Tödlicher Schnappschuss
ein Bild und tippte auf einen schlanken Mann, den Maja auf Ende zwanzig,
Anfang dreißig schätzte. »Die beiden machen Geschäfte,
und ich will nicht wissen, worum es dabei ging.«
»Also doch
Industriespionage«, entfuhr es Maja. »Das hat nichts mit
Alexandra Voosen zu tun - die beiden hier wickeln ein ganz anderes Geschäft
ab.« Sie drehte sich zu Ulbricht um. »Demnach
hatte Grundmann doch recht: Es geht gar nicht um die Erpresserfotos eines
Callgirls, denn das hier ist wohl eine Nummer größer.«
Sie beugte sich vor, um Einzelheiten besser erkennen zu können.
»Aber wer ist das hier?«
Dauber zuckte die Schultern.
»Das sollten wir
herausfinden. Und wenn wir ihn haben, dann wissen wir sicherlich mehr.«
»Leichter gesagt als
getan.« Maja atmete hörbar aus und rieb sich die brennenden
Augen. Eigentlich sehnte sie sich nach einem Bett und einer Mütze
Schlaf, doch daran war nicht zu denken. Nicht, so lange noch ein
mehrfacher Mörder auf freiem Fuß war.
»Wo soll dieser
Golfclub denn sein? Vielleicht erfahren wir dort mehr, wenn wir das Foto
des jungen Mannes zeigen.« Ulbricht erinnerte sich daran, dass
Hartmann während des eigenartigen Treffens in der Salzgrotte der
Hufeland Therme einen Golfclub erwähnt hatte.
»Das ist der Club in
Hummersen, in der Nähe von Polle, wenn ich mich nicht täusche«,
erwiderte der Oberkriminalrat. »Ein gemeinnütziger Verein und
Mitglied im Deutschen Golfverband. Eine Besonderheit des Platzes ist, dass
das fünfte Loch an die Lügder Ortschaft Hummersen in
Nordrhein-Westfalen führt.«
»Da hätte ich ja
wieder was zu melden«, grinste Ulbricht, doch Dauber war nicht zum
Scherzen zumute. »Also sollten wir dem Club einen Besuch abstatten.«
Maja hatte einige Bilder im
Menü ausgewählt und druckte sie aus. Dann erhob sie sich, schlüpfte
in die Jacke und nahm die Fotos aus dem Drucker. Ulbricht warf einen flüchtigen
Blick darauf und überlegte, woher er den jungen Mann, mit dem sich
Hartmann getroffen hatte, kannte.
Dauber hatte anscheinend
keine Einwände gegen einen Besuch im Golfclub, und so gab Maja
Ulbricht ein Zeichen.
»Komm schon«,
sagte sie wie selbstverständlich. »Oder willst du hier Wurzeln
schlagen?«
VIERUNDZWANZIG
»Du bist total verrückt«,
stellte Maja fest, während sie in den Beifahrersitz gepresst wurde.
Der Motor dröhnte auf, als Ulbricht das Gaspedal des Porsche bis zum
Bodenblech durchtrat. Er grinste nur.
»Das ist der Wagen
eines Mordopfers, mit dem du hier spazieren fährst. Und ich sitze
neben dir und werde mir eine Menge Ärger mit Dauber einfangen,
Norbert«, schimpfte Maja, während die Landschaft an ihnen vorüberzufliegen
schien.
»Wir brauchen einen
schnellen Wagen, und außerdem war es ein Kindheitstraum von mir,
einmal mit einem Porsche loszuziehen.« Ulbrichts Hände lagen
ruhig auf dem Sportlenkrad. Es war offensichtlich, dass er die rasante
Fahrt nach Polle genoss. »Außerdem steht mein Opel noch in der
Werkstatt in Holzminden.«
»Norbert, du scheinst
mich nicht zu verstehen: Der Wagen steht nicht für Dienstfahrten zur
Verfügung. Die Kollegen der KTU werden ihn zur Fahndung ausschreiben,
wenn sie feststellen, dass der Porsche nicht mehr vor der
Polizeiinspektion steht. So etwas zieht mit allergrößter
Sicherheit ein Disziplinarverfahren nach sich.«
Ulbricht schüttelte den
Kopf.
»Dauber weiß,
dass ich damit unterwegs bin. Ich wollte es dir ja schon gestern in
Pyrmont sagen, als Alders' Leute den Schlüssel in Voosens Haus
gefunden haben, aber du hast mich einfach nicht zu Wort kommen lassen.«
»Du bist einfach unmöglich.«
»Das macht mich so
einzigartig«, schmunzelte Ulbricht, als er das Tempo am
Ortseingangsschild von Polle drosselte. Von hier aus war es nicht mehr
weit. Er hielt sich in Richtung Lügde und entdeckte schon bald das
erste Schild, das auf die Ortschaft Hummersen hinwies.
Den Rest des Weges ließ
er sich von Maja erklären. Das Gelände des Golfclubs lag in der
seichten Hügellandschaft des Weserberglandes eingebettet. Wer hier
spielte, hatte die Natur gleich vor der Haustür und konnte sich an
der frischen Luft erfreuen. Als Ulbricht den Porsche auf dem Parkplatz des
Golfplatzes abstellte, drang die Sonne durch die tiefhängenden
Wolken. Ulbricht atmete tief durch und blickte sich auf dem Parkplatz um.
Hier standen Limousinen
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