Tödlicher Ruhm
staunend.
»Natürlich lügt sie, ihr blöden Pisser. Glaubt ihr ernsthaft, ich würde ein misshandeltes Kind aus der Klapse in meine hübsche kleine Spielshow lassen? Quatsch! Verrückter als Woggle will ich sie nicht haben. Mama und Papa von dieser kahlen Schlampe sind wohlauf und wohnen in Rusholme. Er hat einen Tabakladen, und sie arbeitet in einer Chemischen Reinigung.«
Darüber herrschte im Bunker einige Erleichterung, dennoch sorgte es für Aufregung. Es schien, als würde sich das Spiel im Haus nun doch interessanter gestalten als befürchtet.
»Seht euch an, wie höhnisch sie grinst, weil es dunkel ist und die anderen sie nicht sehen können«, meinte Geraldine und deutete auf die Einspielung einer der ferngesteuerten Kameras. »Aber sie weiß, dass wir sie sehen können, oh, ja! Sie lacht sich ins Fäustchen, oder? Sie weiß, dass die Zuschauer Quertreiber lieben. Man wird viel berühmter, wenn man böse ist. Hol mir einen Kaffee, ja, Darren? Nimm einen aus der Maschine in meinem Büro, nicht den Mist, den die Bande hier trinkt.«
Der unglaublich hübsche Neunzehnjährige bewegte seinen makellosen Körper und tat, wie ihm geheißen.
»Gut, dass du recherchiert hast, Geraldine«, meinte Fogarty. »Wenn du nicht wüsstest, dass Moon lügt, wären wir jetzt wohl alle reichlich nervös.«
»Ich hätte es auch so gewusst«, erwiderte Geraldine großspurig. »Diese schwachsinnigen Proleten da drin können sich vielleicht gegenseitig manipulieren, vielleicht sogar die Zuschauer, aber nicht mich, mein Freund.«
»Du meinst, du hättest erraten, dass sie lügt, selbst wenn du es nicht gewusst hättest?«
»Selbstverständlich. Diese Frau war in ihrem ganzen Leben nicht mal in der Nähe einer Nervenklinik. Sie hat zu viele Filme gesehen, das ist alles. Die Leute schreien und kreischen dort nicht. Und wenn doch, dann werden sie ziemlich schnell und heftig ruhig gestellt, das kann ich euch sagen. Und gegrapscht und befummelt wird man dort nur von Krankenschwestern. In psychiatrischen Anstalten ist es nachts still. Man hört nur Weinen, Schlurfen und Wichsen.«
Einen Moment lang lag ein verträumter Blick in Geraldines Augen, sodass sie ihrem versammelten Personal fast menschlich vorkam. Im nächsten Augenblick jedoch war sie wieder ganz die Alte. »Gut, packt das ganze Zeug zusammen. Das brauchen wir jetzt nicht. Ich konzentriere mich auf Woggle. Außerdem will ich nicht, dass irgendeine kahl geschorene Schlampe wie Moon die Zuschauer schon so früh beeinflusst. Ich beeinflusse die Zuschauer, nicht die verdammten Kandidaten. Aber bewahrt es auf. Könnte später nützlich werden.«
»Wie? Du meinst, du willst es später irgendwann einbauen?«, fragte Fogarty verblüfft.
»Vielleicht«, antwortete Geraldine. »Wer würde den Unterschied schon bemerken?«
»Aber... die Time-Codes auf dem Video... die würden nicht stimmen. Wir könnten sie nicht anpassen.«
»Natürlich kannst du das, du blöder Arsch. Es sind nur Ziffern auf dem Bildschirm. Man kann sie verändern. Geh einfach ins Apple-Menü und ruf den Control Panel auf.«
»Ich weiß, wie es geht, Geraldine«, erwiderte Bob Fogarty kühl. »Ich meinte, wir können es aus moralischen, professionellen Gründen nicht machen.«
»Unsere moralische und professionelle Pflicht besteht darin, der Öffentlichkeit, die uns unser Gehalt zahlt, gutes Fernsehen zu liefern. Wir sind keine beschissenen Anthropologen, sondern Entertainer, mein Freund. Bei uns läuft es nicht anders als bei Illusionisten, Mystikern, Zauberern, Hypnotiseuren und all den anderen verlogenen Gaunern, die dieses grandiose Business ausmachen, das wir Show nennen. Und jetzt schieb das Ganze in einen separaten Ordner, und versteck es irgendwo.«
Das Team sagte kein Wort mehr, sondern arbeitete schweigend, und alle hofften, dass nicht sie die Anweisung bekamen, Sequenzen zu bearbeiten, um sie in verkehrter Reihenfolge senden zu können, falls Geraldine tatsächlich etwas derart Ungeheuerliches plante. Die Aufmerksamkeit des Teams wandte sich dem allgemeinen Huschen von BHs und Unterhöschen auf den Bildschirmen zu. Die Mädchen machten sich bettfertig.
»Nippel-Alarm!«, rief Geraldine. »Augen auf!«
Jede von ihnen hatte ihren eigenen Stil. Sally stieg mit T-Shirt und Höschen ins Bett. Kelly ließ hin und wieder einen kurzen Blick zu, wenn sie ihr Hemd abstreifte und ins Bett abtauchte. Moon wanderte am liebsten splitternackt vor den Infrarotkameras hin und her, während Layla und Dervla
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