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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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kaltblütigen
     Mord in Kauf nehmen?        
    Ulbricht kannte die obere
     Gesellschaft in dieser Gegend nicht. Er wusste nicht, welche Personen auf
     den Fotos auftauchten und welche Rolle sie spielten. Waren sie
     einflussreich und mitunter gefährlich? Hatten sie etwas zu verbergen?
     In einem solchen Fall würden sie wahrscheinlich auch dafür
     sorgen, dass Fotos nicht an das Licht der Öffentlichkeit kamen.
    »Wein oder lieber ein
     Bier?«
    Unbemerkt war Maja hinter ihn
     getreten. Er löste sich vom Anblick des Weserufers und drehte sich zu
     ihr herum.
    »Wenn du hast, nehme
     ich gern ein Bier zum Essen.«
    »Habe ich. Dann komm.«
     Sie führte ihn in die Küche.
    Ulbricht staunte nicht
     schlecht, als er sah, dass Maja den kleinen Küchentisch festlich
     gedeckt hatte. Neben den Tellern mit der dampfenden Tiefkühlpizza
     standen Servietten, in einem kleinen Glas stand eine einzelne Blume und
     sie hatte einen kleinen silbernen Kerzenleuchter zwischen den Tellern
     drapiert, in dem Kerzen brannten und die Küche in ein fast
     romantisches Licht hüllten. So liebevoll hatte er sich noch nie eine
     einfache Tiefkühlpizza zubereitet, dachte er ein wenig wehmütig,
     als er Platz nahm. Sie nahm ein Bier aus dem Kühlschrank, reichte ihm
     ein Glas und schenkte sich selbst einen trockenen Rotwein ein, dann setzte
     sie sich zu ihm.
    Während des Essens
     sprachen sie nur wenig; sie tauschten Belanglosigkeiten aus, doch Ulbricht
     bemerkte, dass Maja ihn seltsam anschaute. Mit ihren Blicken konnte er
     nicht viel anfangen, doch er wertete sie als Zeichen ihrer Sympathie.
    Die Pizza schmeckte ihm
     hervorragend. Maja konnte eben kochen, und wenn es nur um das Backen einer
     einfachen Tiefkühlpizza ging - er holte seine Pizza zu Hause immer
     verbrannt oder noch halb kalt aus dem Backofen. Aber er war auch ein Mann
     und hatte sich nur selten Zeit genommen, eine Mahlzeit vernünftig
     zuzubereiten. Meistens reichte es nur für ein paar belegte Brote,
     selten garnierte er sie noch mit einer Gurke. Essen hatte er schon viel zu
     lange nur als notwendiges Übel empfunden. Bei Maja lernte er, dass
     man ein Abendessen, und sei es nur eine einfache Pizza aus dem Tiefkühlregal
     im Supermarkt, durchaus genießen konnte wie ein opulentes Mahl.
    Nach dem Essen half Ulbricht
     ihr den Tisch abzuräumen. Danach begaben sie sich ins Wohnzimmer. Zunächst
     sank er auf den bequemen Sessel, während es sich Maja auf dem Sofa
     gemütlich machte. Inzwischen hatte sich die Dunkelheit wie ein
     samtenes Tuch über der Landschaft ausgebreitet, und Maja hatte die
     kleine Stehlampe eingeschaltet, die nun für eine dezente Beleuchtung
     sorgte.
    »Ich habe gar nicht
     geraucht«, stellte sie lächelnd fest.
    »Stimmt.« Er
     lachte leise. »Ich auch nicht.«
    »Es fehlt mir nicht.«
    »Du lügst. Die
     Zigarette krönt das Essen doch erst.«
    Sie schüttelte den Kopf.
     »Außerdem werde ich dir keinen vorqualmen, während du es
     dir gerade abgewöhnst.«
    Maja blickte ihn nachdenklich
     an und drehte das Weinglas zwischen ihren Fingern. Der Wein im Glas
     leuchtete im Schein der Lampe rubinrot. »Warum bist du zur Kur
     gekommen?«
    Er rutschte ein wenig nervös
     auf seinem Sessel umher. »Was willst du hören? Nein, ich hatte
     keinen Fall, der mich am Sinn unseres Berufes zweifeln ließ und das
     ganze System in Frage stellte. Ich war einfach nur fertig mit der Welt,
     die kleinste Kleinigkeit genügte, um mich auf die Palme zu bringen.
     Ich glaube, ich war zuletzt ein mieser Leiter des KK11.«
     Schulterzucken, ein Zeichen von Verlegenheit. Ulbrichts Hände
     strichen über die Sessellehnen. »Es war einfach höchste
     Zeit, die Reißleine zu ziehen. Vermutlich hätte ich noch einen
     Herzinfarkt bekommen. Die Polizeipräsidentin höchstpersönlich
     war es, die mir die Kur nahelegte.«
    »Und da konntest du
     dich nicht mehr gegen eine Auszeit wehren.«
    »Sozusagen.« Er
     lachte. »Außerdem habe ich keine Lust darauf, nach meiner
     Pensionierung zum Pflegefall zu werden. Zumal ich niemanden hätte,
     der mich pflegen würde. Aber ich bin es ja selbst schuld. Ich war
     eben ein großes Arschloch.«
    »Und niemand möchte
     sich um Arschlöcher kümmern, was?«
    »Das ist es.«
    »Keine Frau, keine
     Kinder, nichts?«
    »Die Frau ist mir vor fünfundzwanzig
     Jahren davongelaufen, als ich zum Einsatz musste. Das war an einem
     Samstag, und Birgit hatte extra einen Babysitter besorgt, der auf Wiebke
     aufpasste.

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