Tödlicher Ruhm
mir.« Sie schob ihre glitschige, seifige Hand in ihre Unterhose.
Hinter dem Glas summte leise der Elektromotor der Kamera, als sie sich scharf stellte. Wäre die Dusche nicht angestellt gewesen, hätte Dervla es vielleicht gehört.
Die Nachricht war bereits geschrieben, als Dervla ans Waschbecken trat, um sich die Zähne zu putzen. Der Tonfall des Schreibers hatte sich verändert.
»K ist deine Feindin«, stand da. »Scheißschlampe liegt noch vorn. Geilt die Jungs auf, um nicht nominiert zu werden.« Außerdem hatte der unsichtbare Finger die ersten vier Worte unterstrichen.
»K ist deine Feindin.«
36. Tag 23:50 Uhr
Sergeant Hooper überlegte, ob er sich ein Taxi rufen sollte. Er hatte einen langen, erfolglosen Tag gehabt, was die Mordermittlungen anging, gefolgt von einer nicht unerheblichen Menge an Bier und Fast Food, und jetzt war es an der Zeit, einen Abflug zu machen.
So weit war der Abend mit den Jungs ganz nett gewesen, aber langsam wurde ihm langweilig. Nicht dass er irgendwas gegen Pornografie einzuwenden hatte, auch wenn er selbst kein sonderlich engagierter Konsument war, aber er hatte nie besonders viel Sinn darin gesehen, sich einen gemeinsam mit seinen Kumpels reinzuziehen. Seiner Meinung nach bestand der Sinn von Pornos doch in der sexuellen Stimulation — entweder für Sex mit sich selbst oder mit einem Partner. Dazu gab es sie. Um dabei zu onanieren oder um sie sich mit einer Freundin anzusehen, wenn man den Horizont nächtlicher Aktivitäten erweitern wollte. Allerdings stand er überhaupt nicht darauf, mit glasigen Augen bei einem Freund auf dem Sofa zu hocken und nach Feierabend in Gesellschaft sturztrunkener Bullen rumzusabbern — mit einem Döner in der einen Hand und einer Dose Bier in der anderen.
»Ihr seid ein jämmerlicher Haufen«, sagte er. »Ich hau noch mein Bier weg und lass euch allein. Aber macht mir keine Flecken auf das Sofa.«
»Du versteht das nicht, Hoops«, sagte Thorpe, ein Detective von der Sitte. »Es geht dabei nicht um Sex, sondern um Qualität. Wir sind Kritiker. Pornos sind eine Kunstform, und wir sind aficionados. Wusstest du, dass es bei den Porno-Oscars in Cannes einen Preis für den besten Come-Shot gibt?«
»Das finde ich doch reichlich schwer zu schlucken«, erwiderte Hooper und handelte sich damit unwillkürlich etwa fünf Minuten hysterisch betrunkenes Gelächter ein.
»Pornografie ist ein legitimes Filmgenre«, beharrte Blair. »Genauso wichtig wie zum Beispiel der Abenteuerfilm oder die Romantische Komödie.«
»Wie gesagt, Blair, du bist jämmerlich«, erwiderte Hooper. »Wieso kannst du nicht ehrlich sein? Du siehst dir das Zeug an, weil du davon einen Ständer kriegst. Nichts für ungut, Mann, das kann ich verstehen. Ich weiß nur nicht, wozu du dabei Gesellschaft brauchst.«
»Du irrst dich, Hoop, du verstehst es einfach nicht. Das Ganze hat was Verbindendes. Wir sprechen über die Filme, die Schauspieler, das Stöhnen, ob eine goldene Dusche gelungen ist, ob der Schwanz, der reingeschoben wird, wirklich dem Typen gehört. Wir haben hier ein Kritikerforum. Und du glaubst anscheinend, dass alle Pornofilme gleich sind.«
»Sind sie das nicht?«
»Genauso wenig wie Horrorfilme oder Western. Ist Butch Cassidy das Gleiche wie Für eine Handvoll Dollar ? Natürlich nicht. Ist der Exorzist das Gleiche wie ein Hammer-Horror? Wohl kaum. Und genauso ist es bei Pornos. Zum Beispiel der, den ich hier einlege. Das ist ein Billig-Teil, echtes Hardcore-Nageln. Ein echt fieser, schmieriger, dreckiger Streifen.«
»Danke für die Warnung, Kumpel«, sagte Hooper und trank sein Bier aus. »Ich glaub, den lass ich aus. Ich nehme mir ein Taxi.«
»Du bist verrückt. Du verpasst einen Klassiker, eine Ikone der Kultur. Die Akkordficken- Serie ist ein Meilenstein des Genres.«
Hooper war schon auf dem Weg zur Tür, als in seinem Kopf eine Glocke schrillte. »Welche Serie?«, fragte er und drehte sich um.
» Akkordficken. Legendärer, harter Volle-Pulle-Porno. Keine schwachsinnige Handlung, kein langatmiges Vorspiel. Es ist genau das, was auf der Hülle steht. Akkordficken ist der Titel, und ein Akkordficken ist es auch. Das hier ist Nummer drei, ein früher Film, wirklich nur was für Kenner. Die Serie hatte noch nicht zu sich gefunden. Der anerkannte Höhepunkt der Reihe ist Akkordficken Neun, und die hat reichlich Preise gewonnen, nicht weniger als...«
»Gibt es auch Akkordficken Zwanzig?«, fragte Hooper sichtlich aufgeregt.
»Kann man wohl sagen.
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