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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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ins Haus zurückkommen würden.
    Schließlich löste sich der Bus aus dem Mob vor dem Revier, und Fotografen auf Motorrädern nahmen die Verfolgungsjagd auf, schossen durch den Verkehr und brachten sich und andere in Gefahr. Sie hatten Blut geleckt.
    »Also«, bellte Geraldine, »lassen wir die Frage mal einen Moment beiseite, wer den Mord... wie die arme Kelly zu Tode gekommen ist, und denken über die Chance nach, die sich durch ihr trauriges Ableben für euch Leutchen nun eröffnet hat. Ich spreche hier von grenzenlosem Ruhm, jenseits eurer kühnsten Träume. Diese Show wird weltweit gesendet werden, daran besteht kein Zweifel. Wenn ihr am Ende des Spiels auszieht, erkennt man euch in jeder Stadt, in jedem Dorf, in jedem Haus auf diesem Planeten. Denkt darüber nach. Wenn ihr euch trennt, ist die Geschichte in einer Woche vorbei. Ihr macht alle ein paar Kröten, indem ihr den Zeitungen von Kelly erzählt, und das war’s dann. Aber wenn ihr zusammenhaltet... wenn ihr zusammen wieder in das Haus zieht... ihr werdet die größte Geschichte auf der ganzen Welt, Tag für Tag für Tag!«
    »Sie meinen, die Leute sehen es sich an, weil sie rausfinden wollen, wer von uns Kelly ermordet hat?«, sagte Dervla.
    »Das ganz sicher«, räumte Geraldine ein. »Aber das versucht die Polizei ja sowieso, also könnt ihr es doch genauso gut in eurem Sinne nutzen. Außerdem ist an dieser Geschichte noch viel mehr dran, der menschliche Gesichtspunkt, wie ihr alle mit dieser Tragödie und miteinander fertig werdet. Glaubt mir, das Ganze ist eine einschneidende, endgültige Definition dessen, was gutes Fernsehen ausmacht.«
    Geraldine sah, dass sie alle nach wie vor mit den entsetzlichen, bestürzenden Veränderungen ihrer Lebensumstände zu kämpfen hatten.
    Sally meldete sich mit trauriger, leiser Stimme zu Wort, einer Stimme, die noch niemand von ihr gehört hatte. »Es wäre schön, einfach wieder zu Hause zu sein.«
    »Genau!«, rief Geraldine. »Sag ich doch.«
    »Nein, ich meine richtig zu Hause.«
    »Oh, verstehe... scheiß drauf. Das Haus ist jetzt euer richtiges Zuhause.« Geraldines eigenes Leben definierte sich derart ausschließlich über ihre Arbeit, dass sie schlicht und einfach nicht nachvollziehen konnte, wie jemand ernstlich in Erwägung ziehen konnte, einen Toast mit Marmelade und ein paar verdrückten Tränchen bei Mama auf dem Sofa dem größten Fernsehereignis seit Jahrzehnten vorzuziehen.
    »Also schön, sehen wir es mal so«, sagte Geraldine und schaffte es, leisere, versöhnlichere Töne anzuschlagen, nachdem sie den brüllenden Mob hinter sich gelassen hatten. »Wenn einer von euch sie ermordet hat, dann bedeutet das: Sechs von euch haben es nicht getan, stimmt’s? Sechs Leute, die entweder kneifen können, weil ein gewalttätiger Psychopath ihre große Chance ruiniert hat, oder sechs Leute, die den Mumm haben, für sich selbst geradezustehen. Vergesst nicht, dass es euer gutes Recht ist, diese Reise zur persönlichen Entfaltung fortzusetzen. Ihr habt das Recht, Stars zu sein. Denn unter uns gesagt, seid ihr alle starke, großartige, selbstbestimmte Menschen, also sage ich: Nutzt eure Chance! Hängt euch rein, denn ihr seid klasse, echt. Und das meine ich wirklich, wirklich ehrlich.«
    Aber noch immer schwankten sie.
    In dieses Haus zurück...
    In diesen Betten schlafen...
    Diese Toilette benutzen. Die Toilette, auf der erst vor wenigen Stunden...
    Nachdem sie es mit Wohlwollen versucht hatte, ging Geraldine nun wieder in die Vollen und spielte ihre beste Karte aus: die Wahrheit. »Na gut, dann sagen wir es, wie es ist, ja? Gestern habt ihr alle noch an einer beschissenen, kleinen, wenig originellen, nachgemachten Spielshow teilgenommen, wie es sie schon zehnmal gab. Ihr habt sie alle gesehen, und ihr wisst, dass die Leute darin im Grunde alle wie ein Haufen arroganter, selbstverliebter Arschgeigen aussehen. Meint ihr etwa, ihr steht besser da? Von wegen. Ich zeig euch die Bänder, wenn ihr wollt. Meine Fresse, die Zuschauer mochten Woggle lieber als euch. Stars? Nie im Leben. Kleine Ex-und-Hopp-Prominente, mehr wart ihr nicht. Das ist die Wahrheit. Ich sag es euch zu eurem eigenen Besten.«
    »Hören Sie mal...«, setzte David an.
    »Halt’s Maul, David, das hier ist meine Kiste, und jetzt rede ich.«
    David hielt sofort den Mund.
    » Jetzt allerdings«, fuhr Geraldine fort, »könnt ihr das alles ändern. Wenn ihr den Mumm habt, bekommt ihr die Chance, am faszinierendsten Fernsehexperiment aller Zeiten

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