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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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Zahnrädern des Kassettenrecorders hängen. Sie lief rot an.
    »Weiter«, forderte Coleridge sie auf.
    »Na ja, nachdem Kelly über mich rübergerutscht ist und weg war, haben Jazz und ich weiter... äh... gebumfidelt.«
    Coleridge sah, dass diese Wortwahl Hooper ein Lächeln entlockte, und sah ihn finster an. Seiner Meinung nach war es alles andere als amüsant, die Umstände zu erörtern, die zum Tod eines jungen Mädchens geführt hatten.
    »Und das war’s dann eigentlich schon«, endete Dervla. »Kurz danach hörten wir diesen Lärm, und Jazz ging raus, um nachzusehen, was los war und wer sich da ins Haus geschlichen hatte. Ich erinnere mich, wie erleichtert ich in dem Moment über die Störung war. So konnte ich mich sammeln und mir darüber klar werden, was ich da tat und wie weit ich mich hatte gehen lassen. Ich war froh, dass jemand der Party ein Ende bereitet hatte.«
    Dervla stutzte, als ihr aufging, wie schrecklich sie sich anhören musste. »Natürlich habe ich das anders gesehen, als mir klar wurde, was passiert war.«
    »Natürlich. Und Sie wissen nicht, was Kelly derart aufgewühlt haben könnte?«
    »Nein, das weiß ich nicht, aber ich vermute, jemand hat sein Glück bei ihr allzu sehr auf die Probe gestellt, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich hab schon immer gedacht, dass Kelly auf den ersten Blick etwas kokett war, aber unter der Oberfläche das, was meine Mutter als >nettes Mädchen< bezeichnet hätte. Ich glaube kaum, dass sie in der Kiste bis zum Äußersten gegangen wäre.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, neulich ist Hamish ihr raus in die Lotterlaube gefolgt, aber ich glaube nicht, dass er irgendwas hingekriegt hat... Ich meine, ich will natürlich nichts gegen Hamish sagen...«
    »Haben Sie bemerkt, dass irgendjemand Kelly gestern Abend gefolgt ist?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Ihrer eigenen Aussage nach befanden Sie sich in der Nähe des Ausgangs. Sind Sie sicher, dass Sie nichts bemerkt haben?«
    »Wie gesagt, ich war beschäftigt. Das Ganze war doch irgendwie eine flatterhafte Angelegenheit.«
    Später sollte Coleridge über Dervlas Wortwahl nachsinnen: »bumfideln«, »flatterhafte Angelegenheit«, als erzählte sie von einem unschuldigen Flirt auf einem Dorffest und nicht von einer Orgie.
    Nachdem Dervla verhört und wieder in den Konferenzraum zurückgekehrt war, diskutierten Coleridge und Hooper eine ganze Weile ihre Aussage.
    »Sehr mysteriös, dass sie nicht gemerkt haben will, wie die zweite Person die Kiste verlassen hat«, sagte Hooper.
    »Ja«, antwortete Coleridge. »Es sei denn...«
    Hooper beendete den Satz für ihn. »Es sei denn, sie wäre selbst diese Person.«

EIN SIEGER

28. Tag 19:30 Uhr

    Die Tür fiel hinter David ins Schloss. Er nahm seine Gitarre vom orangefarbenen Sofa und spielte ein trauriges Lied. Er war als Letzter nach Hause gekommen. Sie waren alle wieder da.
    Es hatte nie ernsthaft in Frage gestanden, ob sie weitermachen wollten. Als sie am frühen Morgen nach dem Mord in separaten Polizeiwagen weggefahren wurden, bekamen sie einen Eindruck vom Ausmaß des Interesses, das man ihnen künftig entgegenbringen würde. Die Leiche war noch nicht einmal kalt, und schon hatte sich die Nachricht so weit verbreitet, dass die ganze Welt vor ihrer Tür stand.
    Als sie acht Stunden später die Polizeiwache verließen, ohne dass man gegen einen von ihnen Anklage erhoben hatte, wurden sie von mehr als tausend Reportern erwartet.
    Tausend Reporter. Auf seiner jüngsten Reise nach Großbritannien hatte der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika lediglich zweihundertfünfzig angelockt.
    Und als Peeping Tom verkündete, die sieben verbliebenen Kandidaten hätten die Absicht, mit dem Spiel fortzufahren, rasteten Medien und Zuschauer beinahe aus. Denn nun waren sie nicht mehr nur sieben Kandidaten einer Fernsehshow, wie Geraldine gern öffentlich erklärte, sondern Mordverdächtige. Die einzigen sieben Verdächtigen.
    Es schien, als könnten die Menschen über nichts anderes reden. Bischöfe und Medienwachhunde bezeichneten die Entscheidung als einen Kollaps moralischer Maßstäbe, opportunistische Politiker hingegen begrüßten sie als Beweis einer offenen, entkrampften Gesellschaft, die »mit ihren Traumata locker umging«. Der Premierminister wurde aufgefordert, im Rahmen der Parlamentarischen Fragestunde einen Kommentar abzugeben, und versprach allen Ernstes, er wolle »auf die Menschen hören«, nach Möglichkeit versuchen, »ihrem Schmerz nachzuspüren« und sich

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