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Tödlicher Puppenzauber

Tödlicher Puppenzauber

Titel: Tödlicher Puppenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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versilberten Knöpfen, von denen die drei oberen nicht geschlossen waren und den Ansatz ihrer vollen Brüste sehen ließen. Die helle Hose saß sehr eng und harmonierte mit ihrer Haarfarbe. Jessica Long gehörte nicht zu den dünnen Mannequin-Typen. Vielleicht war sie sogar ein wenig zu rund, aber mir gefiel sie. Keine dünne, die manchmal wie ein Storch über den Laufsteg marschierte.
    »Ich kenne auch ein Restaurant«, erklärte sie.
    »Ja? Wo?«
    »Bei mir.«
    »Oh. Haben Sie etwas gekocht?«
    »Noch nicht, ich werde mich bemühen.« Sie bekam einen etwas verhangenen Blick. »Wobei ich hoffe, daß Sie die nötige Zeit mitbringen, John?«
    »Nun ja…« Verdammt, ich wußte nicht, was ich sagen sollte. »Wir werden sehen.«
    »Dann treten Sie endlich ein! Himmel, Sie benehmen sich ja wie ein Pennäler bei seinem ersten date.«
    »Mehr wie ein Mann, der ein schlechtes Gewissen hat. Sie wissen, ich hatte versprochen, Sie anzurufen.«
    »Das haben Sie doch getan.«
    »Ziemlich spät, wie ich finde.«
    »Dann hoffe ich nur, daß Sie nicht dienstlich gekommen sind.« Sie schwang herum und gab den Weg in ihre Wohnung frei, die auch zugleich Atelier war.
    Nein, das war keine normale Wohnung, wie man sie sich landläufig vorstellte. Man mußte sie einfach als gesamtes Kunstwerk ansehen, das alles beherrschend über die kleinen Kunstwerke hinwegschaute. So ähnlich hatte ich mir das Zuhause der Jessica Long auch vorgestellt. Von einer großen Trennung konnte da nicht die Rede sein. Die Räume beherbergten Arbeitsstätte, Atelier und Wohnung in einem. Jessica Long brauchte diese Atmosphäre, denn sie war eine Künstlerin. Eine Mischung aus Kreativität, viel versponnener Phantasie, Konservatismus im positiven Sinne, ein Stück Nostalgie, gepaart mit moderner, kalt wirkender Erotik.
    Das alles zusammengefaßt ergab ihre Werke — die Puppen!
    Ja, sie stellte besondere Puppen her, zog sie außergewöhnlich an, stellte sie mit anderen Motiven zusammen und fotografierte diese Bilder als ungewöhnliche Stilleben.
    Sie war klasse!
    Ich hatte sie zwar erst vor kurzem kennengelernt, aber in der Zwischenzeit einiges über sie gelesen. Wer in einer Stadt wie London auffiel, wo sich zahlreiche Künstler trafen, der mußte schon gut sein. Eine Puppe begrüßte mich auch. Lebensgroß stand sie links vom Eingang, hielt die Hand ausgestreckt, war nackt und hatte ihre Linke gegen ein grünes Feigenblatt gelegt, das ihre Scham bedeckte. Eine Eva, wie sie im Buche stand, irgendwie auch vergleichbar mit Jessica Long, die so etwas ungemein Weibliches an sich hatte. Ich hatte die Tür geschlossen und war einige Schritte vorgegangen. Dabei ertrank ich in der warmen Ausstrahlung des hellen Birkenholzes, im Licht der raffinierten Lampen, die entweder in die Balken eingearbeitet waren oder an einer dünnen Schiene hingen. Letztere sahen aus wie winzige Lampenschirme, unter denen sich die Glühbirnen versteckt hielten.
    Das Holz nahm die gesamte Dachschräge ein und wurde von den breiten Querbalken gestützt. Auch der Fußboden bestand aus hellen Bohlen. Sie aber schimmerten mehr eierschalenfarbig, wobei sie sich dem Leinenstoff der Sitzmöbel anpaßten.
    Ein ebenfalls aus Leinen bestehender, sehr langer und breiter Vorhang trennte den Raum in zwei Bereiche. Einmal das Wohnen, zum anderen das Arbeiten. Hinter dem Vorhang mußte das Atelier liegen. Rechts von mir wohnte und schlief Jessica. In eine Nische war die Kochstelle eingebaut worden, winzig, aber hochmodern. Nicht weit von ihr entfernt entdeckte ich eine Tür. Wahrscheinlich führte sie in das Bad oder die Dusche.
    Ich stand da und nickte.
    »Gefällt es Ihnen, John?«
    »Es ist wunderbar. Phantastisch, außergewöhnlich, nicht prunkvoll, aber ungemein individuell.« Ich drehte mich zu ihr hin. »Wenn ich da an meine Bude denke.«
    »Jeder Mensch ist anders.«
    »Zum Glück.«
    »Wollen Sie nicht Platz nehmen? Wenn Sie stehen, sieht es so dienstlich aus.«
    »Danke.« Ich bewegte mich auf die Sitzmöbel zu, wo auch Jessica stand und mir entgegenlächelte. Abermals fiel mir auf, welch weiche Züge ihr Gesicht zeigte. Ich will nicht sagen, daß sie perfekt gewesen wäre, das ist kein Mensch, aber bei Jessica fiel nichts aus der Reihe, da ergänzten sich Figur, Haare und Gesicht, so daß sie eine Einheit bilden konnten. Zwei runde Holztische standen vor den Sesseln. Bunte Kissen bildeten auf den Sitzflächen Farbinseln. In den nicht weit entfernt stehenden Regalen herrschte ein geordnetes

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