Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
zückte.
    »Danke.«
    Ein Drucker lief an und
     spuckte ein DIN-A4-Blatt aus. Sticher erhob sich und ging zum Drucker, der
     auf einem der weißen Schränke hinter ihm stand. Sticher reichte
     das Blatt an Ulbricht weiter, der einen flüchtigen Blick darauf warf,
     es dann zusammenfaltete und in die Innentasche seines Trenchcoats steckte.
     »Und nun zu meiner letzten Frage«, erinnerte er den
     Steuerberater. »Hatten Sie ein Verhältnis mit Frau Voosen?«
    »Frau Voosen ist eine
     Geschäftsfrau.«
    »In welcher Branche?«
    »Sie betreibt einen
     Escortservice.« Sticher setzte sich wieder.
    Das hatte Ulbricht nun nicht
     erwartet. Aber offenbar gehörte es in einigen Kreisen zum guten Ton,
     sich die knappe Freizeit mit käuflicher Liebe zu versüßen, anstatt daheim mit der Familie
     zusammen zu sein. So etwas wäre ihm nie in den Sinn gekommen.
     Vorausgesetzt, Ulbricht hätte eine Familie, fügte er in Gedanken
     hinzu.
    »Frau Voosen verfügt
     über einen umfangreichen Kundenstamm. Wohlhabende Zeitgenossen
     unserer Region treffen sich regelmäßig mit ihr.«
    Ulbricht wusste nicht, ob er
     Spaß daran haben könnte, sich mit einer Frau zu vergnügen,
     die sich jeden Abend mit einem anderen reichen Mann der Stadt traf.
    »Allein aus diesem
     Grunde bitte ich Sie um größtmögliche Diskretion, Herr
     Ulbricht.«
    »Geschenkt.«
     Ulbricht winkte ab.
    »Sind Sie verheiratet?«
     Sticher antwortete: »Tut das zur Sache?«
    »Dann werde ich dafür
     sorgen, dass Ihre Frau oder Freundin nichts davon erfährt«,
     versprach Ulbricht mit einem jovialen Schmunzeln.
    »Nein, nein.«
     Fritz-Eckhard Sticher schüttelte den Kopf und hob abwehrend beide Hände.
     »Es ist nicht so, wie Sie jetzt vielleicht vermuten: Frau Voosen ist
     meine Mandantin. Wir betreuen und beraten sie in allen Fragen des
     Steuerrechts. So wie wir es mit allen unseren Mandanten tun. Kompetent,
     individuell und natürlich immer diskret.«
    »Das klingt wie ein
     Werbeprospekt«, murmelte Ulbricht.
    »Schenken Sie sich die
     Ironie - ich verlasse mich auf Sie.« Sticher hatte seine Souveränität
     zurückgewonnen. Er erhob sich und begleitete seinen Gast zur gläsernen
     Tür.
    »Vielen Dank, dass Sie
     sich Zeit für mich genommen haben, auch ohne Termin«, sagte
     Ulbricht. Wieder der feste Händedruck; Sticher
     blickte ihm tief in die Augen.
    »Ich verlasse mich auf
     Sie.«
    »Das können Sie«,
     versprach Ulbricht.
    »Und wenn Sie mal einen
     steuerlichen Rat benötigen - verabreden Sie mit einem meiner
     Mitarbeiter einen Termin, und wir stehen Ihnen zur Verfügung.«
    »Danke, das wird nicht
     nötig sein«, entgegnete Ulbricht, dann war er allein im Großraumbüro
     des Steuerberaters. Er musste Sticher ja nicht auf die Nase binden, dass
     er aus Wuppertal kam und ein Steuerberater in Hameln, Hannover, Münster
     oder Bielefeld ein wenig weit weg für seine Belange war.
    Als er die Halle durchquerte,
     überlegte er, ob es vielleicht steuerliche Vorteile haben würde,
     wenn er Maja Klausen heiraten würde. Zumindest könnten sie dann
     ihre Steuern gemeinsam veranlagen.
     
    Restaurant Grüner Reiter
     Hameln, 12.45 Uhr
    Sie hatten sich im Grünen
     Reiter am Kastanienwall verabredet, das auch »Gino« genannt
     wurde. Von einem großen Wintergarten mit mediterraner Einrichtung
     hatte man einen herrlichen Ausblick auf die Hauptstraße. Im Außenbereich
     plätscherte munter ein Brunnen; doch weil dort alle Tische belegt
     waren, hatten sie sich in das gläserne Restaurant zurückgezogen
     und saßen sich nun in den bequemen Rattan-Sesseln gegenüber.
     Einmal mehr fühlte sich Ulbricht wie im Urlaub, was sicherlich auch
     am Ambiente des Grünen Reiters lag. Allerdings hatte er sich ein
     wenig über die überschwänglich freundliche Begrüßung
     des Inhabers gewundert, den Maja mit seinem Namen angesprochen hatte.
     Luigi - typischer ging es wohl kaum für ein italienisches Ristorante.
    Zunächst hatten sie sich
     über Belanglosigkeiten ausgetauscht, dann hatte Maja ihm den Fisch
     auf der Karte wärmstens empfohlen; er hatte sich für ein
     Fleischgericht entschieden, während sie ein Gericht aus der
     Pasta-Karte gewählt hatte. Als sie wenig später aßen,
     erkundigte sich Ulbricht nach dem Stand der Ermittlungen.
    Diese Frage hatte Maja befürchtet.
     »Wir müssen alles auswerten, und das dauert. Ich bin in solchen
     Dingen furchtbar ungeduldig, aber da muss ich durch. Ein paar Kollegen
     sind schon unterwegs und

Weitere Kostenlose Bücher