Tödlicher Schnappschuss
erklärte sie.
»Erinnert mich an den
Weserkai in Holzminden.«
»Hat eine gewisse
Ähnlichkeit, ja.« Dann buffte sie ihm freundschaftlich in die
Seite. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe jetzt
einen Bärenhunger.«
Tatsächlich verspürte
auch er ein leichtes Ziehen in der Magengegend. »Ich könnte
auch eine Kleinigkeit vertragen. Auf die Vollpension im Kurhotel musste
ich ja heute verzichten.« Erst jetzt fiel ihm auf, dass er immer
noch diesen albernen Hausanzug des Hotels trug. Maja hatte ihm keine Zeit
gelassen, sich umzuziehen. Dafür hatte er sich ja schnell eine Tasche
mit Sachen zum Umziehen mitgenommen. Auch seinen heiß geliebten
Mantel hatte er in der Eile zusammengeknüllt und in die Tasche
gestopft. Siedend heiß erinnerte er sich an das Foto von Christian
Vorberg und der rätselhaften Schönheit, das er in der
Manteltasche trug. Er haderte mit sich, verwarf die Idee aber wieder. Sie
hatten Feierabend, und es war höchste Zeit, einmal auf andere
Gedanken zu kommen.
»Ich muss dich warnen,
viel habe ich nicht im Angebot. Die Zeit hat mal wieder nicht gereicht, um
einzukaufen.«
»Das kenne ich.«
Er winkte lächelnd ab. Zu Hause bestand sein Ernährungsplan
meist aus Fast Food. Auch das war wohl ein Grund, weshalb sein Arzt ihm
zur Kur geraten hatte. Immer wieder hatte ihm der Doktor ausgewogene Ernährung
ans Herz gelegt, immer wieder hatte er ihm empfohlen, ein wenig Sport zu
treiben und vor allem, das Rauchen aufzuhören. Überrascht
stellte Ulbricht fest, dass er tatsächlich noch keine einzige
Zigarette geraucht hatte. Und es fehlte ihm nicht.
»Ich werde sehen, was
die Kühltruhe bietet«, riss ihn Majas Stimme aus den Gedanken.
»Was hältst du von Pizza?«
»Ich liebe Pizza.«
»Gut. Dann entschuldige
mich.« Sie verschwand in der Küche, und er blickte zum Fenster
hinaus und hing seinen Gedanken nach, während
er sie mit Geschirr herumhantieren hörte. Ulbricht musste sich
eingestehen, nicht mehr er selbst zu sein. Lange schon hatte er dieses
entspannte Gefühl von Harmonie nicht mehr empfunden. In den letzten
Jahren hatte er sich hinter einer harten Schale verborgen und niemanden an
sich herangelassen. Maja Klausen war eine interessante Frau: Sie war stark
und selbstbewusst und besaß sogar genug Mumm, um ihn in die
Schranken zu weisen, wenn es nötig war.
Unwillkürlich dachte er
an den Fall.
Wer konnte es auf Christian
Vorberg abgesehen haben? Die unbekannte Schöne auf dem Foto? Die, mit
der sich auch dieser Steuerberater hatte fotografieren lassen? Mal
angenommen, sie hätte etwas mit dem Fall zu tun, dann arbeitete sie
nicht allein, denn bei dem Fahrer des Toyota hatte es sich einwandfrei um
einen Mann gehandelt. War er der Verbündete der Unbekannten? Womöglich
würde er jetzt, nachdem er nur knapp mit dem Leben davongekommen war,
auspacken und ein umfangreiches Geständnis ablegen. Immerhin hatten
die Polizisten im Kofferraum seines Fahrzeugs Diebesgut entdeckt. Die
Auswertung der Computer würde ihren Verdacht bestätigen, dass es
sich um exakt die Rechner handelte, die in Vorbergs Wohnung entwendet
worden waren. Ulbricht fragte sich auch, welche Rolle er in dem Spiel
spielte. Vermutlich hatten sie ihn beobachtet, wie er Vorbergs Wohnung
aufgesucht hatte, noch vor dem Eintreffen der Polizei. Danach hatte er
sich mit Maja am Weserufer unterhalten, und wahrscheinlich hatten sie dort
auch gesehen, wie er ihr den Speicherchip gezeigt hatte. Und damit führte
der Weg zu ihm. Sie waren ihm bis nach Bad Pyrmont gefolgt und hatten sein
Zimmer durchsucht. Er fragte sich wirklich, welch brisantes Material sich
auf dem Chip befand. Als sie die Dateien in der Polizeistation gesichtet
hatten, waren es ausschließlich Fotodateien, die sie gefunden
hatten. Ulbricht verstand nicht allzu viel von Computern. Er wusste nicht,
ob es eine Möglichkeit gab, Dateien unsichtbar auf einer
Speicherkarte abzulegen. So unsichtbar, dass sie nur von Spezialisten
gesichtet werden konnten.
Andererseits - vielleicht
waren es auch wirklich die Bilder, die einem Zeitgenossen sauer aufgestoßen
waren. Vorberg hatte die Reichen und Schönen der Region abgelichtet.
Ein wohlhabender Zeitgenosse würde es sich wahrscheinlich eine Stange
Geld kosten lassen, um brisantes Fotomaterial ein für alle Mal
verschwinden zu lassen. Doch würde dieser Mann auch einen
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