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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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nicht getan, was sie taten. Aber abgeschnitten, wie sie von der Außenwelt waren, hätten sie sich nie träumen lassen, dass dieser stinkende Flohzirkus, der sich nirgendwo hinsetzen konnte, ohne einen Fleck zu hinterlassen, zum Helden wurde.
    Natürlich war es nicht fair. Geraldine wusste, dass es nicht fair war, dennoch war es keine große Überraschung, dass es ihr egal war. Geraldine wusste, dass niemand mit Woggle leben konnte. Tatsächlich waren die anderen neun Kandidaten unglaublich tolerant. Die meisten Menschen hätten Woggle vermutlich längst ermordet. Aber das Fernsehen ist — wie das Leben — nun mal nicht fair, und Geraldine, die nichts ahnend eine nationale Hysterie erschaffen hatte, bearbeitete die Aufnahmen mit dem größten Vergnügen in diese Richtung.
    Daher zog sie es vor, die geduldigen und einleuchtenden Bemühungen nicht zu senden, mit denen die Bewohner Woggle dazu überreden wollten, seine Sachen zu waschen, sein Zeug wegzuräumen und sich vor allem um seine Flöhe zu kümmern. Sie zeigte nicht, wie Kelly ihm nachts Decken brachte und Dervla dafür sorgte, dass sich seine Lebensmittelwünsche auf der Einkaufsliste wieder fanden. Sie zeigte lediglich ein paar Ausschnitte der langatmigen Diskussionen, die Garry, Jazz und Woggle über Fußball führten — eine Leidenschaft, die alle drei teilten. Nein, Geraldine sprang direkt zu dem Tag, an dem sich Garry, Jazz, David und Hamish auf Woggle stürzten, als dieser im Garten lag, und sie ihn mit Gewalt auszogen, seine Kleider verbrannten und dann den zappelnden, entrüsteten Mann mit Flohpulver einpuderten.

11. Tag 19:30 Uhr

    Der Zwischenfall geschah am zweiten Donnerstag unter Hausarrest, dem Tag der ersten Nominierungen.
    Peeping Toms Regeln waren ziemlich gleich wie bei allen ähnlichen Sendungen, die es bisher gegeben hatte. In jeder Woche forderte man die einzelnen Bewohner auf, im Geheimen zwei Leute zu nominieren, die gehen mussten. Anschließend wurde in einer öffentlichen Telefonabstimmung ermittelt, wer von den beiden, die am häufigsten nominiert waren, aus dem Haus geworfen wurde.
    Um den Bewohnern eine Möglichkeit zu geben, sich kennen zu lernen, hatte in der ersten Woche keine Abstimmung stattgefunden, deshalb kam es am elften Tag zur ersten Nominierung. Sie fand am Nachmittag statt, ehe die Öffentlichkeit am Abend zu sehen bekam, wer wen nominiert hatte, und die Kameras live zu den Bewohnern gingen, die erfuhren, wer am kommenden Sonntag rausfliegen sollte. Sobald diese Live-Sendung vorbei war und man in den Gesichtern aller Beteiligten nach Erleichterung, Schadenfreude, Gehässigkeit und derartigen Regungen gesucht hatte, kehrte man für den Rest der Sendung zur üblichen Zusammenfassung sämtlicher Aktivitäten jenes Tages zurück.
    Als Erstes bekamen die Zuschauer am elften Abend die Nominierungen zu sehen. Mit einer Ausnahme hatten alle für Woggle gestimmt. Seltsamerweise handelte es sich bei demjenigen, der nicht für Woggle gestimmt hatte, keineswegs um Woggle, was für das Reality-TV eine Premiere war.
    »Ich plädiere selbst dafür, dass man mich rauswirft«, leierte Woggle in die Kamera des Beichtstuhls, »weil ich dieses grässlich entzweiende Gladiatorensystem von ganzem Herzen verabscheue, da es auf dem hierarchischen Prinzip beruht, dass die Gesellschaft Sieger und Verlierer produzieren muss, ein Prinzip, das unausweichlich einen einzelnen Oligarchen mit sich bringt, was, und darüber sollten wir uns voll und ganz im Klaren sein, nichts anderes als Faschismus darstellt. Daher biete ich mich als Opfer an, um gegen die unübersehbar zynische Erstellung eines vorgetäuscht demokratischen Prozesses zu protestieren, der die wahre Demokratie unterminieren soll. Meine andere Stimme gebe ich Jason, weil sein Deodorant meine Nebenhöhlen verstopft.«
    Nach dieser erstaunlichen Demonstration, die Woggle in den Augen seiner verzückten Zuschauerschaft nur umso liebenswerter machte, wirkten die anderen Nominierungen vergleichsweise lahm.
    David stimmte für Woggle und für Layla, weil er Layla für eine nervige und aufgeblasene Tussi hielt.
    Kelly stimmte für Woggle und für Layla, weil sie meinte, Layla halte sich für etwas Besseres.
    Jazz stimmte für Woggle und für Sally, weil es ihn nervte, dass Sally so humorlos damit umging, lesbisch zu sein.
    Hamish stimmte für Woggle und für David, weil er meinte, er hätte bessere Chancen bei den Frauen, wenn David nicht mehr da wäre.
    Layla stimmte für Woggle und für

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