Tödlicher Ruhm
Bewohner dem Alkohol.
»Lasst euch Zeit!«, rief Jazz.
»Ja, jedenfalls, bis wir alles ausgetrunken haben«, fügte Garry hinzu.
Im Monitorbunker drückten alle die Daumen. Es war ohne jeden Zweifel die bisher sexuell vielversprechendste Entwicklung. Atemlos beobachteten die Redakteure und Assistenten, wie das angetrunkene Pärchen von einer Kamera zur nächsten torkelte und nacheinander über die einzelnen Bildschirme zog.
Auf halbem Weg zum Schlafzimmer änderten sie ihren Kurs. Es war Kellys Idee. Sie packte Hamish beim Hemd und bugsierte ihn durch die Schiebetüren in die warme Nacht hinaus. Gemeinsam wankten sie zum Pool, und einen Augenblick lang fragten sich die Zuschauer, ob sie vielleicht Schwein haben würden und eine kleine Nacktbadeshow zu sehen bekämen.
»Kamera vier, unter den Pool, aber fix!«, bellte Pru in ihre Gegensprechanlage, worauf unten in den Kameragängen eine schwarz behängte, roboterähnliche Gestalt den Korridor entlangglitt und unter dem gläsernen Boden des Pools in Position ging.
Doch obwohl das angesäuselte Pärchen am Rand entlangschwankte, sich leidenschaftlich küsste und schallend lachte, fielen die beiden nicht hinein.
»Oh, mein Gott! Ich glaube, sie sind auf dem Weg zur Ballerbude!« Pru konnte ihre Aufregung kaum verbergen. »Ruf Geraldine an!«
Die Ballerbude war eine Holzhütte, die man hinter dem Pool aufgebaut und mit Kissen und verhängten Lampen ausgestattet hatte. Sie sah aus, als hätte jemand ein arabisches Liebeszelt in einer Gartenlaube einrichten wollen. Peeping Tom hatte die Hütte in der durchschaubaren Hoffnung dort hingestellt, dass das eine oder andere Pärchen vielleicht die Gelegenheit nutzen würde, um — sobald sie den neugierigen Blicken der Mitbewohner entkommen konnten — dort Sex zu haben. Man hoffte, das Vorhandensein von nicht weniger als fünf Kameras in diesem kleinen Raum würde die Leidenschaft nur mäßig dämpfen.
Kelly führte Hamish in die Bude, wo sie sich albern kichernd auf den Berg von Kissen fallen ließen.
Hamish hatte von Anfang an ein Auge auf Kelly geworfen, und die Kameras turnten ihn an. Ganz abgesehen von der erregenden Vorstellung, mit Kelly zu schlafen, während Millionen eifersüchtiger Männer zusahen, erschien ihm dies als großartiger Ausgangspunkt für die Moderation seiner eigenen quasi-medizinischen Fernseh-Sex-Show zu sein, für die er sich bereits den Titel Hier Spricht Dr. Popp ausgedacht hatte.
Die Küsse wurden länger, drängender... innigere, noch betrunkenere Küsse. Theatralische, animalische, gurgelnde Küsse. Küsse, bei denen eher der Exhibitionismus als die Leidenschaft im Zentrum stand, denn wenn sich Kelly und Hamish — selbst in ihrem alkoholisierten Zustand — über etwas im Klaren waren, dann darüber, dass sich dieser Augenblick morgen Abend in der Sendung und dann am nächsten Morgen in den Zeitungen wiederfinden würde. Welch ungeheuer erregender Gedanke! Dass sie einfach nur ihre Münder aufeinander pressen mussten, um sich selbst zu Stars zu machen!
Getrieben von echter Lust und reinem, prahlerischem Exhibitionismus, wagte Hamish einen Vorstoß. Sanft schob er seine Hand unter den Saum von Kellys weitem Hemd. Den ganzen Abend schon war ihm und den vier Millionen Zuschauern, die es sich später ansehen würden, klar, dass Kelly keinen BH trug.
»Mh-mh, so gut kennen wir uns noch nicht«, hauchte Kelly und schob seine Hand beiseite.
Im Bunker saßen alle inzwischen ganz vorn auf ihren Stühlen.
»Hat er ihre Titte berührt? Haben wir die Magnum gewonnen?«
»Ich glaub nicht, sie hat ihn gebremst.«
»Blöde Kuh! Lass ihn mal drücken, Mädchen, mach schon. Tu es für England!«
»Ich glaube, er könnte sie berührt haben, echt.«
»Wir müssen die Wiederholung abwarten.«
»Ist sowieso noch reichlich Zeit. Seht sie euch an.«
In der Ballerbude war Hamishs Enttäuschung über den fehlgeschlagenen Versuch bereits vergessen. Anscheinend war Kelly schon wieder scharf.
»Ich hab ‘ne Idee«, schlug sie vor. »Lass uns heute hier übernachten, hm? Dann sind wir echt berühmt: Hamish und Kelly schlafen zusammen im Liebesnest am Pool! Ha, ha!« Dann zog sie ihre Jeans aus.
»Yeah!«, riefen alle im Monitorbunker und reckten ihre Fäuste in die Luft, als Kellys atemberaubender Hintern, bekleidet (wenn man es überhaupt so bezeichnen konnte) mit einem winzigen G-String, ins Bild kam.
»Oh, yeah!«, riefen sie noch einmal, und ihre Finger zitterten buchstäblich an den
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