Tödlicher Schnappschuss
fragte er bissig an Ulbricht gewandt.
»Das wird nicht nötig
sein«, grinste er kopfschüttelnd und ließ sich auf einem
der Besucherstühle nieder. »Wir sind sowieso gleich wieder draußen.«
»Sind wir?«
Maja hob eine Braue und
musterte Ulbricht.
»Aber sicher. In
Hannover wartet noch eine Wohnungsdurchsuchung, und bei der Gelegenheit können
wir am Flughafen vorbeifahren und da nachhaken, ob Alexandra Voosen tatsächlich
zur angegebenen Zeit aus München gelandet ist.«
»Hannover muss warten -
ich will die Sache mit dem kleinen Bruder unseres Toten verfolgen«,
erwiderte Maja.
»Hat Hannover keine
Polizei?«, muffelte Grundmann. »Ruf die Kollegen an und bitte
sie um Hilfe, das geht schneller.«
»Wenn die so gut sind
wie du, dann gute Nacht«, erwiderte Ulbricht trocken und fing sich
einen bösen Blick von Grundmann ein.
»Worauf wartest du?«,
fragte Ulbricht voller Ungeduld. Er war aufgesprungen und hatte sich den leichten Sommermantel über die
Schulter geworfen. »Auf zu Markus Vorberg.«
Maja schüttelte den
Kopf. »Du musst doch um drei Uhr auf der Couch bei deinem Arzt
sitzen, bevor die Krankenkasse Ärger macht, oder habe ich da was
falsch verstanden?«
»Maja - ich bitte dich.
Es ist noch früh am Tag.«
Er grinste versöhnlich.
»Der frühe Vogel fängt den Wurm.«
»Der frühe Vogel
kann mich mal«, erwiderte Maja und winkte ab.
Grundmann lachte wiehernd und
vertiefte sich in eine Akte.
Ulbricht sparte sich einen
Kommentar. Während Maja mit der IT-Abteilung telefonierte, überlegte
er, den ADAC zu seinem Vectra zu schicken, um die Kiste zum Laufen zu
bringen. Er musste dringend nach Hannover, denn er erhoffte sich einen
weiteren Hinweis auf das seltsame Treffen an der Lutterburg, das heute
stattfinden sollte.
»Ich brauch einen
Dienstwagen«, sagte er und trat ans Fenster, um auf die Zentralstraße
zu blicken.
»Du spinnst«,
kommentierte Maja zwischen zwei Telefonaten. »Wir sind keine
Autovermietung, und Dauber würde es kaum für gut befinden, wenn
du mit einem unserer Autos herumfährst. Denk dran, du bist hier immer
noch zur Kur, nicht zum Arbeiten.«
»Als wenn sie dir einen
Wagen geben würden«, mischte sich Grundmann wieder ein. »Du
bist von einer nordrhein-westfälischen Behörde. Das ginge aus
versicherungstechnischen Gründen schon gar nicht.«
»Halt dich einfach da
raus und mach deinen Job«, giftete Ulbricht. Als er den Blick wieder
aus dem Fenster richtete, fuhr gerade ein knallroter Porsche vor. Der Fahrer rangierte den Sportwagen mit
röhrendem Motor in eine freie Parklücke und stieg aus. Als
Ulbricht erkannte, dass der junge Mann einen Overall mit dem Logo der
Polizei trug, ahnte er, dass es sich dabei um Christian Vorbergs Porsche
handeln musste.
»Ich bin mal eben unten«,
rief er und stürmte aus dem Büro.
Den jungen Mann erwischte er
im Eingangsbereich der Polizeiinspektion.
»Ist das nicht der
Wagen von Christian Vorberg, den Sie da eben an den Straßenrand
gestellt haben?«, kam er ohne Umschweife auf den Punkt. Der junge
Kriminaltechniker musterte ihn verwirrt, dann nickte er.
»Ja - warum?«
»Ich kenne den Wagen.
Was ist mit dem Porsche?«
»Wir sind mit der
Untersuchung durch, aber im Hof herrscht Platzmangel. Deshalb habe ich den
Wagen auf die Straße gestellt. Dort kann ihn jemand abholen, der das
Erbe des Toten antreten wird. Momentan ist der Porsche sozusagen
herrenlos.« Er grinste, warf den Wagenschlüssel in die Luft und
fing ihn geschickt wieder auf. »Von so einem Auto können wir
wohl nur träumen, was? So, ich muss dann auch wieder.« Ohne
eine Antwort abzuwarten, marschierte der junge Mann an Ulbricht vorbei und
verschwand in einem der Büros im Erdgeschoss. Wie Ulbricht vorhin
erfahren hatte, lagen die Räume der Kriminaltechnik im
Kellergeschoss.
Als Ulbricht sich auf den Weg
zu Majas Büro machte, fühlte er einen Gegenstand in der Tasche
seines Mantels. Seine Hand glitt hinein und bekam einen Schlüssel zu
fassen. Einen Autoschlüssel. Jetzt fehlte nur noch der
Durchsuchungsbeschluss vom Richter …
Als er Majas Büro
betrat, war Grundmann nicht an seinem Platz. Maja, die telefoniert hatte,
legte auf und blickte ihn aufgeregt an. Ihre Wangen glühten rot.
»Das war die
Kriminaltechnik«, sagte sie und deutete auf das Telefon. »Die
Durchleuchtung von Vorbergs Computern ist abgeschlossen, und ich
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