Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
haben?«
    »Nicht, wenn Sie ein
     Alibi haben. Und das scheint der Fall zu sein.«
    Sie nickte. Als sie ihm ihre
     Hannoveraner Anschrift auf einen Zettel kritzelte, bemerkte Ulbricht, dass
     ihre Hand zitterte. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie ein
     schlechtes Gewissen hatte. Dass sie log, konnte er ihr nicht beweisen -
     noch nicht, aber er spürte es. Offenbar hatte sie Vorberg nähergestanden,
     als sie ihm gegenüber zugeben wollte.
    Als Ulbricht ihr eine Frage
     stellen wollte, klingelte das Telefon. Alexandra Voosen starrte auf das
     mobile Gerät, sprang auf und entschuldigte sich, während sie mit
     dem Telefon in ein anderes Zimmer verschwand. Die Tür der Wohnküche
     hatte sie hinter sich zugezogen. Er hörte sie leise sprechen,
     verstand aber nicht die Worte, die sie mit dem Anrufer wechselte. Ulbricht
     erhob sich und sah sich in der gemütlich eingerichteten Wohnküche
     um.
    An einer Pinnwand blieb er
     stehen. Hier hing ein Müllkalender, der Kassenbon vom letzten Einkauf
     in Bodenwerder und eine Telefonnummer. Unter der Telefonnummer eine eilig
     hingekritzelte Notiz:
    Lutterburg, am 21. um 22.00
     Uhr.
    Unter dem Wort Lutterburg
     hatte sie einen Strich gezogen. Ulbricht hatte den Namen noch nie gehört
     und fragte sich, ob es sich dabei um den Namen eines ihrer Kunden
     handelte. Vielleicht aber auch um die Bezeichnung eines Ortes. In dieser
     Gegend gab es unzählige kleinere Dörfer, die er namentlich nicht
     kannte. Ulbricht prägte sich die auf der Erinnerung notierte
     Handynummer ein. Als er hörte, dass nebenan das Telefonat beendet
     wurde, machte Ulbricht, dass er wieder zum Tisch kam.
     Er setzte sich just in dem Moment, als die Tür zur Wohnküche geöffnet
     wurde.
    »Entschuldigung«,
     murmelte sie freundlich, als sie sich zu ihm setzte. »Aber ich habe
     sozusagen immer Rufbereitschaft.«
    »Arbeiten Sie für
     eine Agentur oder auf eigene Rechnung?«
    »Niemals würde ich
     mich durch eine Agentur vertreten lassen.« Sie schüttelte den
     Kopf. »Nein, ich bin meine eigene Chefin, wenn Sie so wollen, bin
     niemandem Rechenschaft schuldig und der gesamte Verdienst für meine
     Leistungen bleibt bei mir.«
    »Demnach haben Sie
     einen festen Kundenstamm?«
    »Viele der Herren sind
     Stammkunden, das ist richtig.«
    »Wie führen Sie
     Ihre Termine?«
    Sie lächelte und hielt
     ein flaches Telefon mit Touch-screen in die Höhe. Es war eins dieser
     modernen Smartphones. Eines von diesen Dingern, die so ziemlich alles können.
     Dass man mit den kleinen Taschencomputern auch telefonieren konnte, war
     fast nebensächlich geworden.
    »Hier«, sagte
     sie. »Ich speichere alles auf meinem iPhone. Termine, Kontaktdaten,
     Mails und Notizen. Das Ding ist mein zweites Gedächtnis.« Das
     Telefon verschwand in der Tasche ihres Morgenmantels.
    Ulbricht überlegte, das
     Gerät einzukassieren. Sicherlich würden die darauf enthaltenen
     Dateien Bände über seine Besitzerin berichten können. Doch
     er hatte kein entsprechendes Formular eines Richters dabei, noch nicht
     einmal eine Quittung hätte er ihr für den Empfang des
     Smartphones ausstellen können. Das würde wohl oder übel
     Maja übernehmen müssen. Immerhin hatte er ihr dann schon den
     Ball zugespielt, überlegte er und erinnerte
     sich siedend heiß daran, am Nachmittag eine Behandlung in Bad
     Pyrmont zu haben.
    Sein Blick huschte hinüber
     zur Pinnwand. Wenn sie sich alles auf dem Handy merkte, warum hatte sie
     dann einen einzelnen Termin handschriftlich notiert und ihn ans Brett
     geheftet?
    »Sicherlich können
     Sie belegen, dass Sie in den letzten vierundzwanzig Stunden in München
     waren?«
    »Natürlich.
     Sicherlich genügt ein Anruf, dann wird man Ihnen am Flughafen
     Hannover die entsprechende Auskunft erteilen und Ihnen bestätigen,
     dass ich um 1.55 Uhr mit der Maschine aus München gelandet bin.«
    »Es wäre
     einfacher, wenn Sie mir ein Ticket zeigen könnten, eine Bordkarte
     oder so etwas.«
    »Das tut mir leid.«
     Sie lächelte immer noch. »Das Ticket hat mein Klient, der es für
     seine Abrechnung benötigt.«
    Sie wollte spielen. Das kann
     sie haben, dachte Ulbricht genervt. »Ich benötige eine
     komplette Liste Ihrer Kunden.«
    Ihr Lächeln war wie
     weggewischt. »Das ist völlig ausgeschlossen. Einer meiner größten
     Vorteile für meine Kunden ist die strikte Diskretion.«
    »Leider ermittele ich
     in einem Tötungsdelikt«, erwiderte Ulbricht. »Da kann ich
     keine Rücksicht auf

Weitere Kostenlose Bücher