Tödlicher Schnappschuss
Schultern. Er widmete sich wieder seinem
Computer und quälte sich durch irgendwelche Datenbanken.
Ulbricht lehnte sich in
seinem Besucherstuhl weit zurück und legte die Beine auf Majas
Schreibtischkante. Als er ihren Blick bemerkte, nahm er die Füße
wieder herunter und räusperte sich.
»Was, wenn er seinen
Bruder auf dem Gewissen hat?«
»Was für ein
Mordmotiv sollte er haben?« Maja wiegte den Kopf. »Eifersucht?
Der Hass auf seinen erfolgreichen Bruder?«
»Es wäre ein
Ansatz, oder?«
»Ich werde ihn nach
seinem Alibi befragen«, versprach Maja. Ihre Wangen bekamen eine
gesunde rote Färbung, ein Zeichen dafür, dass sie endlich eine
erste Spur aufgenommen hatte und ihre Motivation wieder stieg.
Ulbricht überlegte, ob
er erzählen sollte, dass er einen merkwürdigen Zettel an
Alexandra Voosens Pinnwand gefunden hatte. Lutterburg, am 21. um 22 Uhr,
erinnerte er sich an den Eintrag, während sein Blick am Wandkalender
hinter Majas Schreibtisch haften blieb. Der 21. war heute. Nein, er erzählte
nichts von seiner Beobachtung, nicht, solange Grundmann die Luft im Büro
verpestete.
*
»Ich freue mich, heute
Morgen unseren Kollegen aus Wuppertal begrüßen zu dürfen,
der mit dem Fall in Verbindung steht - Kriminalhauptkommissar Norbert
Ulbricht.« Kriminaloberrat Klaus Daubers Stimme klang feierlich, als
er das Meeting eröffnete. Zuvor hatte er für Ulbricht schnell
noch einen zusätzlichen Stuhl an den Besprechungstisch bringen
lassen. Ulbricht wusste nicht, ob Dauber sich wirklich über seine
nicht angeforderte Amtshilfe freute. Der Kriminaloberrat kam ihm bekannt
vor, und anders herum schien es auch bei Dauber der Fall zu sein, dass er
Ulbricht kannte. Doch so sehr Ulbricht in seiner Erinnerung wühlte -
er fand keinen Zusammenhang zu dem Abteilungsleiter des 1. Fachdezernates.
Der Leiter des Zentralen
Kriminaldienstes Hameln blickte den Gast an. »Herr Ulbricht, ich würde
zunächst gern hören, was Ihre Ermittlungen ergeben haben.«
In die Runde sagte Dauber: »Ich finde es übrigens höchst
interessant, dass wir Unterstützung von einem Kollegen aus dem
Nachbarbundesland erhalten und erhoffe mir davon, dass die beiden Behörden,
unser Fachdezernat 1 zum einen, das KK11 des Wuppertaler Polizeipräsidiums
zum anderen, voneinander lernen können.«
»Das ist ja hier wie
bei einem Schüleraustausch«, brummte Grundmarin und grinste blöde.
Für die Bemerkung fing
er sich einen vernichtenden Blick von seinem Vorgesetzten ein, und
Ulbricht, der gerade seinen Bericht zum Besten geben wollte, blieb stumm.
Dauber wandte sich an
Grundmann: »Sie bilden zwar sonst mit Kriminalhauptkommissarin
Klausen ein Team - ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Sie ein
guter Teamplayer sind. Aus diesem Grunde schlage ich vor, dass Sie in
diesem Fall mit Alders zusammenarbeiten. Frau Klausen und Herr Ulbricht
bilden eine Einheit.« Er blickte sich in der Runde um. Grundmanns
Kinnlade war heruntergeklappt, doch er zuckte mit gespielter Gleichgültigkeit
die Schultern und stierte auf das Blatt Papier, das vor ihm lag.
»Alders kann eine Menge
von mir lernen«, murmelte er dann leise.
Roland Alders blickte
hilfesuchend in die Runde, und Maja sprang für den jungen Kollegen in
die Bresche.
»Roland hat sich in der
kurzen Zeit, in der er nun bei uns ist, eine Menge Wissen erarbeitet, also
glaube ich nicht, dass er von dir lernen kann. Und was Verhöre
angeht, so besitzt der Kollege Alders im Gegensatz zu einigen anderen hier
am Tisch das nötige Fingerspitzengefühl, wichtige Informationen
aus den zu befragenden Personen herauszukitzeln.«
»Das ist der ganze
theoretische Mist, den er auf der Polizeischule gelernt hat«, winkte
Grundmann ab. »Aktives Zuhören und solche Dinge.«
»Ich glaube, das führt
an dieser Stelle zu weit.« Dauber räusperte sich und
registrierte mit einem schnellen Seitenblick, dass Ulbricht süffisant
grinste. Mit solchen Pappnasen, wie er sie gerne nannte, konnte sich
Ulbricht im Alltag auch immer herumärgern. Deshalb war er im Laufe
der Zeit zu dem Schluss gekommen, so viel wie möglich im Alleingang
zu erledigen.
»Was gibt es an neuen
Erkenntnissen?«, fragte Dauber rasch. Offenbar hatte er keine Lust
auf eine hitzige Diskussion am frühen Morgen.
Maja berichtete ihm von der
Auswertung des Handys von Alexandra Voosen. »Schon jetzt lässt
sich klar
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