Tödlicher Schnappschuss
Körperverletzung,
oder handhabt ihr das hier in Niedersachsen anders? Es steht doch fest,
dass er die Taten begangen hat - warum lässt du ihn dann gehen,
Grundmann?« Im Eifer des Gefechts hatte er den Kollegen geduzt.
»Sag mir nicht, wie ich
meine Arbeit zu machen habe«, giftete Grundmann mit puterrotem Kopf.
»Mach du lieber deine Kur und erhol dich von der Arbeit - wir
erledigen den Rest.«
»Ja«, nickte
Ulbricht. »Das sehe ich.«
Jürgen Grundmann war
kein Polizist - er war ein Dilettant. Möglicherweise hätte ihnen
Vorberg mehr erzählt und damit zur Klärung des Mordfalls an
seinem Bruder beigetragen. Sollte er Dreck am Stecken haben, wie Ulbricht
vermutete, war er längst untergetaucht.
»Du hast doch nur ein
Problem damit, dass er dich umgehauen hat.« Grundmann grinste feist,
und am liebsten hätte Ulbricht ihm eine gescheuert.
»Männer, das
reicht jetzt«, rief Maja dazwischen und hieb auf die
Schreibtischplatte. »Ich habe keine Lust, gleich im Meeting bei
Dauber mit leeren Händen dazustehen.« Sie musterte Grundmann.
»Also - was hat das Verhör von Markus Vorberg gestern noch
ergeben?«
»Angeblich hat er ein
paar persönliche Dinge aus der Wohnung seines Bruders holen wollen«,
erwiderte Grundmann. Seine Haut hatte normale Farbe angenommen. Nervös
zupfte er am Knoten seiner schrecklich gemusterten Krawatte herum. »Und
er hat damit gerechnet, dass Ulbricht der Mörder seines Bruders ist -
deshalb hat er ihn aus Angst niedergestreckt.«
»Und wer persönliche
Dinge aus der Wohnung seines Bruders holt, der bricht die Tür auf.«
Ulbricht winkte lächelnd ab und schüttelte
den Kopf. »Netter Versuch von ihm, den Kopf aus der Schlinge zu
ziehen.« Ulbricht hatte sich auf einen der beiden Stühle vor
Majas Schreibtisch sinken lassen. Auf die Lehne des freien Stuhls hatte er
den Mantel geworfen, so, wie er es auch in seinem Büro in Wuppertal
gern tat.
»Und du lässt dich
von dem Kerl verarschen«, stellte er unbeeindruckt an Grundmann
gewandt fest und ging auch zum kollegialen Du über. Er lachte
humorlos auf. »Der hat doch Dreck am Stecken, sonst hätte er
sich die Wohnung von Frau Hutmacher aufschließen lassen.«
»So wie du es getan
hast?« Grundmann blickte ihn feindselig an. »Ein toller Bulle
bist du, ehrlich.«
»Leck mich.«
Ulbricht winkte wütend ab und blickte zu Maja hinüber, die mit
den Kollegen der IT-Abtei-lung telefonierte.
Als sie auflegte, strahlte
sie.
»Das Handy von
Alexandra Voosen wurde in der Nacht noch ausgewertet. Wir haben eine Liste
ihrer Kunden und ihren Terminkalender.«
Sie wandte sich an Grundmann.
»Und rate mal, mit wem
Alexandra Voosen gestern noch telefoniert hat?«
Grundmanns Gesicht tauchte
neben dem Monitor auf. »Du wirst es mir sicher sagen.«
»Sie hat einen gewissen
Markus Vorberg angerufen und rund zweieinhalb Minuten mit ihm telefoniert.«
»Na toll.«
Ulbricht hieb mit der flachen Hand auf Majas Schreibtisch. »Und du lässt
ihn gehen, weil er dir erzählt, er hätte die Wohnung seines
Bruders aufgebrochen, um dort persönliche Dinge zu suchen.«
Grundmann schwieg betroffen
und fürchtete offenbar Ärger.
»Mich interessiert, ob
es Zufall ist, dass Alexandra Voosen mit beiden Vorberg-Brüdern
Kontakt hatte«, überlegte Ulbricht. »Was, wenn wir es
hier mit einem Dreiergespann zu tun haben?«
Maja schüttelte den
Kopf. »Aber nicht nach all dem, was uns Vorbergs Mutter erzählt
hat. Die Brüder hatten ein Leben lang Krieg, Norbert. Kein Wunder,
wenn die Mutter Christian für den Mustersohn schlechthin hält
und den jüngeren der beiden verteufelt und ihn als Loser abstempelt.«
»Vielleicht nur ein
abgekartetes Spiel, um die Mutter aus allem rauszuhalten?« Grundmann
gewann an Fahrt. »Ich denke, wir sollten uns Markus Vorberg zurückholen
und dann ausquetschen.«
»Das hättest du
schon hinter dir haben können«, brummte Ulbricht. »Dann wären
wir jetzt schon ein wenig schlauer.«
»Spar dir deine Sprüche«,
grunzte Grundmann und griff zum Hörer.
»Lass mal«, rief
Maja. »Ich werde selbst zu ihm fahren und ihn verhören. Sobald
ich etwas herausgefunden habe, werde ich ihn hier festsetzen. Und diesmal
wird er den Kopf nicht so leicht aus der Schlinge ziehen können, wie
er es beim ersten Mal getan hat.«
Grundmann legte den Hörer
auf und zuckte beleidigt die
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