Tödlicher Schnappschuss
erkennen, dass die Dame überall dort ist, wo sich die
einflussreichsten Männer des Weserberglandes aufhalten. Ihr
Adressverzeichnis liest sich wie ein Who-is-who unserer Region. Fast jeder
Geschäftsmann hatte schon einmal mit ihr zu tun - wie auch immer.«
»Aber sie lebt in
Hehlen?«, fragte Dauber an Ulbricht gewandt.
»Das kleine Haus in
Hehlen ist ihr Zufluchtsort«, gab Ulbricht zum Besten. »Sie
bewohnt eine Penthouse-Wohnung in Hannover, das hat sie mir erzählt.«
»Frau Klausen, bitte
beantragen Sie einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss für die
Wohnung. Sobald Sie den Schein haben, fahren Sie bitte nach Hannover und
sehen sich dort in der Wohnung von Alexandra Voosen um. Ich werde den
Verdacht nicht los, dass sie mehr weiß, als sie uns verraten will.«
Maja nickte und machte sich
Notizen.
»Ihre Theorie kann ich
bestätigen«, nickte Ulbricht. »Alexandra Voosen hat im
Gespräch angegeben, Vorberg nicht näher gekannt zu haben. Seine
Vermieterin behauptet allerdings das Gegenteil. Sie hat Frau Voosen
eindeutig auf einem Bild erkannt und mir bestätigt, dass Alexandra
Voosen mehrmals Vorbergs Wohnung aufgesucht hat.«
»Was für eine nähere
Verbindung spräche«, murmelte Alders.
»Und nicht nur das«,
mischte sich Maja ein und berichtete den anwesenden Kollegen von der
Neuigkeit, dass Alexandra Voosen offenbar auch mit Markus Vorberg in
Kontakt gestanden hatte. Dauber zeigte sich überrascht und bat sie,
Markus Vorberg zu verhören.
»Ich werde gleich nach
der Sitzung aufbrechen«, versprach Maja. »Was mir ein wenig
Sorgen macht, ist die umfassende Kontaktliste von Alexandra Voosen. Es
wird sicherlich nicht leicht werden, ihre Kunden zu verhören.«
»Ich werde Personal aus
den anderen Fachdezernaten anfordern, das Sie dabei unterstützt, alle
Kontakte von Alexandra Voosen zu durchleuchten«, versprach Dauber.
»Aber bitte gehen Sie
mit der nötigen Diskretion vor, ich habe keine Lust auf unnötigen
Ärger.« Ein kleiner Seitenblick zu Ulbricht, der mit einem
Kugelschreiber herumklickerte und den direkten Blickkontakt zu Dauber
vermied.
»Warum beißen wir
uns so an diesem Luxus-Callgirl fest?«, fragte Grundmann. »Wir
wissen nicht einmal, in welchem Verhältnis sie zu Vorberg stand.«
»Das klingt, als hätten
Sie eine bessere Idee?«
Daubers Tonfall hatte sich um
eine Nuance verschärft, und er hatte eine Augenbraue skeptisch
angehoben.
»Was ist mit dem Mann
im Krankenhaus?«, fragte Grundmann ein wenig kleinlaut. »Er könnte
uns bestimmt eine Menge erzählen, wenn er den Feindkontakt mit dem
Baum überlebt.«
»So lange wollen wir
nicht warten«, antwortete Dauber. »Nach Angabe der Mediziner
ist es fraglich, ob Gerhard Plott überhaupt noch einmal aus dem Koma
erwachen wird. Er hat sich bei dem Unfall schwere innere Verletzungen
zugezogen. Der Chefarzt der behandelnden Klinik ist ein guter Freund von
mir, und ich habe erst vor einer Stunde mit ihm telefoniert.«
Der Leiter des Zentralen
Kriminaldienstes blickte in die Runde.
»So leid es mir tut,
wir werden weiter forschen müssen, um eine heiße Spur zu
finden.«
Danach wünschte er
seinen Mitarbeitern ein frohes Schaffen und löste die Morgenrunde
auf.
*
»Nur damit das klar ist«,
wandte sich Maja nach der Besprechung auf dem Korridor an Ulbricht.
Ulbricht war stehen geblieben
und versenkte die Hände in den Hosentaschen.
»Ich bin der Boss, und
du tust, was ich sage.« Majas Stimme duldete keinen Widerspruch.
»Ist klar - Boss.«
Er zog die Mundwinkel nach unten. Ein Grinsen konnte er sich dabei einfach
nicht verkneifen. »Dann sag mir, was zu tun ist. Aber um drei muss
ich zur Anwendung, also sollte es schnell gehen.«
»Deine Ironie kannst du
dir sparen, Norbert. Ich bekomme deinetwegen nichts als Scherereien.«
»Das klang aus Daubers
Mund aber ein wenig freundlicher«, stellte Ulbricht fest.
»Er hat dich nur an
meine Seite gestellt, damit ich auch während der Arbeit ein Auge auf
dich werfen kann, also bild' dir bloß nichts ein.«
Sie hatten das Büro
erreicht. Grundmann war schon an seinem Platz; er telefonierte. Als er
sah, dass sie ins Büro kamen, murmelte er eine Entschuldigung in den
Hörer und legte schnell auf. Da er rot wurde, vermutete Ulbricht,
dass er ein privates Telefonat geführt hatte.
»Soll ich jetzt meinen
Schreibtisch räumen?«,
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