Tödlicher Schnappschuss
ausgeschlafen.«
»Kein Problem. Wenn ich
recht informiert bin, arbeiten Sie als Escort-Dame?«
»Ja, das stimmt.«
Sie lächelte ihn fast süffisant an. »Aber ich denke, Sie
sind nicht hier, um mich zu buchen? Meine Gäste empfange ich nicht in
meinem Haus.«
»Nein nein«,
Ulbricht hob beide Hände und schüttelte den Kopf. »Ich bin
dienstlich hier.« Er blickte sich einmal mehr in der Wohnküche
um.
»Schön haben Sie
es hier.«
»Ich liebe den Charme
alter Häuser, mag es ein wenig rustikal.« Alexandra Voosen lächelte.
»Leben wie in Omas Zeiten, das ist einfach kultig, und ich mag es
genau so wie es ist.« Sie lachte und befeuchtete sich die Lippen.
»Aber ich weiß, was Sie denken: Was macht eine Escort-Dame in
einem Fachwerkhaus, stimmt 's?«
»In der Tat hätte
ich eher auf einen modernen Bungalow getippt. Mit viel Glas und mit
Designermöbeln, weißen Wänden und riesigen Gemälden,
einer Hausbar und so was.« Ulbricht zuckte die Schultern.
»Aber so gefällt
es mir auch ganz gut.« Er lächelte freundlich.
»Ich habe noch eine
Penthouse-Wohnung in Hannover, das liegt einfach zentraler. Aber hier
wohne ich, und hierher ziehe ich mich zurück.«
So so, dachte Ulbricht.
Penthouse, das passt auch besser zu dir.
»Aber nun zum
dienstlichen Teil unser Konversation: Was kann ich für Sie tun?«
Sie schlug die langen Beine übereinander und hielt das Saftglas mit
spitzen Fingern.
»Christian Vorberg ist
tot.«
Sie stockte.
»Ach«, sagte sie
dann. »Der Fotograf?«
»Ja, genau. Er wurde
ermordet. Gestern wurde sein Leichnam gefunden.«
»Das ist ja
schrecklich.« Als sie das Glas zu den Lippen führte, sah
Ulbricht, dass ihre Hand zitterte. Doch sie war bemüht, ihre
Fassungslosigkeit zu überspielen.
»Kannten Sie Herrn
Vorberg?«
Sie nickte. »Natürlich.
Jeder aus der Gesellschaft kannte ihn.«
Ulbricht fiel auf, dass sie
Gesellschaft sagte, aber dass sie die High Society meinte. » Sie
hatten näheren Kontakt zu ihm?«
»So würde ich das
nicht nennen.« Kopfschütteln, sie blickte auf den Fliesenboden.
»Wir sind uns ein paar Mal begegnet. Er hat seinen Job gemacht, ich
meinen.« Alexandra Voosen trank hastig und schenkte sich aus der
Karaffe Saft nach. »Wie … ich meine, wie ist es passiert?«
Als sie den Kopf hob, sah Ulbricht, dass jede Farbe aus ihrem Gesicht
gewichen war. So verhielt sich niemand, der Vorberg nur flüchtig
gekannt hatte.
»Er wurde erschossen.«
»Wie schrecklich.«
Sie trank nervös, schüttelte den Kopf und stellte das Glas hart
auf dem Tisch ab. Ulbricht konnte beobachten, wie es hinter ihrer Stirn
arbeitete.
»Darf ich fragen, wie
Ihr Verhältnis zu ihm war?«
Eine fahrige Bewegung durch
das Gesicht, sie strich sich eine widerspenstige Haarsträhne hinters
Ohr. Als sie zu ihm aufblickte, lag der
Ansatz eines Lächeln auf ihren sinnlichen Lippen.
»Wir haben beide mit
den Reichen und Schönen unser Geld verdient, wenn Sie so wollen.«
Ulbricht wollte nachfragen,
doch nach einer kleinen Pause fuhr Alexandra Voosen fort.
»Er hat sie
fotografiert und seine Bilder an die Hochglanz-Magazine und an die
Zeitungen verkauft, manchmal sogar an internationale Agenturen. Und ich -
na ja, das wissen Sie ja.«
»Und Sie schlafen mit
Ihren Kunden.«
»Nicht zwangsläufig,
schließlich bin ich keine billige Nutte.« Das Lächeln war
wie weggewischt. »In erster Linie begleite ich Herren aus der Geschäftswelt,
um ihnen ein paar unbeschwerte Stunden zu bereiten. Das kann ein
romantisches Essen in einem teuren Lokal sein, das kann eine
Reisebegleitung sein, das kann aber auch eine gemeinsame Nacht bedeuten.
Sicherlich kennen Sie den alten Spruch - alles kann, nichts muss.«
»Ja, den kenne ich.«
»Und so ist es in
meinem Geschäft. Alles eine Geldfrage.«
»Wie bei Christian
Vorberg?«
»Ich denke schon. Nur
jeder auf seine Art und Weise.« Sie schenkte ihm einen koketten
Augenaufschlag, und Ulbricht konnte sich gut denken, womit sie das meiste
Geld verdiente.
»Ich hätte gern
die Adresse von Ihrem Penthouse in Hannover.«
»Wozu?« Eine
steile Falte stand auf ihrer Stirn.
»Zunächst einmal
nur für die Unterlagen. Ich trage alle Informationen zusammen, die für
die Klärung am Mord von Christian Vorberg nützlich sein können.
Nicht mehr und nicht weniger.«
»Heißt das, Sie
verdächtigen mich, ihn umgebracht zu
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