Tödlicher Schnappschuss
förmlich vor Spuren aller Art. Tagsüber
halten sich dort Hobby-Höhlenforscher auf; nachts treiben sich
Jugendliche da herum. Aber wir haben einen Fußabdruck aufgenommen,
der besonders tief im weichen Waldboden eingesunken war, um das mal salopp
auszudrücken. Schuhgröße 43, hat so ziemlich jeder zweite
deutsche Mann, ist also nicht ganz leicht. Aber diese Spuren stammen
entweder von einem schwergewichtigen Mann, oder…«
»Oder von einem Mann,
der einen leblosen Körper mit sich herumtrug«, brummte
Ulbricht. »Das ist doch schon mal ein Ansatz. Sicher haben Sie das
Profil analysiert?«
»Klar.« Schmittke
wusste nicht recht, ob er den fremden Kollegen als Vorgesetzten oder als
Gleichgestellten behandeln sollte. »Ich habe heute in aller Frühe
mit dem LKA in Hannover telefoniert.« An Ulbricht gewandt, fuhr er
fort: »Dort gibt es 40.000 Paar Schuhe, sodass wir so ziemlich jedes
handelsübliche Sohlenprofil einem Hersteller und meist sogar dem
Modell zuordnen können. Das funktioniert nach Profilabmessung und
Anordnung.«
»Geschenkt, Schmittke.
Ich sagte doch, Ulbricht ist einer von uns. Er leitet in Wuppertal das KK
11 und kennt sich auch in der Spurensuche einigermaßen aus.«
»Gut, dann weiter: Es
handelt sich bei dem Schuh um das Modell Outlander vom Hersteller Karo
Schuhe, einer deutschen Marke, wie gesagt in Größe 43. Auffällig
ist, dass am rechten Schuh ein Stück Profil fehlt.« Schmittke
sprang auf, trat neben Maja und klappte eine dünne Mappe auf, die er
mitgebracht hatte. Darin befanden sich Profilabdrücke des Herstellers
sowie eine Rekonstruktion der Fußspuren, die man am Fundort der
Leiche gemacht hatte.
»Zweifelsfrei«,
nickte Maja, die ein paarmal hin und her geblättert hatte. »Saubere
Arbeit, Schmittke.«
»Danke. Jetzt müsst
ihr nur noch den Besitzer des Schuhs finden, dann seid ihr einen Schritt
weiter - im wahrsten Sinne des Wortes.«
»Moment, ich kenne das
exakte Modell zwar nicht, aber die Marke Karo Schuhe sagt mir etwas. Nicht
ganz billig, die Treter.« Ulbricht schaute auf seine eigenen,
ausgelatschten Hush Puppies und beschloss spontan, sich demnächst ein
paar neue Schuhe zu kaufen.
»Was ist mit Plagiaten?«,
fragte Maja und versuchte sich das Muster der Schuhsohle einzuprägen.
Schmittke schüttelte den
Kopf. »Auch wenn es so ziemlich allen Mist, auch Markenschuhe, als
Billigkopie aus Fernost gibt, so können wir in diesem Fall davon
ausgehen, dass der Schuh echt ist - und somit nicht zum Standardsortiment eines
Schuhgeschäfts an der Ecke gehört.«
Ulbricht sprang auf. »Auf
zu Arndt Hartmann. Worauf warten wir noch?«
Wie auf ein geheimes Kommando
klingelte das Telefon auf Majas Schreibtisch. Dauber rief an.
»Ihr könnt sofort
aufbrechen, ich habe mit dem Richter telefoniert - einen
Durchsuchungsbeschluss können wir nachreichen, sollte er
Schwierigkeiten machen. Ich habe schon ein Tatort-Team losgeschickt, die
warten aber auf Sie.«
»Hört sich gut an,
danke!« Maja erhob sich und gab Ulbricht ein Zeichen. »Worauf
wartest du? Auf zu Hartmann. Ich will mir seine Schuhsammlung ansehen.«
»Typisch Frau«,
grinste Ulbricht. »Wir suchen hier einen dreifachen Mörder, und
du fährst los, um dir teure Schuhe anzugucken.«
Maja stöhnte auf.
»Bin schon dabei.«
Ulbricht zwinkerte Schmittke zu und zog den Mantel über, bevor er an
Majas Seite das Büro verließ. Endlich kam Bewegung in den Fall.
Hameln, Klütviertel,
8.20 Uhr
Die Villa stand in der
teuersten Wohngegend der Stadt und war von einer mannshohen Hecke vor
neugierigen Blicken geschützt. Eine breite Treppe führte zum
Eingangsportal hinauf, das von massiven Steinsäulen flankiert wurde.
Am Straßenrand erblickte sie schon drei weitere zivile Einsatzwagen
der Polizei sowie zwei Streifenwagen. Als Maja den Wagen in einer kleinen
Lücke parkte, öffneten sich die Türen der anderen Fahrzeuge. Die Kollegen nickten
Maja und Ulbricht zu und folgten ihnen in einigem Abstand. Ihr Teamleiter
war Kriminalhauptkommissar Hansen; ein stämmiger Bursche mit kurz
geschorenem Haar. Hansen trat auf Maja und Ulbricht zu und reichte ihnen
die Hand.
»Und - wie sollen wir
vorgehen?«
»Wir werden ihm ein
paar Fragen stellen, während ihr das Haus durchsucht. Noch einmal der
Hinweis auf die Schuhe.« Maja hielt die Mappe hoch, in der sich der
Print des Schuhabdruckes von der
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