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Tödlicher Puppenzauber

Tödlicher Puppenzauber

Titel: Tödlicher Puppenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Freunde zähle ich ebenfalls zu meinen Feinden, Jessica.« Er redete sie mit dem Vornamen an. Sein kleiner Mund produzierte ein widerliches Lächeln.
    »Was hat er Ihnen denn getan?«
    »Er hat meine kleinen Freunde getötet. Er hat ihr Leben ausgelöscht.«
    »Iis waren Puppen, Mr. Bing!«
    »Sehr richtig, meine Liebe. Es waren nur Puppen. Aber Puppen mit einer Seele. Man darf sie nicht töten. Sie dürfen töten, wenn ich es befehle, nicht umgekehrt.«
    »Aber sie wollten Böses.«
    Bing hob die Schultern. »Das ist Ansichtssache. In meinen Augen führten sie nur einen Auftrag aus.« Ich hörte dem Dialog gespannt zu und suchte gleichzeitig nach einer Möglichkeit, aus dieser Lage herauszukommen. Es war nicht drin. Erstens wurde ich von zwei Waffen bedroht, die mich in die Zange genommen hatten, hinzu kam Jessica, die am Stützpfosten gefesselt hing. Wenn ich mich falsch bewegte, ging ich das Risiko ein, daß auch sie eine Kugel abbekam. Daß sie uns bisher noch am Leben gelassen hatten, konnte nur bedeuten, daß sie oder Mr. Bing etwas von uns wollten.
    »Welchen Auftrag denn?« fragte Jessica.
    »Einen sehr wichtigen. Ich habe mich mit Freunden zusammengetan und ihnen versprochen, gewisse Ziele aus dem Weg zu räumen.«
    Jetzt sprach ich: »Politische Ziele?«
    »Ja.« Er schaute mich kurz an. »Meine Freunde mögen es nicht, daß das britische Innenministerium gewisse Beamte hat, die sich überhaupt nicht kooperativ zeigen. Ich habe ihnen versprochen, ihnen dabei zu helfen, die Steine aus dem Weg zu räumen. Wir sind aus einem Holz geschnitzt und stammen aus demselben Lager.«
    »Sind Sie Araber?« fragte ich.
    »Ja und nein. Meine Mutter stammte aus dem Iran, der Vater war Grieche. Ich liebe die Länder um das Mittelmeer herum. Egal, ob sie zu Afrika, Asien oder Europa gehören. Du verstehst?«
    »Nein.«
    Er winkte zackig ab. »Es ist nicht wichtig. Sehr lange wirst du nicht mehr leben. Meine beiden Freunde habe ich dazu überreden können, mir einen Gefallen zu tun. Ich möchte nämlich nicht, daß sie euch erschießen, das Töten überlasse ich meinen Puppen. Sie sollen sich an dem rächen, der ihre Brüder vernichtet hat.«
    »Und die haben Sie bei sich.«
    »Fragen Sie nicht so dumm, Sinclair.«
    »Sie kennen meinen Namen?«
    »Man hat schließlich Beziehungen.« Er lächelte widerlich breit und produzierte Speichelbläschen, die vor seinen Lippen zerplatzten. Dann bewegte er seine Hände. Ich erkannte, daß sie in Höhe der eigentlichen Handgelenke tiefe Falten besaßen.
    Der Vorhang klaffte noch immer weit auf. Während wir nach wie vor bedroht wurden, schritt Mr. Bing quer durch den Raum in das Atelier hinein und schaute sich dort um.
    Er nahm sich Zeit, besah sich jedes Stilleben sehr genau und nickte einige Male anerkennend. »Du bist wirklich eine Künstlerin, Jessica. Eine außergewöhnliche Frau mit noch außergewöhnlicheren Ideen. Mein Kompliment. Wenn ich es richtig erfaßt habe, dann sehe ich, daß du die Puppen liebst, obwohl du manche von ihnen sehr häßlich gezeichnet und in Situationen hineingebracht hast, die mir überhaupt nicht gefallen. Wie diese da.« Er deutete auf die Domina und schüttelte seinen runden Schädel. »Nein, das finde ich nicht gut. Dafür sollte man dich ebenso bestrafen, liebe Jessica.«
    Drehte er jetzt völlig durch? Ich sprach dagegen. »Es ist nur eine Darstellung, Mr. Bing. Jessica will damit den Menschen den eigenen Spiegel vor Augen halten. Mit den Puppen direkt hat es nichts zu tun. Das darf nicht persönlich genommen werden.«
    »Er soll ruhig sein!« sagte Bing.
    Blaumaske stand näher bei mir. Er ging nur einen Schritt und schlug mit dem Lauf der Waffe zu. Mit dem Schalldämpfer wirkte die Kanone wie ein handlicher Stock. Ich bekam soeben noch meine Arme hoch, um das Gesicht zu schützen. Der Hundesohn schlug zweimal. Als er zurücktrat, brannte meine linke Wange, wo sie einen Riß bekommen hatte. Jessica Long atmete scharf aus. »Ihr Verbrecher!« zischte sie. »Einen Wehrlosen zu schlagen, ihr…«
    »Sei lieber ruhig, meine Liebe«, sagte Mr. Bing. »Ich könnte sonst dir gegenüber meine guten Manieren vergessen.«
    Sie schwieg.
    Auch ich hielt mich zurück, wobei ich mich nur darüber wunderte, daß die beiden abgebrühten Gewalttäter auf einen Puppenmacher wie Mr. Bing hörten. Sie und ihn mußten wirklich starke Beziehungen verbinden. Die Wunde war nicht lang. Sie blutete nur. Der rote Lebenssaft hinterließ in Richtung Hals einen roten

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