Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
Vom Netzwerk:
beide nicht leicht, im ständigen Konkurrenzkampf zu leben. Dass sie
     sich nicht sonderlich leiden konnten, liegt wohl auf der Hand.«
    »Und dann sucht er nach
     dem Mord an seinem Bruder dessen Wohnung auf?« Ulbricht atmete tief
     durch. »Das stinkt doch zum Himmel, Maja. Wenn er nicht eingebrochen
     wäre, hätte sein Besuch private Gründe haben können,
     aber so…« Er brach ab.
    »Er hat etwas in der
     Wohnung gesucht, und du hast ihn dabei gestört.«
    »Aber was hat er
     gesucht?«
    »Das würde ich ihn
     gern selbst fragen.«        
    Maja lachte auf. Du willst
     dich nur an ihm rächen, Norbert. Du bist ein gekränkter Schwan.«
    »Unsinn, ich will mich
     nicht rächen. Er wird seine gerechte Strafe noch bekommen. Heute
     schaff ich es nicht mehr, aber lasst ihn bloß nicht laufen, bevor
     ich mit ihm gesprochen habe, hörst du?«
    »Norbert«,
     schnaufte sie, »und wie stellst du dir das vor?«
    »Ich muss los, tut mir
     leid. Aber ich melde mich später - versprochen.« Er drückte,
     bevor Maja protestieren konnte, den roten Knopf und ließ das Handy
     wieder in seine Tasche gleiten. Ulbricht hatte eine Idee, was Vorbergs
     Bruder in der Wohnung gesucht haben könnte. Doch das würde er
     ihn gern selbst fragen …
     
    Pyrmonter Straße,
     Hameln, 20.10 Uhr
    Als sie den Wagen um die Ecke
     lenkte, sah sie ihn vor dem Haus stehen. Er stand da und rauchte, ging auf
     und ab. Fünf Schritte nach Westen, machte kehrt und marschierte fünf
     Schritte nach Osten, den Blick auf seine Schuhspitzen gerichtet. Im Laufen
     blickte er immer wieder zu ihren Fenstern hinauf. Wie er das tat, mit
     hinter dem Rücken verschränkten Händen, erinnerte Ulbricht
     an einen dozierenden Professor. Als sie mit dem Wagen am Straßenrand
     hielt, unterbrach er seine Wanderung und blickte zu ihr ins Auto.
    »Na endlich«,
     rief er durch das offene Seitenfenster.
    Maja rangierte den Corsa in
     eine freie Parklücke und stieg aus. »Sehe ich richtig? Rauchst
     du etwa?«
    Eilig trat er die Zigarette
     mit der Sohle aus und schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht mehr«,
     bemerkte er mit schuldbewusster Miene. Offensichtlich schämte er sich
     für den Ausrutscher.
    »Wartest du schon
     lange?«
    »Seit ein paar Stunden«,
     behauptete er, doch sie spürte, dass er übertrieb.
    »Kommst du noch auf
     'nen Kaffee mit hoch?«, fragte sie und zwinkerte ihm zu.
    Ulbricht schüttelte den
     Kopf. »Auf gar keinen Fall, mein Arzt hat mir geraten, weniger
     Kaffee zu trinken.« Er klopfte sich auf die Brust. »Die Pumpe«,
     sagte er wie ein leidender Achtzigjähriger. »Ich muss ein
     bisschen aufpassen.«
    »Rotwein soll gut für
     Herz und Kreislauf sein.« Sie hakte sich bei ihm unter und zog ihn
     durch den kleinen Vorgarten zum Hauseingang.
    »Da kann ich natürlich
     nicht nein sagen.« Nun grinste er wie ein kleiner Junge, den man bei
     einem Streich ertappt hatte. Lachend
     verschwanden sie im Hauseingang. Dass sie dabei beobachtet wurden, hatten
     sie beide nicht bemerkt.
    *
    »Sie sind zusammen ins
     Haus gegangen.« Er sprach leise in sein Telefon, obwohl sich niemand
     in Hörweite aufhielt. In diesem Teil der Pyrmonter Straße war
     es abends ruhig, und er hatte sich hinter einem geparkten Lieferwagen
     versteckt, um dem Wuppertaler Kommissar nicht aufzufallen.
    »Zwischen denen läuft
     doch was.«
    »Die sind alt.«
    »So alt nun auch wieder
     nicht.« Die Stimme im Hörer lachte meckernd. »Wahrscheinlich
     beschäftigen die sich jetzt mit sich selbst. Damit sind sie keine
     Gefahr mehr für uns. Also - zieh dein Ding durch, wie wir es
     besprochen haben.«
    »Diese Klausen
     ermittelt aber nicht alleine.«
    »Die anderen Bullen
     haben auch mal Feierabend. Also sieh zu, dass du nicht auffällst,
     dann klappt auch alles, was ich dir gesagt habe.«
    Es klickte im Hörer. Er
     hatte aufgelegt. Ratlos blickte er auf das Display und schob das Handy in
     die Tasche seiner ausgebeulten Jeans. Er hatte einen Auftrag, und er
     brauchte das Geld, also war er nicht in der Position, Fragen zu stellen.
     Eigentlich hielt er nichts von krummen Dingern, doch er stand vor der Wahl
     - pleite oder mit Nebenjobs wie diesem viel Geld verdienen. Lange überlegen
     musste er nicht, also schwang er sich auf sein altes Fahrrad, das er an
     einen Laternenpfahl gelehnt hatte und radelte zum Torbayufer hinunter. Es
     war doch alles nur ein Job, und im Grunde hatte er mit keinem der Menschen
     etwas zu tun. Also tat er seinen

Weitere Kostenlose Bücher