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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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absolut nicht wollte. Ganz abgesehen davon, dass es ihm bei seinen Ermittlungen kaum weiterhelfen würde, waren das in gewisser Weise seine Leute. Sie teilten sowohl diverse Interessen und Ambitionen als auch die ehrliche Überzeugung, ein Anrecht auf das Glück zu haben. Hooper wollte nicht irgendwann wie Coleridge denken. Wie war dieser Mann überhaupt? Dauernd schimpfte er, die Bewohner hätten keinen Sinn für »Pflichtgefühl«, »Diensteifer« oder »Gemeinschaft«. Als wäre man ein Feind der Gesellschaft, wenn man groß rauskommen wollte.
    Nichtsdestoweniger fingen sie langsam an, ihm auf die Nerven zu gehen. Es lag einfach daran, dass sie nie irgendwas taten und — was noch nervtötender war — nie irgendetwas dachten. Dieser bedeutsamste Charakterzug des Menschen, die Fähigkeit zu abstraktem Denken, stand erzwungenermaßen einzig und allein im Dienste des... des... Nichts.
    Hooper fluchte im Stillen. Langsam dachte er wie Coleridge.
    Und Hinweise auf einen Mord gab es auch keine.
    Bis Trisha etwas entdeckte.
    Nicht viel, aber wenigstens etwas.
    »Sehen Sie sich das mal an, Sergeant«, sagte sie. »Arschiger kleiner Moment zwischen Tussi Kelly und Schwuchtel David.«
    »Arschig, Constable? Tussi? Schwuchtel?«, erwiderte Hooper mit Coleridges schulmeisterlichem Tonfall, was beiden ein düsteres Grinsen beim Gedanken an die linguistischen Beschränkungen entlockte, unter denen sie zu arbeiten hatten.
    Es war nur ein kleiner Zwischenfall, nur der Hauch einer Möglichkeit, aber andererseits hatte die Polizei schon lange die Hoffnung aufgegeben, dass etwas Offensichtliches geschehen würde.
    »Wir suchen nach einem Katalysator«, erklärte Hooper den versammelten Beamten. »In der Chemie kann manchmal das winzigste Element höchst explosive Resultate mit sich bringen, wenn man es zu anderen Verbindungen hinzugibt. Genau das suchen wir: einen winzig kleinen psychologischen Katalysator.«
    Es hatte sich gut angehört, als Coleridge es zu Hooper sagte, und es hörte sich noch besser an, als Hooper damit vor seine Leute trat. Coleridge mochte die richtigen Sätze sagen, aber Hooper hatte das Gefühl, als wüsste er, wie man sie an den Mann bringen musste.
    Der potenzielle Katalysator, den Trisha gefunden hatte, war wirklich ausgesprochen winzig. Die Sache war nicht interessant genug gewesen, dass Peeping Tom sie hatte senden wollen, aber Trisha fand sie interessant. Und Hooper ebenfalls.

9. Tag 12:20 Uhr

    Kelly, Jazz und David saßen zusammen im Whirlpool. Wie üblich redete David.
    »Ich finde interessant, was du gestern darüber gesagt hast, dass du schauspielern möchtest, Kelly. Denn im Grunde schauspielern hier drinnen doch alle. Das ist dir doch klar, oder? Dieses Haus ist eine Bühne, und alle Frauen und Männer sind nur Spieler.«
    »Stimmt nicht«, antwortete Jazz mit seinem stets überbordenden Selbstbewusstsein. »Ich bin hier wirklich ich selbst, Mann. Ich zeig nur, was ich auch echt habe, denn was ich habe, ist zum Verstecken viel zu schade.«
    »Was für ein Blödsinn! Niemand ist jemals wirklich er selbst.«
    »Und woher willst du das wissen, Mister Superschlau?«
    »Weil wir uns nicht wirklich kennen.«
    »Das ist doch Quatsch, was du da redest.«
    »Komm schon, gib es zu, Jason.«
    »Jazz.«
    »Wie auch immer. Hast du noch nie völlig überrascht irgendeine neue Seite an dir entdeckt, die dir vorher nie aufgefallen war?«
    »Na ja, einmal hab ich mich über einen Spiegel gehockt. Das war ein kleiner Schock, das kann ich dir sagen«, sagte Jazz, worauf Kelly laut zu lachen anfing — ein aufdringliches, entnervendes Lachen.
    Zumindest für David.
    »Ich hab mir direkt in den Arsch gestarrt, Mann«, fuhr Jazz breit grinsend fort, »und es fiel sogar mir schwer, das zu mögen!«
    Plötzlich wurde David wütend. Er nahm sich selbst sehr ernst und wollte gern, dass auch die anderen es taten.
    »Ich kann dir versichern, Jason, dass wir im Leben alle nur Schauspieler sind und uns so darstellen, wie die anderen uns sehen sollen. Deshalb verstehen diejenigen unter uns, die tatsächlich Schauspieler sind, wie ich etwa, unsere Welt und die Menschen weit besser als gewöhnliche Menschen. Wir kennen die Tricks, wir verstehen die Zeichen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir in einer Welt voller Darsteller leben. Manche von uns sind subtil, andere sind Schmierenkomödianten, aber wir alle schauspielern. Deinen Auftritt zu durchschauen, Jazz, damit bestreite ich meinen Lebensunterhalt.«
    Jazz schwieg

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