Tödlicher Schnappschuss
gerichtet.
»Wir hatten früher
auch Vectra mit Automatikgetriebe. Außerdem ist da noch die Konsole
für das Blaulicht vorhanden. Und an der langen Antenne auf dem Dach
habe ich es erkannt. Du fährst also auf Kosten des Steuerzahlers mit
dem Dienstwagen zur Kur?«
»Hältst du mich für
so dummdreist?« Ulbricht war entrüstet.
»Da vorne rechts rein.
Eine kleine Stichstraße, die auch zur Pyrmonter Straße gehört.«
Kleinere Häuser säumten
die Straße, in der Maja wohnte.
»Da vorne ist es«,
sagte sie und deutete durch die Windschutzscheibe nach rechts. »Sogar
mit einem freien Parkplatz gleich vor dem Haus.«
»Jedem das, was er
verdient«, grinste Ulbricht und brachte den alten Opel vor einem
blau gestrichenen Holzzaun zum Stehen. »Schön hast du es«,
fügte er dann hinzu.
»Ja. Frei nach
Ulbricht: Jedem das, was er verdient.« Nun lachte sie. Ulbricht löste
den Sicherheitsgurt. »Und, um das zu klären: Nein, das ist kein
Dienstwagen. Die alte Karre wäre einer Landesbehörde ja wohl
peinlich, meinst du nicht? Sieh dir doch nur mal den überquellenden
Aschenbecher an und die Staubschicht auf dem Armaturenbrett. Der Motor
macht auch seit heute komische Geräusche. Aber das war mal ein Dienstwagen. Meiner, um genau zu
sein. Und als die Kiste ausgemustert wurde, tat sie mir fast ein bisschen
leid. Und ich hatte es satt, zu Fuß zu gehen und habe mir von meinem
Ersparten den Wagen in Düsseldorf ersteigert. Dort werden alle
ausgemusterten Behördenfahrzeuge bei einer Versteigerung unters Volk
gebracht. Und ich habe meine alte Kiste gleich nach der Versteigerung
wieder mit nach Hause genommen.« Er seufzte, war es nicht gewohnt,
lange Reden zu schwingen. »So, ich hoffe, nun bist du beruhigt.«
»Na gut.« Maja
stieß die Tür auf und zog eine Grimasse, als die Scharniere mit
einem ohrenbetäubenden Quietschen aufschwangen. »Bisschen
Öl könnte nicht schaden«, murmelte sie.
Ulbricht war ausgestiegen. Er
klaubte die leichte Reisetasche vom Rücksitz und folgte Maja durch
den kleinen Vorgarten, nachdem er den Wagen abgeschlossen hatte.
Irgendjemand in der Nachbarschaft grillte. Der würzige Geruch wehte
durch die kleine Straße, und Ulbricht atmete tief ein. Hinter einer
der Hecken fand eine kleine Party statt. Man unterhielt sich gut gelaunt,
man lachte und hörte leise Musik. Maja schien das alles nicht zu
bemerken. Sie stand bereits im Hauseingang und wartete auf ihn.
»Tse«, machte er.
»Als wenn ich Privatfahrten mit einem Dienstwagen machen würde.«
Oben angekommen, nahm sie ihm
die Tasche ab und brachte sie gleich ins Schlafzimmer, das am Ende des
schmalen Flurs lag. »Fühl dich wie zu Hause«, sagte Maja
und führte ihn durch die Wohnung. Er bemerkte, dass sie stolz auf ihr
Heim war. Es gab zwei Zimmer, eine kleine Küche mit Essecke und ein
geräumiges Bad. Im Schlafzimmer bestimmten warme Farben das Bild; es
gab einen Kleiderschrank, der eine Querwand einnahm und
ein französisches Bett neben dem Fenster. Von hier aus hatte man
einen wunderschönen Ausblick in den Garten. Das Highlight war jedoch
das große und helle Wohnzimmer mit dem gemütlichen Sofa, dem
kleinen Tisch davor und einem Sideboard, auf dem sich der Fernseher
befand. Ein recht neues Gerät in stattlicher Größe, wie
Ulbricht feststellte. Dagegen war seine kleine Flimmerkiste zu Hause das
reinste Mäusekino. Vom großen Fenster aus konnte man bis
hinunter zur Weser blicken.
»So lässt es sich
leben, was?«, bemerkte Ulbricht sichtlich beeindruckt. Maja besaß
durchaus Geschmack, denn die Wohnung war für seine Verhältnisse
gemütlich und modern eingerichtet. Nicht zu viel Schnickschnack, so
wie er es damals schon bei seiner Exfrau Birgit gehasst hatte.
»In unserem Beruf hat
man nicht viel Freizeit, aber was erzähle ich dir? Und wenn ich dann
mal für ein paar Stunden zu Hause sein kann, dann möchte ich
mich einfach wohlfühlen und abschalten.«
Er nickte und schämte
sich fast ein wenig für seine bescheidene Wohnung in Wuppertal.
»Was ist das da unten?«,
fragte er, um schnell das Thema zu wechseln.
Sie trat neben ihn, und er
atmete den feinen Duft ihres Parfüms ein. Schon viel zu lange hatte
er vergessen, wie gut Frauen riechen konnten. Maja blickte hinunter. Der
Fluss glänzte im Abendlicht, und ein schwerer Frachter zog gemächlich
gen Norden.
»Das ist das Torbayufer«,
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