Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton

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zu schaffen gemacht, ohne zu wissen, an welcher?«
    »Ich war sehr betrunken.«
    »Hmmm«, machte Coleridge nach einer langen Pause. »So viel zu Ärzten und ihren sensiblen Händen.«
    Auch ohne einen Blick auf Peeping Toms Unterlagen zu werfen, hätte Coleridge auf den ersten Blick gesehen, dass David Schauspieler war. Seine traurige Miene hatte etwas Manieriertes an sich. Nicht dass es ihm nicht Leid getan hätte, trotzdem war ihm viel zu deutlich anzusehen, dass er sehr genau darauf achtete, wie er seine Trauer präsentierte. Die Pausen, bevor er sprach, waren zu lang, der aufrechte, männliche Blick in die Augen etwas zu aufrecht und allzu männlich. Er rauchte mehrere Zigaretten während des Verhörs, aber da er offensichtlich nicht inhalierte, hielt Coleridge diese Zigaretten für eine reine Requisite. Er hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger und wölbte die Hand um das brennende Ende, das auf seine Handfläche deutete. Keine sehr praktische Art, eine Zigarette zu halten, dachte Coleridge, doch es sah aus, als quälte er sich. Wenn David nicht Coleridge ernsthaft in die Augen sah, starrte er konzentriert seine Zigarette an.
    »Ich habe Kelly geliebt. Wir waren verwandte Seelen«, sagte er. »Sie war ein so freier, offener Geist. Ich wünschte nur, ich hätte sie besser gekannt. Aber in der Kiste habe ich sie bestimmt nicht mitbekommen. Um ehrlich zu sein, wäre Dervla eher mein Typ gewesen, wenn ich mir eine hätte angeln wollen, aber ich fürchte, ich war zu betrunken und viel zu orientierungslos, um Interesse für jemanden aufzubringen.«
    Es war alles so vage, so wirr. Im Stillen verfluchte Coleridge diese verängstigten, verwirrten jungen Leute. Oder zumindest sechs von ihnen. Dem Mörder konnte er nur zähneknirschend Respekt zollen. Sechs Leute waren dabei gewesen, als der Mörder aus der Kiste stieg, und doch waren sie alle zu betrunken und zu lüstern gewesen, als dass ihnen etwas aufgefallen wäre.
    Allein Dervla, mit der er zuletzt sprach, hatte ein wenig klarere Erinnerungen. Natürlich war es Coleridges erste Begegnung mit Dervla, aber er mochte sie sofort. Sie schien die Zuverlässigste der Gruppe zu sein: intelligent, aber offen und ehrlich. Er fragte sich, welcher Irrsinn ein nettes, gescheites Mädchen wie sie geritten hatte, sich in ein zutiefst nutzloses Unternehmen wie Hausarrest hineinziehen zu lassen. Er konnte es beim besten Willen nicht begreifen, andererseits hatte Coleridge ohnehin das Gefühl, nicht mehr allzu viel zu begreifen.
    Dervla schien als Einzige ihre Umgebung während dieser letzten Minuten im Schwitzkasten wahrgenommen zu haben. Sie erinnerte sich daran, dass sie, als sich das aufgeregte Mädchen eilig hinausgeschoben hatte, selbst nahe bei den Klappen gewesen sein musste, da sie die kühle Luft definitiv gespürt hatte. Außerdem war sie ziemlich sicher, dass es sich bei dem Mädchen, das über sie hinweggerutscht und durch die Klappen verschwunden war, höchstwahrscheinlich um Kelly gehandelt hatte.
    »Ich habe gespürt, wie ihre Brüste über meine Beine gestrichen sind, und die waren groß, aber nicht so groß wie Sallys«, sagte sie und errötete bei dem Gedanken an die Szenerie, die zweifellos in den Köpfen der Polizisten aufblitzte.
    »Noch irgendetwas über sie?«, fragte Coleridge.
    »Ja, sie hat vor Aufregung gebebt«, sagte Dervla. »Ich weiß, dass ich starke Spannung gespürt habe, fast Panik.«
    »Also war sie aufgewühlt?«, fragte Coleridge.
    »Ich versuche, mich zu erinnern, was ich in dem Moment gedacht habe«, sagte Dervla. »Ja, ich glaube, ich dachte, sie war aufgewühlt.«
    »Aber Sie wissen nicht, weshalb.«
    »Na ja, es war eine ganze Menge los in dieser Kiste, Inspector. Merkwürdigkeiten, an die man sich am nächsten Morgen nur ungern erinnern möchte, selbst wenn man sie nicht einem Polizisten erzählen muss.«
    »Merkwürdigkeiten? Drücken Sie sich bitte präzise aus.«
    »Ich wüsste nicht, wieso das wichtig sein sollte.«
    »Wir haben es hier mit einem Mordfall zu tun, Miss, und die Entscheidung darüber, was wichtig ist und was nicht, liegt ganz bestimmt nicht bei Ihnen.«
    »Na gut. Ich weiß nicht, was Kelly getrieben hat, bevor sie raus ist, aber ich weiß, dass sie am früheren Abend schon ziemlich heftig drauf war. Wie wir alle, und wir waren es immer noch. Für Jason und mich gab es auch bald kein Zurück mehr, oder zumindest glaube ich, dass es Jason war.« Sie senkte den Kopf, und ihr Blick blieb an den kleinen, rotierenden