Tödlicher Schnappschuss
Rothesteinhöhle befand. »Und
das übliche: DNA-Spuren und so weiter und so fort.«
Maja lächelte Hansen müde
an. Im Gegensatz zu ihr hatte er seinen Dienst um halb sieben angefangen
und schien recht ausgeschlafen zu sein. »Ihr macht das schon«,
war Maja sich sicher.
Zu dritt begaben sie sich zum
Haus. Hinter keinem der Fenster brannte trotz des trüben Tages Licht.
Ein kühler Wind fegte um die Hausecken. Ulbricht zog den Kopf
zwischen die Schultern und kräuselte die Nase, als ihm ein dicker
Regentropfen direkt auf die Nasenspitze platschte.
»Ist das ein Scheißwetter«,
knurrte er.
Neben der Eingangstür
war eine Gegensprechanlage samt Kamera ins Mauerwerk eingelassen. »Gleich
sind wir ja im Trockenen«, lächelte Maja und legte einen Finger
auf den vergoldeten Klingelknopf. Drinnen schlug ein tiefer, melodischer
Gong an. Im Haus herrschte Stille, und Maja klingelte noch einmal.
»Nichts«,
murmelte sie und blickte Ulbricht mit vielsagendem Blick an.
»Aber der Hausherr ist
anwesend«, erwiderte Ulbricht und zeigte mit dem Daumen auf einen
neuwertigen Mercedes der S-Klasse, auf dessen Hamelner Kennzeichen
die Initialen von Arndt Hartmann prangten. »Und ich freue mich schon
ihn wiederzusehen.«
»Norbert, das ist nicht
der richtige Zeitpunkt für dumme Sprüche.« Maja bedachte
ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. Nach der kurzen Nacht im Büro
lagen ihre Nerven sichtlich blank.
»Dann gib mir dein
Okay, und ich trete die Tür ein«, erwiderte er unbeeindruckt.
Maja antwortete nicht. Sie
gab Hansen ein Zeichen. »Er öffnet nicht - wir sollten einmal
ums Haus gehen und versuchen, durch die Fenster zu blicken.«
»Wird gemacht.«
Hansen nickte, ging zu seinen Mitarbeitern und gab ihnen Instruktionen.
Das Team schwärmte aus und umrundete die Villa, um einen Blick durch
eines der Fenster zu erhaschen. Das alles lief ohne den geringsten Lärm
ab; niemand sprach ein Wort. Es war eine fast surreale Stimmung an diesem
trüben Morgen. Maja hatte ein ungutes Gefühl bei der Aktion.
»Da stimmt was nicht«,
unkte Ulbricht und versenkte die Hände in den Hosentaschen.
Einer der Männer, die
die Rückseite der Villa inspiziert hatten, kam zu ihnen.
»Da liegt eine männliche
Person auf dem Fußboden im Wohnzimmer. Ich konnte es nicht genau
erkennen, glaube aber, dass der Mann tot ist. Seine Augen stehen offen,
aber er rührt sich nicht. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es
sich bei dem Mann um Arndt Hartmann handelt.«
»Wir gehen rein«,
zischte Hansen und gab ein paar Kommandos. Dann ging alles ganz schnell.
Die Spezialisten holten Werkzeugkoffer aus dem Auto und hatten die massive
Haustür innerhalb kürzester Zeit geöffnet, um in
Zweierteams die Villa zu durchsuchen.
Einer betrat jeweils einen
Raum und ließ sich von seinem Partner mit der Dienstwaffe im
Anschlag absichern. Immer wieder hörten Maja und Ulbricht, die am
Hauseingang warteten, ein knappes »Sauber«, wenn die
Durchsuchung eines Zimmers abgeschlossen war. In einem solchen Fall ging
Hansens Team davon aus, dass sich der Täter möglicherweise noch
im Haus aufhielt. Es dauerte knapp fünf Minuten, dann erschien Hansen
im Türrahmen. Seine Miene war versteinert.
»Der Kollege hatte
leider recht«, murmelte er. »Wir sind zu spät gekommen.
Arndt Hartmann liegt tatsächlich tot im Wohnzimmer. Er wurde
erschossen, mehr kann ich noch nicht sagen.« Dann stutzte er.
»Stand er nicht unter Mordverdacht?«
»Eigentlich schon«,
seufzte Maja. »Aber wir waren anscheinend auf dem Holzweg. Jetzt
fangen wir wohl wieder bei null an und suchen einen vierfachen Mörder.«
Hameln, Zentraler
Kriminaldienst, 10.30 Uhr
Schlecht gelaunt und
sichtlich frustriert kehrten Maja und Ulbricht in die Polizeiinspektion
zurück. Sie hatten, so gut es ging, die Kollegen vor Ort unterstützt
und hatten die Nachbarn von Arndt Hartmann befragt.
Die Nachricht vom Tod des
Immobilienmoguls hatte große Betroffenheit ausgelöst, und
eigentlich schien Arndt Hartmann in seinem Viertel ein angesehener Marin
gewesen zu sein.
Er war mit einer Waffe des
Kalibers neun Millimeter aus nächster Nähe erschossen worden,
und der einzige Schuss war tödlich gewesen. Die Kriminaltechniker hatten die Patronenhülse
sichergestellt und untersuchten das Geschoss noch heute.
»Der Mord an Alexandra
Voosen passt so gar nicht ins Bild«,
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