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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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durch die altehrwürdigen Hallen und war einigermaßen
     beeindruckt von dem Werk eines begnadeten Architekten, der an dieser
     Immobilie unter Beweis gestellt hatte, was man aus einer alten Fabrik
     machen konnte. Die Räume waren trotz - oder gerade wegen - ihrer
     Vergangenheit imposant. Moderne mischte sich hervorragend mit
     Industriekultur, und auch wenn Ulbricht von solchen Dingen nicht viel
     verstand, so wusste er sehr wohl, dass der Inhaber des Unternehmens Wert
     auf Stil und guten Geschmack legte. Dennoch wunderte sich der Kommissar
     aus Wuppertal, als sie der Weg an einer Art Cafeteria und sogar an einem
     Billardtisch, einem knallgelben Flipperautomaten und an einem Kicker
     vorbeiführte. War dies der Pausenraum von Stichers Team?
    Ihre Schritte klangen ein
     wenig hohl auf dem Steinboden der Büros. Legte man an anderen Stellen
     Wert auf geräuschdämmende Läufer, so war es hier der ursprüngliche
     Ziegelboden, den man an seinem Platz belassen hatte. Über eine
     eiserne Treppe gelangten sie ins obere Geschoss der Büroräume.
     Hier gab es eine Galerie, von der man die offenen Räume im
     Erdgeschoss einsehen konnte. Durch die hohen Fenster drang das Sonnenlicht
     herein und tauchte die Szenerie in ein warmes Licht.
    Die Empfangsdame öffnete
     eine gläserne Tür, dann befanden sie sich in einer Art
     Vorzimmer.
    »Bitte warten Sie hier.«
    »Natürlich.«
     Ulbricht nickte und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
     Es dauerte keine zwei Minuten, bis die junge Frau wieder auf der Bildfläche erschien und ihn in das Chefbüro
     bat. Sie zog sich dezent zurück. 
    »Guten Tag, was kann
     ich für Sie tun?« Fritz-Eckhard Sticher erhob sich und
     umrundete seinen Schreibtisch. Ulbricht schätzte ihn auf Mitte,
     vielleicht Ende vierzig. Er trug einen eleganten dunklen Anzug; die
     Krawatte korrespondierte hervorragend mit der Farbe seines Hemdes. Sticher
     trug die dunkelbraunen Haare kurz geschnitten. Sein Händedruck war
     angenehm fest, und Ulbricht erwiderte das freundliche Lächeln, während
     er sich umblickte. Auch im Büro des Chefs herrschte nüchterne
     Sachlichkeit: Stählerne Säulen und Doppel-H-Träger stützten
     die Deckenkonstruktion, dicke Heizrohre verliefen unter der hohen Decke
     des Raumes. Ein dünner, anthrazitfarbener Teppich dämmte nun
     seine Schritte. Bilder an den weiß getünchten Wänden;
     Ulbricht erkannte in einer Ecke ein Bild von Max und Moritz. Rundum gab es
     große Glasflächen, die dafür sorgten, dass Stichers Büro
     lichtdurchflutet war. Sie signalisierten dem Besucher Transparenz, und
     ganz nebenbei hatte der Chef einen Ausblick auf die Arbeitsplätze
     seiner Mitarbeiter.
    »Schön haben Sie
     es hier«, erwiderte Ulbricht, mehr um Zeit zu gewinnen.
    »Es ist zu klein«,
     erwiderte Sticher und winkte ab. »Wir werden bald umziehen müssen.«
    »Entschuldigen Sie,
     wenn ich das so sage, aber für einen Steuerberater sind diese Räume
     schon ziemlich üppig«, entgegnete Ulbricht.
    »Nicht, wenn man
     zahlreiche Mandanten hat. Außerdem unterhalten wir sehr erfolgreiche
     Niederlassungen in Hannover, Münster und in Bielefeld.«
     Stichers Ausführungen wirkten nicht angeberisch, sondern sachlich und
     sympathisch. Er deutete auf einen freien Besucherstuhl
     vor seinem Schreibtisch. »Aber bitte«, forderte er Ulbricht
     auf. »Nehmen Sie doch Platz.«
    Ulbricht setzte sich dankend
     hin.
    »Also: Wie kann ich
     Ihnen helfen?« Sticher beugte sich über die Tischplatte.
    »Mein Name ist
     Kriminalhauptkommissar Ulbricht, ich arbeite an einem Mordfall.«
     Ulbricht zeigte ihm den Dienstausweis - wieder so, dass sein Daumen auf
     dem NRW-Wappen lag. Doch diesmal ging seine Rechnung nicht auf. Bei
     Fritz-Eckhard Sticher handelte es sich um einen gewissenhaften Mann, was
     sicherlich auch mit seinem Beruf zusammenhing. Der Steuerberater nahm
     seinen Besucher ernst und versicherte sich davon, dass er es nicht mit
     einem Hochstapler zu tun hatte. Sticher nahm den Ausweis aus Ulbrichts
     Hand und studierte das Dokument sorgfältig.
    »Der Ausweis ist von
     der nordrhein-westfälischen Behörde ausgestellt«, stellte
     er mit einer erhobenen Augenbraue fest. »Haben Sie die Befugnis,
     mich zu verhören?«   
    »Das ist kein Verhör«,
     antwortete Ulbricht schnell. »Ich habe nur ein paar Fragen an Sie,
     und dann bin ich auch schon wieder verschwunden. Es wird nicht lange
     dauern.«
    »Dann schießen
     Sie los.« Sticher händigte Ulbricht

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