Tödlicher Schnappschuss
dass er selbst nicht besser war und mit seiner
besserwisserischen Art die Kollegen nervte. Doch hier im Meeting musste
sie die Form wahren. Sie hatte den Blick gesenkt und blätterte in der
Mappe, die vor ihr lag. Trotzdem fühlte sie, dass alle Augen auf ihr
ruhten.
Maja gab sich einen Ruck und
erwiderte Grundmanns Blick, dann drehte sie den Kopf nach rechts, wo
Kriminaloberrat Dauber vor Kopf saß. Sie warf ihm einen Hilfe
suchenden Blick zu, rechnete aber damit, dass ihr Vorgesetzter ins gleiche
Horn wie Grundmann blies.
Stille war im
Besprechungszimmer eingekehrt.
Nach einer gefühlten
Ewigkeit räusperte sich Klaus Dauber. Er wandte sich an Grundmann.
»Natürlich haben
Sie recht«, sagte er sehr diplomatisch. »Allerdings wüsste
ich nicht, ob ich mich an Ulbrichts Stelle erholen könnte, wenn ich
einen Toten gefunden hätte. Wahrscheinlich würde ich ähnlich
wie er handeln.«
Grundmann presste die
fleischigen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und deutete ein
Nicken an. Er heuchelte dem Chef vor, Verständnis für dessen
Argumente zu haben. Maja kannte Grundmann jedoch gut genug um zu wissen,
dass er anders dachte als der Kriminaloberrat.
»Außerdem sind
wir für jede Hilfe dankbar, und ich muss kein Personal aus den
anderen Fachdezernaten abziehen, die ebenfalls nicht über
Arbeitsmangel klagen können«, fuhr Dauber fort.
Dann wandte er sich an Maja.
»Lassen wir ihn also
ermitteln, wenn er nicht anders kann. Aber wir bestimmen die Spielregeln -
sagen Sie ihm das.«
Maja nickte und fragte sich
unwillkürlich, ob Dauber ahnte, dass sie eine gewisse Sympathie für
den starrköpfigen Ulbricht empfand. Da der Leiter des Zentralen
Kriminaldienstes über eine hervorragende Menschenkenntnis verfügte,
nahm sie an, dass er sie längst durchschaut hatte.
»Ich werde noch mal mit
ihm reden«, versprach sie. »Die Vorwürfe gegen den
Kollegen sind haltlos, also lass ihn endlich in Ruhe, Grundmann.«
Maja warf einen Blick auf ihre Notizen, dann wandte sie sich an Alders.
»Was hat die Überprüfung
der Videoüberwachung im Schillerhof von Bad Pyrmont ergeben?«
»Die Kamera im Foyer
des Hotels zeigt einwandfrei, wie Gerhard Plott das Haus betritt. Leider
gibt es keine Überwachung der Korridore,
aber wir haben fünf Minuten später eine Aufzeichnung aus einem
der Aufzüge, die ihn zeigen, wie er in den zweiten Stock fährt,
also dorthin, wo sich Norbert Ulbrichts Zimmer befindet.«
»Fünf Minuten später
erst?« Maja runzelte die Stirn. »Was hat er in der
Zwischenzeit getan? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich so lange
im Eingangsbereich des Hotels aufhält - nicht, wenn er mit dem Ziel,
in ein Zimmer einzudringen, kommt. Er muss fürchten, dass sich jemand
vom Personal an ihn erinnert, wenn er dort zu lange präsent ist.«
Alders lächelte und
winkte ab. »Das haben wir schon überprüft. Er war zuvor in
einem Hinterzimmer, um sich dort den Generalschlüssel von einer
Mitarbeiterin aushändigen zu lassen. Lisa war so gut, die
Personalliste durchzugehen. Noch in der Nacht haben wir die Mitarbeiter
befragt. Dabei hat eine gewisse Sarah Meier gestanden, ein Verhältnis
mit Gerhard Plott zu haben. Anfangs habe sie gezögert, ihm den
Generalschlüssel für die Gästezimmer auszuhändigen,
aber er konnte sie überreden.«
Dauber stellte eine
Zwischenfrage. »Hat er sie unter Druck gesetzt?«
»Davon hat sie nichts
gesagt.«
»Bitte überprüfen
Sie das. Unter Umständen handelt es sich bei dieser Sarah Meier um
eine Komplizin des Täters.«
Lisa Stendal kehrte in den
Raum zurück und setzte sich. Sie hatte tatsächlich einen der
behandelnden Ärzte von Gerhard Plott erreicht.
»Es steht schlecht um
ihn, da er sich bei dem Unfall schwere innere Verletzungen zugezogen hat.
Derzeit halten ihn die Mediziner in einem künstlichen Koma, um seine überlebenswichtigen
Funktionen aufrechtzuerhalten. Sobald sich sein Zustand stabilisiert, wird
man uns informieren. Das wird aber voraussichtlich noch ein paar Tage
dauern.«
»Wie steht es um die
Untersuchung des Fahrzeugs von Christian Vorberg?«, fragte Dauber an
Roland Alders gerichtet.
»Der Porsche befindet
sich noch in der KTU, wird aber wohl im Laufe des Tages freigegeben. Die
Spurensicherung hat ergeben, dass Vorberg sich alleine in dem Wagen
befunden hat, als er zur Burg Polle gefahren
Weitere Kostenlose Bücher