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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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auch Ulbricht laut geworden. Eine
     ältere Dame am Nebentisch blickte ihn vorwurfsvoll an und schüttelte
     das ergraute Haupt.
    »Er gönnt sich
     keine Prostituierte, Norbert. Sie ist seine Mandantin.«
    »Na, das hat er mir
     auch erzählt.«
    »Alexandra Voosen
     eskortiert reiche Geschäftsleute. Sie begleitet die Herren zu Empfängen,
     verreist mit ihnen und nimmt an gesellschaftlichen Ereignissen teil. Und
     sie hat eine reine Weste, was unsere Arbeit betrifft.«
    »Aber sie geht mit
     ihren Kunden ins Bett.«
    »Das ist nicht verboten
     und wird meistens auch gar nicht verlangt. Sie begleitet Geschäftsleute
     zu Terminen und versüßt ihnen den Feierabend nach einem langen
     Arbeitstag - mehr nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Mensch
     Norbert, kannst du dir vorstellen, in was für ein Wespennest du da
     gestochen hast?«
    »Offen gestanden -
     nein.«
    »Sticher ist außer
     sich und hat Dauber Konsequenzen angedroht, sollte sein Name mit
     irgendwelchen Machenschaften in Verbindung gebracht werden.«
    »Das wird nicht der
     Fall sein - wenn er tatsächlich eine saubere Weste hat.«
    »Hat er.«
    »Das willst du also
     wissen?« Ulbricht schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Das
     Geschirr vollführte einen Hüpfer, und einmal mehr waren ihnen
     die neugierigen Blicke der anderen Restaurantbesucher sicher.
    »Ja«, nickte
     Maja. »Das weiß ich. Wenn jemand korrekt arbeitet und absolut
     diskret ist, dann ist er das. Und nun sieh zu, dass du die Wogen, die du
     gemacht hast, wieder glättest.«
     Sie erhob sich. »Ich muss wieder ins Büro.« Ohne ein
     weiteres Wort verließ sie den Grünen Reiter. Maja war
     stinksauer, dass sie ihre Zeit mit Recherchen im Büro vergeudet
     hatte, anstatt Klinken zu putzen. Sicherlich hätte sie Schlimmeres
     verhindern können, wenn sie Sticher selbst einen Besuch abgestattet
     hatte. Auf der Hauptstraße angekommen, versuchte sie ihre Gedanken
     zu ordnen. Wahrscheinlich hatte Norbert sich mit seinem nordrhein-westfälischen
     Dienstausweis legitimiert, denn sonst hätte er niemals von einem Mann
     wie Sticher die Adresse von Alexandra Voosen erfahren.

 
    ZEHN
    Hehlen-Hohe, 13.35 Uhr
    Das auffällige
     BMW-Cabrio vor dem kleinen Fachwerkhaus wirkte in dem verschlafenen
     Zweitausend-Seelen-Ort wie ein Ufo auf dem Barmer Rathausvorplatz in
     Wuppertal. So kam es Ulbricht vor, als er den alten Vectra an den Straßenrand
     lenkte und den klappernden Motor abschaltete. Er hoffte, dass es die alte
     Kiste am Ende seiner Kur noch bis nach Hause schaffte. Das schwarze Cabrio
     vor dem Haus hatte ein Münchner Kennzeichen - wahrscheinlich handelte
     es sich um einen Mietwagen. Unterwegs hatte er sich Gedanken über das
     unerfreuliche Gespräch mit Maja gemacht. Auf keinen Fall wollte er,
     dass sie seinetwegen Ärger bekam, und nun fühlte er sich in der
     Pflicht, ihr brauchbare Ergebnisse zu bringen. Erst bei Bodenwerder hatte
     sich sein Puls einigermaßen beruhigt. Und das, obwohl ihm der Arzt
     Aufregung verboten hatte. Doch jetzt einfach zum Kur-Alltag zurückzukehren,
     das kam für ihn nicht in Frage. Die Weißkittel würden noch
     eine Weile lang ohne ihn auskommen müssen.
    Er überlegte, woher er
     den Namen Dauber kannte. Dauber war Oberkriminalrat und Majas
     Vorgesetzter. Sie fürchtete ihn offenbar. Ulbricht hatte jetzt keine
     Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Über die B 83 war er in
     die kleine Ortschaft Hehlen gelangt, hatte sich an der Esso-Tankstelle
     unweit des Ortseingangs noch einmal nach dem Weg erkundigt und stand nun
     vor einem windschiefen Fachwerkhaus.
    Als er ausstieg, umfing ihn
     die friedliche Stille, wie es sie nur in Dörfern gab, die in der
     Mittagssonne Siesta zu halten schienen. Er atmete tief durch und genoss
     den Blütenduft des kleinen Vorgartens. Ein königsblauer
     Rittersporn reckte sich an einem hölzernen Rankgitter der Sonne
     entgegen. Bienen summten geschäftig von Blüte zu Blüte.
    Das Haus einer Escort-Lady
     hatte er sich allerdings anders vorgestellt. Mondäner, luxuriöser,
     gediegener, aber auch kühler. Stylish, so nannte man das wohl.
    Ulbricht öffnete das
     kleine hölzerne Tor und betrat den Plattenweg, der zum Hauseingang führte.
     Im Beet neben ihm taumelte eine Hummel zwischen den Bartnelken umher.
     Weiter hinten strich eine Katze durch einen Busch und maunzte ihn
     beleidigt an, weil er wahrscheinlich die Maus, auf die sie gelauert hatte,
     vertrieben hatte. Das hier war Idylle pur.
    Die

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