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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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am verschämtesten waren: Beide zogen lange Nachthemden über, bevor sie aus ihrer Unterwäsche stiegen. Als Geraldine dies am ersten Abend sehen musste, hatte sie sich vorgenommen, die beiden prüden Hühner irgendwann schon noch zu erwischen, wahrscheinlich unter der Dusche oder vielleicht im Pool, und deren Nippel im Sonntagabend-Special zu bringen. Sie würde nicht zulassen, dass zwei hochnäsige kleine Flittchen ihnen ihre nackte Haut vorenthielten. Was glaubten die eigentlich, wozu sie im Fernsehen waren?

    Die Stimmung im Schlafzimmer war gedrückt. An den letzten Abenden hatten die Mädchen gegackert und gekichert, wenn sie in die Betten stiegen, doch an diesem Abend herrschte Schweigen. Sie alle waren von Moons Enthüllungen zutiefst erschüttert. Nicht nur, weil es eine so traurige und schockierende Geschichte gewesen war, sondern auch weil ihr Kummer ganz ohne Frage das Mitleid der Zuschauer erregen und ihr nützen würde, wenn entschieden wurde, wer gehen musste. Es war wirklich seltsam, sich die ganze Zeit in Erinnerung rufen zu müssen, dass jedes Gespräch auch ein Gespräch zwischen Rivalen war, die miteinander um die Gunst der Zuschauer buhlten.
    »Ach, übrigens, Mädels«, sagte Moon schließlich. »Was ich euch eben alles erzählt habe... das war Schwachsinn. Tut mir Leid.«
    Wieder war es einen Moment lang totenstill.
    »Was?« Layla, die fast nie laut wurde, war außer sich vor Wut.
    »Mach dir keine Gedanken, Liebes«, sagte Moon mit ruhiger, sachlicher Stimme. »Ich hab mir nur einen kleinen Scherz erlaubt. Um mich von meinem entzündeten Nippel abzulenken.«
    »Du hast gesagt, du wärst missbraucht worden!«
    »Na ja, heutzutage sagt doch jeder, er wäre missbraucht worden, oder?«, antwortete Moon. »Mann, ey, wenn man sich diese Plakate von den Hilfsorganisationen anschaut, sieht es aus, als würde jedes Gör in diesem Land mehr oder weniger regelmäßig befummelt.«
    »Was hast du vor, Moon?«, fragte Dervla mit kaum verhohlener Wut.
    »Hab ich doch gesagt. Ich wollte mir nur einen kleinen Scherz erlauben«, sagte Moon. »Außerdem fand ich, dass unsere Sally ein bisschen zu ernst wurde, als sie so heftig über Kelly hergefallen ist, mehr nicht.«
    »Biest«, sagte Layla.
    »Blöde Kuh«, sagte Kelly.
    »Das war ein ziemlich fieser Trick, Moon«, sagte Dervla. »Sexueller Missbrauch ist kein besonders witziges Thema.«
    »Wieso, wir haben uns doch prima die Zeit damit vertrieben, oder?«, erwiderte Moon. »Gute Nacht.«
    Wieder war alles still. Schließlich brach Kelly das Schweigen. »Aber das mit deinen Brustimplantaten stimmte doch, oder?«, fragte sie.
    »Oh, ja, ohne meine Wummis würde es wohl nicht gehen. Die helfen mir beim Ausbalancieren, wenn ich oben auf dem Trapez stehe.«
    Als sich schließlich Stille über den Raum legte, glaubte Dervla Sally schluchzen zu hören.

33. Tag 17:10 Uhr

    Sechs Tage waren seit dem Mord vergangen, und Sergeant Hooper und sein Team waren nach wie vor damit beschäftigt, Peeping Toms riesiges Archiv aus ungesendetem Material zu durchforsten und nach einem Hinweis auf jenen Zwischenfall zu suchen, der irgendjemanden auf den Gedanken gebracht hatte, einen Mord zu begehen. Es war eine zermürbende Arbeit, selbst für Hooper, der ein großer Hausarrest-Fan war und sowohl dem Zuschauerprofil als auch den Werbeerwartungen hundertprozentig entsprach. Hooper war das Gegenteil von Coleridge: ein sehr moderner Polizist, ein hipper, cooler Bursche aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert, mit hängenden Hosen, Turnschuhen, Ohrstecker und einem Titanium-Apple-Mac-Powerbook. Hooper und seine Kumpels verpassten keine der zahlreichen Reality-TV-Shows, trotzdem machte auch ihm die Aufgabe, die nun vor ihm lag, schwer zu schaffen. Glücklicherweise standen der Polizei nicht sämtliche siebenhundertzwanzig Stunden tagtäglicher Aufnahmen zur Verfügung, da der größte Teil von den Cuttern bei Peeping Tom ausrangiert wurde. Aber dennoch blieben Hunderte Stunden übrig, und sie sich anzusehen war, als beobachtete man Farbe beim Trocknen. Schlimmer noch: Farbe trocknete wenigstens irgendwann, während diese Bande hier für immer und ewig feucht hinter den Ohren zu bleiben schien.
    Wieder bohrte Hamish in der Nase... Jazz kratzte sich am Hintern.
    Die Mädchen machten Yoga. Schon wieder.
    Garry machte noch mehr Liegestütze.
    Garry machte Klimmzüge am Türrahmen.
    Garry lief auf der Stelle...
    Langsam fing Hooper an, die Leute im Haus zu verachten — etwas, das er

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