Tödlicher Ruhm
Prinz von Dänemark in diesem Augenblick tiefster Trauer sprach, stets bei mir zu behalten. Einfach um mich daran zu erinnern, dass die Welt schön ist und es eine Kränkung Gottes ist, an ihr zu verzweifeln.«
Am liebsten hätte Jazz David an den Kopf geworfen, er sei ein aufgeblasener Sack, aber er tat es nicht. David hatte irgendetwas an sich. Aus seiner kolossalen Selbstgefälligkeit sprach etwas so Liebreizendes und Betörendes, etwas zutiefst Unverhohlenes, dass Jazz unwillkürlich ein wenig davon berührt war.
Keiner von ihnen wusste so richtig, woran er war, was David betraf. Die offensichtliche Aufrichtigkeit, mit der sich David selbst liebte, war irgendwie ziemlich überzeugend. Eine derart wahre Liebe wie die, die David für sich selbst empfand, konnte nicht so ohne weiteres vom Tisch gewischt werden. Sie hatte etwas beinahe Edles an sich. Die anderen starrten vor sich hin und konnten sich offenbar nicht entscheiden, was sie denken sollten.
Bis auf Kelly.
Im Monitorbunker war der Zwischenfall in jener Nacht nicht aufgefallen, da sich die Redakteure auf die Großaufnahme konzentrierten und Kelly der Kamera den Rücken zuwandte, aber die Polizei besaß sämtliche verfügbaren Videoaufnahmen der Szene: Dieses Mal hatten sie Glück. Einer der Live-Kameramänner hatte die gegenüberliegende Perspektive eingenommen, und die Disk war nicht gelöscht worden. Es handelte sich um ein Dreierbild von Kelly, Moon und Hamish auf dem orangefarbenen Sofa.
Kelly grinste böse — kaum die passende Reaktion auf Davids Selbstmordabsichten, so absurd wichtigtuerisch sie auch klingen mochten.
»Sie hat dieses Tattoo schon mal gesehen«, sagte Hooper.
»Ja, das scheint mir auch so«, meinte Coleridge.
34. Tag 10:00 Uhr
Während sich einige der jüngeren Polizisten daranmachten, das Internet nach den Worten »Korkwicken Danzig« abzusuchen und durch diverse Stimmdecoder zu schicken, schoben Coleridge und seine engsten Mitarbeiter David für den Augenblick beiseite und widmeten sich dem Thema Woggle.
»Ich habe das Gefühl, wenn man die Zuschauer fragen würde, gab es in der zweiten Woche tatsächlich nur einen Bewohner im Haus«, sagte Coleridge bei einem Blick auf die Auswahl der Sendefassungen, die Trisha und ihr Team für ihn vorbereitet hatten. »Woggle, Woggle, Woggle und noch mal Woggle.«
»Ja, Sir«, antwortete Trisha. »Für kurze Zeit wurde er so etwas wie ein kleines landesweites Phänomen. Halb Großbritannien hat über ihn gesprochen, und die andere Hälfte hat sich gefragt, wer eigentlich dieser Woggle war, von dem alle redeten. Erinnern Sie sich nicht daran?«
»Sehr vage, Constable.«
»Je abstoßender er wurde und je heftiger er bestritten hat, abstoßend zu sein, desto mehr haben ihn die Leute geliebt.«
»Ich werde nie vergessen, wie sie ihn gezeigt haben, als er sich die Flöhe aus seinen Dreadlocks gezupft hat«, warf ein anderer Constable ein. »Wir haben im Pub gesessen, und es lief in der Glotze. Wir konnten alle nur noch nach Luft schnappen. Das war echt krass.«
»Krass, es sich anzusehen. Ziemlich unerträglich, wenn man damit leben musste«, sagte Trisha. »Diese Flöhe haben die ganze Sache fast zum Kippen gebracht. Schade eigentlich, denn dann wäre niemand ermordet worden.«
»Und wir müssten uns nicht dieses unsinnige Geschwätz ansehen«, bemerkte Coleridge. »Haben diese Sadisten von Peeping Tom ihnen denn kein Flohpulver gegeben?«
»Doch, haben sie, aber Woggle wollte es nicht benutzen. Er hat gesagt, seine Flöhe seien Lebewesen, und obwohl er das Jucken nicht mochte, wollte er sie auf keinen Fall ermorden.«
»Oh, mein Gott!«, stieß Coleridge hervor. »Ein abstrakter Gedanke! Ein moralischer Blickwinkel! Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben.«
»Also, für die anderen Bewohner war die Sache alles andere als abstrakt, Sir. Und Woggles Flohdebatte hat das ganze Land in Bann gehalten.«
10. Tag 15:00 Uhr
Woggle saß in seiner Ecke, umringt von seinen Mitbewohnern.
»Meine Flöhe zwingen euch zur Auseinandersetzung mit eurer Doppelmoral«, wehrte sich Woggle. »Würdet ihr einen Fuchs jagen?«
»Ja, würde ich, verdammte Scheiße«, sagte Garry, während die anderen jedoch einräumen mussten, dass sie es nicht tun würden. Und David, Layla und Moon waren sogar bei den jüngsten Anti-Jagd-Kampagnen mehr oder weniger aktiv gewesen, wie sich herausstellen sollte.
»Die Fuchsjagd ist verabscheuungswürdig«, sagte David mit gewohnter stiller Überlegenheit.
»Und
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