Tödlicher Schnappschuss
Beatrice verheiratet war, muss ich Ihnen sicherlich nicht
sagen, dass er über den außerehelichen Sohn nicht sonderlich glücklich
war. Doch die Kindesmutter hat sich nicht zu einer Abtreibung bewegen
lassen, und so wuchs der Junge ohne Vater auf. Studierte in Hannover und
ging seinen Weg, den Hartmann finanziell unterstützte - aber immer
so, dass Beatrice nichts davon mitbekam. Wahrscheinlich handelt es sich
bei dem Treffen auf unserem Clubgelände auch um eines dieser
ungeliebten Treffen zwischen den beiden. Ich glaube, Hartmann hat seinen
Fauxpas mehr als einmal bereut. Doch er war Manns genug, um zu seinem
Fehler zu stehen. Es wurde erst schwierig, als der Junge sein Erbe
einklagen wollte - das muss nach der Tragödie gewesen sein, bei der
Beatrice ums Leben kam.«
»Moment«,
unterbrach Ulbricht ihn. »Wie, sagten Sie, lautete der Name des
Jungen?«
»Jan«, erwiderte
Gregor Obermann. »Er lebt mit seinem Partner in Bodenwerder.
Allerdings hat sein Vater ihm ein Haus in Irland gekauft. Wahrscheinlich
war Arndt jedes Mittel recht, um seinen unehelichen Sohn so weit wie möglich
aus dem Licht der Öffentlichkeit zu halten.« Er lächelte
nachsichtig. »Ist ja auch nicht leicht, so etwas.«
Ulbricht hatte sich bereits
erhoben. »Komm, Maja«, sagte er.
An Gregor Obermann gewandt,
bedankte er sich für die Hilfe. Er mahnte Maja zur Eile, dann saßen
sie auch schon wieder im Porsche.
FÜNFUNDZWANZIG
Bodenwerder, 12.15 Uhr
Torsten Maar wirkte sichtlich
verschlafen, als er die Tür seines Fachwerkhauses in der Homburgstraße
öffnete. Wahrscheinlich hatten ihn die Polizisten aus dem Bett
geklingelt.
»Sie schon wieder«,
empfing er sie, als er Ulbricht erkannt hatte. Dann erblickte er Maja, die
ihm bei einem Fotoshooting Modell gestanden hatte. Seine Miene hellte sich
auf.
»Dann sind Sie sich
wohl einig geworden?«, fragte er grinsend.
»Pardon - wovon reden
Sie?« Maja verstand nicht, worauf Maar hinauswollte.
»Na die Bilder - sie
sind wunderschön geworden. Und dieser Mann hier hat sich dafür
interessiert. Sicherlich sind Sie gemeinsam gekommen, um Abzüge zu
bestellen.«
Ulbricht wandte sich zu Maja
um und sah, dass sie rot im Gesicht wurde.
»So«, sagte sie.
»Er wollte Abzüge?«
»Maja, das war Zufall«,
stammelte Ulbricht und schüttelte den Kopf.
»Darüber reden wir
später, Norbert.« Dann wandte sie sich an den Fotografen.
»Wir müssen mit Ihrem Freund sprechen.«
»Mit Jan?«
Misstrauen lag in Torsten Maars Blick. »Er schläft noch, ist
erst spät nach Hause gekommen und war hundemüde.«
»Wo war er denn?«
Ulbricht fixierte sein Gegenüber mit Blicken und bemerkte, dass Maar
plötzlich unsicher zu sein schien. Er wurde blass und rang mit den
feingliedrigen Händen. Hatte er etwas zu verbergen?
»Müssen Sie nicht
arbeiten?«, fragte Maja in die entstandene Stille hinein.
»Ich habe keine Termine
heute, wenn Sie das meinen.« Maar gab den Eingang frei. »Wir
nutzen das Haus als Wohnung und als Arbeitsplatz, so können wir Geld
sparen und ich habe alles unter einem Dach.«
»Als wenn es Jan Lorenz
ums Geld ginge«, brummte Ulbricht und erntete für die Bemerkung
einen sauren Blick von Maar. »Hat er doch einen wohlhabenden Vater,
der ihn unterstützt, wo er nur kann.«
»Tut er das? Das wäre
mir neu. Er behandelt Jan wie einen Bastard, anstatt ihn im Erbe zu
bedenken. Jan muss hart arbeiten, um…«
»Das soll er uns lieber
selbst erzählen«, unterbrach Maja ihn unwirsch. »Vielleicht
könnten Sie uns jetzt zu Ihrem Lebensgefährten bringen?«
»Natürlich.«
Maar fuhr sich durch das Haar und nickte. Im Gänsemarsch erklommen
sie eine knarrende Treppe, die ins obere Stockwerk des windschiefen Hauses
führte. Im Schlafzimmer, einem Raum mit niedriger Decke und einem
kleinen Fenster, das in den Garten des Hauses hinaus zeigte, trafen sie
Torsten Maars Freund an. Er hockte im Schneidersitz und in Boxershorts auf
dem französischen Bett und blickte die Besucher entsetzt an, als sie
ihm ihre Dienstausweise präsentierten.
»Wir haben ein paar
Fragen an Sie«, begann Maja das Gespräch.
»Darf ich mir etwas
anziehen?« Der uneheliche Sohn von Arndt Hartmann stand auf und schlüpfte
in einen Morgenmantel, der über einem
stummen Butler gelegen hatte.
»Sie sind der Sohn von
Arndt Hartmann«, stellte Ulbricht fest.
Der junge
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