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Tödlicher Ruhm

Tödlicher Ruhm

Titel: Tödlicher Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Elton
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sich so schmutzig? Wieso fühlte sie sich wie ein armseliges Flittchen? Doch bestimmt nur, weil sie verkatert war, oder? Schließlich wusste sie, dass nichts passiert war. War etwas passiert? Hatte sie Hamish näher rangelassen, als gut für sie war?
    Ganz bestimmt nicht. Sie war sich ganz sicher. Sie erinnerte sich genau. Sie hatte mit ihm rumgeknutscht und war dann eingepennt. Nachdem sie genau so weit gegangen war, wie sie hatte gehen wollen.
    Woher kam dann dieses Gefühl? Woher das Unbehagen?
    Da war etwas, irgendwas an ihr, das sie nicht recht in Worte fassen konnte, nur dass sie sich fragte... War irgendwas passiert? Wie denn? Sie konnte sich genau erinnern, immer. Das zeichnete sie beim Trinken aus: Sie erinnerte sich immer an alles, was sie getan hatte. Und was nicht.
    Und auch jetzt erinnerte sie sich. Sie hatte ihn geküsst und war eingepennt. Und dennoch... sie hatte so ein Gefühl, als hätte man sie...
    Missbraucht? War es das? Fühlte sie sich missbraucht? Bestimmt nicht. Niemals.
    Es war reine Einbildung. Bestimmt. Das Peeping-Tom-Haus war der sicherste Ort auf Erden. Die Kameras sahen ununterbrochen zu. Niemand würde unter solchen Umständen ein derartiges Risiko eingehen. Und schon gar nicht Hamish. Er war ein guter Typ. Und Arzt.
    Irgendein anderer? Später? Nein, es war absoluter Irrsinn. Selbst jetzt, als sie dasaß und nachdachte, wurde sie von fünf Kameras beobachtet. Fünf Anstandswauwaus, denen nichts entging, behielten sie im Blick. Wieder sah sie lächelnd zu ihnen auf. »Ja, gut, dass nichts passiert ist, hm? Du bist mein Beschützer, oder, Peeping Tom? Mein Dad muss sich doch keine Sorgen machen, oder? Mir kann nichts passieren, wenn du zusiehst.«

    Im Monitorbunker flippte Geraldine, die noch in den frühen Morgenstunden atemlos herbeigestürzt war, um am Ende nichts als eine riesige Enttäuschung zu erleben, beinahe aus.
    »Das ist nicht der Sinn der Sache, du blöde Kuh!«, schrie sie Kelly auf den Monitoren an. »Das ist absolut überhaupt nicht der Sinn der Sache!«

    Kelly kam aus der Hütte und tauchte sofort in den Pool. Sie zog nicht mal ihre Jeans aus. Es war eine spontane Idee, ein plötzliches Bedürfnis, sich rein zu waschen. Und wieder war ein Mikro für 500 Pfund hinüber.
    Hinter den Glastüren schliefen alle noch. Jazz, Moon und Sally hatten sich gar nicht erst die Mühe gemacht, vom Sofa aufzustehen.
    Selbst Hamish war irgendwann eingeschlafen, auch wenn seine Träume unruhig und von Schuldgefühlen gebeutelt waren. Und als er aufwachte, wurde es immer schlimmer. Wusste sie davon? Wusste irgendwer davon? Was hatten die Kameras gesehen? Nichts. Wenn doch, hätte Peeping Tom eingegriffen, denn anderenfalls machten sie sich der Förderung einer Straftat schuldig. Nein, nein. Hamish war sich sicher, dass von außen nichts Verdächtiges zu sehen gewesen war. Falls doch, hatte niemand was gesagt. Entlarvt werden konnte er nur von jemandem im Haus. Ob Kelly sich erinnerte? Wie sollte sie? Sie hatte geschlafen. Sie hatte definitiv geschlafen.

19. Tag 8:00 Uhr

    Kelly ging nicht zu Bett. Nachdem sie trockene Sachen übergezogen hatte, machte sie sich einen Becher Tee, setzte sich aufs grüne Sofa und versuchte, diesen Verdacht abzuschütteln, mit dem sie aufgewacht war.
    Eine Stunde später kam Dervla an ihr vorbei, als sie auf dem Weg zur Dusche war. Wie alle anderen war auch Dervla lange wach gewesen, aber sie wollte nicht ausschlafen. Sie schlief nie aus, da sie morgens immer die Erste in der Dusche sein wollte. Sie wollte in den Spiegel sehen.
    »Guten Morgen, Kelly«, sagte Dervla. »Wurde gestern kurz mal eng mit Hamish, was?«
    »Wie meinst du das? Wir haben uns doch nur ein bisschen amüsiert.«
    Der Umstand, dass Kelly sofort in die Defensive ging, entlockte Dervla ein Lächeln. Vielleicht war doch was passiert.
    »Na ja, ihr wart beide ziemlich betrunken, oder? Und er hat dich den ganzen Abend schon angesabbert, mit hängender Zunge, aber echt. Wenn der arme Kerl nicht vor dir eingeschlafen wäre, hättest du ihn wahrscheinlich mit einem Stock verscheuchen müssen.«
    »Vor mir eingeschlafen? Hat er das so gesagt?«
    »Hat er... Bist du okay, Kelly?«
    »Ja! Ja, absolut«, erwiderte Kelly viel zu eifrig, ehe sie sich in Schweigen hüllte.
    Dervla ging duschen und ließ Kelly allein. Sie hörte, wie sich die Kamera hinter dem Glas bewegte.
    »Morgen, Herr Kameramann«, sagte sie, während sie sich unter ihrem T-Shirt einseifte. »Ich hoffe, es geht Ihnen besser als

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