt 09.30 Uhr angesetzt.
Der Alte war kein Mensch, dem man mit »akademischer Viertelstunde« kommen durfte. Er gehörte zur alten Garde, für die Pünktlichkeit eine Tugend war. Wer es nicht einmal schaffte, pünktlich zu sein, mit dessen Charakter war auch sonst nicht viel los.
Als Thomas in den Besprechungsraum kam, saßen der Alte und Staatsanwältin Öhman bereits dort. Kalle und Erik hatten ihnen gegenüber Platz genommen, und Carina saß daneben, den Stift in höchster Alarmbereitschaft.
Thomas bemerkte, dass sie ihre Haare mit einer Spange hochgesteckt hatte, die nicht alles erfasste, deshalb hingen hier und da ein paar Strähnen herunter. Die rosa Bluse sieht gut aus zu ihrer gebräunten Haut, dachte er flüchtig im Vorübergehen.
Sie zeigte auf eine Schüssel mitten auf dem Tisch.
»Nimm dir eine Zimtschnecke, Thomas. Ich bin auf dem Weg hierher beim Bäcker vorbeigegangen. Wir können heute alle eine kleine Stärkung gebrauchen.«
Thomas nickte erfreut.
»Danke. Alles, was den Blutzuckerspiegel erhöht und Energie liefert, ist im Moment willkommen.«
Der Alte räusperte sich.
»Gut, fangen wir an. Hört Margit uns zu?«
Er blickte auffordernd zum Telefon.
Die Antwort kam klar und deutlich aus den Lautsprechern.
»Ich bin bereit. Wie ist es bei euch da oben in Stockholm? Hier sind fünfundzwanzig Grad, und das Wasser ist fast genauso warm.«
»Wir können nicht klagen. Hören wir mal, wo wir stehen.«
Der Alte wandte sich Thomas zu und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.
»Thomas, du fängst an.«
Thomas fasste kurz die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden zusammen. Dann schlug er den Bericht aus Linköping auf.
»Laut Laboranalyse wurde Kicki Berggren vergiftet.«
Verwirrung machte sich im Raum breit. Alle sahen sich an, ohne richtig zu wissen, wie sie die neue Nachricht interpretieren sollten.
»Vermutlich mit Rattengift«, fuhr Thomas fort.
»Willst du damit sagen, dass die Todesursache Rattengift war?«, fragte Carina laut.
»Die mittelbare Todesursache«, antwortete Thomas. »Der Bericht stellt fest, dass sie eine tödliche Dosis Warfarin im Körper hat, ein Bestandteil von Rattengift. Indirekt ist es das, was sie getötet hat, indem es ihre inneren Blutungen auslöste, teils im Gehirn, teils in den Organen.«
»Was meinst du mit indirekt?«, fragte Erik.
»Warfarin ist ein Antikoagulans, das heißt, es verhindert die Blutgerinnung. Die Schläge, die ihr versetzt wurden, oder der Sturz haben Kicki Berggren getötet, weil ihr Körper nicht in der Lage war, die dabei entstandenen Blutungen zu stillen.«
»Andernfalls wäre sie also nicht gestorben?« Kalle sah Thomas fragend an.
»Vermutlich nicht. Die Gewalt, der sie ausgesetzt war, hätte normalerweise keine schwerwiegenderen Folgen gehabt als ein paar kräftige blaue Flecken und Blutergüsse. Es hätte ausgesehen, als wäre ihr eine kräftige Ohrfeige verpasst worden, Schlimmeres nicht.«
»Wie bringt man einen Menschen dazu, Rattengift zu sich zu nehmen? Jeder, der seine fünf Sinne beisammen hat, würde doch wohl merken, wenn er so etwas verzehrt«, sagte Margit.
Die Verwunderung war ihr deutlich anzuhören, und sie spiegelte sich auch in den Gesichtern der Kollegen am Tisch.
»Das werden wir untersuchen müssen. Es erscheint zweifellos sehr
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