Tödlicher Schnappschuss
Worte mit ihren
Kollegen vom Fachdezernat.
Dann wünschte sie ihnen
laut hörbar einen schönen Feierabend und trat auf Ulbricht zu.
»Das war's«,
sagte sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
»Hm.« Er nickte.
»Und, was haben die Jungs rausgefunden?«
»Kann ich jetzt noch
nicht sagen. Aber Jan, einer von ihnen, meinte eine gewisse Ähnlichkeit
zu den Spuren in Vorbergs Wohnung erkannt zu haben. Das kann Einbildung
sein, aber ich verlasse mich auf sein geübtes Auge. So wie er sagt,
kann es gut sein, dass du Besuch von dem gleichen Kerl hattest, der auch
Vorbergs Wohnung auf den Kopf gestellt hat.«
»Wie beruhigend«,
bemerkte er sarkastisch und versenkte die Hände in den Taschen seines
samtweichen Hausanzuges. »Dann werde ich jetzt mal ganz gemütlich
den Abend ausklingen lassen.« Er blickte an sich herunter. »Und
vor allem werde ich zusehen, dass ich so schnell wie möglich aus
diesem albernen Fummel komme. Ich sehe ja aus wie eine Tussi auf der
Wellness-Farm.«
»Ach«, sagte Maja
süffisant und ließ den Blick an ihm herabgleiten. »Ich
finde, der Hausanzug steht dir ganz ausgezeichnet, Norbert.«
»Von so was verstehe
ich nichts«, murmelte er ein wenig hilflos. Dann wandte er sich zum
Gehen. »Also dann - eine gute Nacht, Frau Kollegin.«
»Gute Nacht, alter
Brummbär«, erwiderte sie. »Sag mal, hast du eigentlich
deine Dienstwaffe dabei?«
Er machte im Türrahmen
kehrt und musterte sie. »Was denkst du? Ich bin zur Kur hier und
will mich erholen«, schnaufte er empört.
Maja lachte amüsiert,
als hätte er ihr einen guten Witz erzählt. »Als wenn das
ein Grund für dich wäre, auf die Dienstwaffe zu verzichten. Du
hast ja auch deinen Dienstausweis dabei. Wohlweislich, dass dir das Ding
so manche Tür öffnen wird.«
Nun war es an ihm, verlegen
zu sein. »Den trage ich immer mit mir rum, weil ich ihn in meiner
Brieftasche habe, mit den anderen Papieren, so einfach ist das.«
»Was du nicht sagst.
Als hättest du es geahnt, dass du hier, in unserer beschaulichen
Gegend, über eine Leiche stolpern würdest.«
»Vielleicht hatte ich
einfach Angst, mich im Urlaub zu langweilen.«
»Du willst nicht
ernsthaft die Nacht in deinem Hotelzimmer verbringen?«
Ulbricht schob die Unterlippe
vor. »Und warum nicht? Glaubst du, der Einbrecher kommt zurück,
nachdem er schon beim ersten Versuch nichts Brauchbares gefunden hat?«
Er lachte auf.
»Lass dir wenigstens
ein anderes Zimmer geben.«
»Wozu der Aufwand?«
»Dann komm mit zu mir.«
Damit hatte Ulbricht am
wenigsten gerechnet. Natürlich war ihm nicht wohl bei dem Gedanken,
sich unbewaffnet in ein Zimmer zu legen, das von einem Einbrecher
heimgesucht worden war, auch, wenn es für einen zweiten Besuch nicht
den geringsten Grund gab. Ihm war einfach mulmig bei dem Gedanken, dass er
in der Nacht noch einmal ungebetenen Besuch bekommen könnte. Das würde
er sich natürlich selbst niemals eingestehen. Die Einladung von Maja
Klausen kam ihm im Grunde seines Herzens sogar sehr gelegen. Denn er fand
die Kommissarin sympathisch.
»Warum denn das? Ich
werde mich in voller Montur auf das Bett legen und mich schlafend stellen.
Und wenn der Einbrecher wirklich zurückkehrt, werde ich ihn überwältigen
und dir morgen zum Frühstück servieren.«
»Genau das hatte ich
befürchtet. Und deshalb bist du heute Nacht mein Gast.«
»In einer deiner Ausnüchterungszellen?«
Er lachte.
»In meiner Wohnung. Ich
überlasse dir sogar das Bett und nehme das Sofa.« Sie errötete
ein wenig und wirkte, obwohl sie sehr souverän war, ein wenig schüchtern
in diesem Augenblick.
»Und was wird dein Mann
dazu sagen, wenn du einen Kerl mit anschleppst?«
»Mach dir darüber
mal keine Gedanken. Einen Mann gibt es nicht. Dazu fehlt mir aus
beruflichen Gründen die Zeit.« Sie seufzte, und ihr Lächeln
wirkte ein wenig gequält.
»Kenn ich.«
Ulbricht nickte.
»Schluss jetzt mit
Sentimentalitäten«, schnaubte Maja. »Wir sind doch
erwachsen! Pack deine Siebensachen, oder willst du hier Wurzeln schlagen?«
*
Vor dem Hotel meldete sich
ihr Telefon. Sie nahm das Gespräch entgegen und wirkte danach ernst.
Ulbricht hatte gehofft, dass sie nun ihren Beruf vergessen und sich ihm
als Privatperson - von einer Freundin traute er sich gar nicht zu sprechen
- öffnen würde.
»Der Einbrecher liegt
im Krankenhaus«, eröffnete sie ihm auf
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