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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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gerichtet.
    »Wir hatten früher
     auch Vectra mit Automatikgetriebe. Außerdem ist da noch die Konsole
     für das Blaulicht vorhanden. Und an der langen Antenne auf dem Dach
     habe ich es erkannt. Du fährst also auf Kosten des Steuerzahlers mit
     dem Dienstwagen zur Kur?«
    »Hältst du mich für
     so dummdreist?« Ulbricht war entrüstet.
    »Da vorne rechts rein.
     Eine kleine Stichstraße, die auch zur Pyrmonter Straße gehört.«
    Kleinere Häuser säumten
     die Straße, in der Maja wohnte.
    »Da vorne ist es«,
     sagte sie und deutete durch die Windschutzscheibe nach rechts. »Sogar
     mit einem freien Parkplatz gleich vor dem Haus.«
    »Jedem das, was er
     verdient«, grinste Ulbricht und brachte den alten Opel vor einem
     blau gestrichenen Holzzaun zum Stehen. »Schön hast du es«,
     fügte er dann hinzu.
    »Ja. Frei nach
     Ulbricht: Jedem das, was er verdient.« Nun lachte sie. Ulbricht löste
     den Sicherheitsgurt. »Und, um das zu klären: Nein, das ist kein
     Dienstwagen. Die alte Karre wäre einer Landesbehörde ja wohl
     peinlich, meinst du nicht? Sieh dir doch nur mal den überquellenden
     Aschenbecher an und die Staubschicht auf dem Armaturenbrett. Der Motor
     macht auch seit heute komische Geräusche. Aber das war mal ein Dienstwagen. Meiner, um genau zu
     sein. Und als die Kiste ausgemustert wurde, tat sie mir fast ein bisschen
     leid. Und ich hatte es satt, zu Fuß zu gehen und habe mir von meinem
     Ersparten den Wagen in Düsseldorf ersteigert. Dort werden alle
     ausgemusterten Behördenfahrzeuge bei einer Versteigerung unters Volk
     gebracht. Und ich habe meine alte Kiste gleich nach der Versteigerung
     wieder mit nach Hause genommen.« Er seufzte, war es nicht gewohnt,
     lange Reden zu schwingen. »So, ich hoffe, nun bist du beruhigt.«
    »Na gut.« Maja
     stieß die Tür auf und zog eine Grimasse, als die Scharniere mit
     einem ohrenbetäubenden Quietschen aufschwangen. »Bisschen
     Öl könnte nicht schaden«, murmelte sie.
    Ulbricht war ausgestiegen. Er
     klaubte die leichte Reisetasche vom Rücksitz und folgte Maja durch
     den kleinen Vorgarten, nachdem er den Wagen abgeschlossen hatte.
     Irgendjemand in der Nachbarschaft grillte. Der würzige Geruch wehte
     durch die kleine Straße, und Ulbricht atmete tief ein. Hinter einer
     der Hecken fand eine kleine Party statt. Man unterhielt sich gut gelaunt,
     man lachte und hörte leise Musik. Maja schien das alles nicht zu
     bemerken. Sie stand bereits im Hauseingang und wartete auf ihn.
    »Tse«, machte er.
     »Als wenn ich Privatfahrten mit einem Dienstwagen machen würde.«
    Oben angekommen, nahm sie ihm
     die Tasche ab und brachte sie gleich ins Schlafzimmer, das am Ende des
     schmalen Flurs lag. »Fühl dich wie zu Hause«, sagte Maja
     und führte ihn durch die Wohnung. Er bemerkte, dass sie stolz auf ihr
     Heim war. Es gab zwei Zimmer, eine kleine Küche mit Essecke und ein
     geräumiges Bad. Im Schlafzimmer bestimmten warme Farben das Bild; es
     gab einen Kleiderschrank, der eine Querwand einnahm und
     ein französisches Bett neben dem Fenster. Von hier aus hatte man
     einen wunderschönen Ausblick in den Garten. Das Highlight war jedoch
     das große und helle Wohnzimmer mit dem gemütlichen Sofa, dem
     kleinen Tisch davor und einem Sideboard, auf dem sich der Fernseher
     befand. Ein recht neues Gerät in stattlicher Größe, wie
     Ulbricht feststellte. Dagegen war seine kleine Flimmerkiste zu Hause das
     reinste Mäusekino. Vom großen Fenster aus konnte man bis
     hinunter zur Weser blicken.
    »So lässt es sich
     leben, was?«, bemerkte Ulbricht sichtlich beeindruckt. Maja besaß
     durchaus Geschmack, denn die Wohnung war für seine Verhältnisse
     gemütlich und modern eingerichtet. Nicht zu viel Schnickschnack, so
     wie er es damals schon bei seiner Exfrau Birgit gehasst hatte.
    »In unserem Beruf hat
     man nicht viel Freizeit, aber was erzähle ich dir? Und wenn ich dann
     mal für ein paar Stunden zu Hause sein kann, dann möchte ich
     mich einfach wohlfühlen und abschalten.«
    Er nickte und schämte
     sich fast ein wenig für seine bescheidene Wohnung in Wuppertal.
    »Was ist das da unten?«,
     fragte er, um schnell das Thema zu wechseln.
    Sie trat neben ihn, und er
     atmete den feinen Duft ihres Parfüms ein. Schon viel zu lange hatte
     er vergessen, wie gut Frauen riechen konnten. Maja blickte hinunter. Der
     Fluss glänzte im Abendlicht, und ein schwerer Frachter zog gemächlich
     gen Norden.
    »Das ist das Torbayufer«,
    

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