Tödlicher Schnappschuss
Job.
»Heute gibt es keine
Tiefkühlpizza, sonst sehe ich bald aus wie ein Fass.« Maja
strich sich über den Bauch. Sie standen in ihrer kleinen Küche,
hielten Weingläser in den Händen und prosteten sich mit dem
trockenen Tarragona-Wein zu. Genießerisch leckte sich Maja über
die Lippen.
»Traumhaft«, schwärmte
sie.
Ulbricht ging nicht darauf
ein. »Aber Hunger hast du«, stellte er fest und blickte ihr
tief in die grünen Augen.
»Natürlich«,
gab sie zu. Dann lachte sie. »Ich könnte ein halbes Schwein auf
Toast essen.«
»Toast ist aus«,
bedauerte er im Ton eines näselnden Oberkellners.
»Kannst du eigentlich
kochen?«
»Wenn du eine gute
Hausratversicherung hast, werde ich es versuchen.«
»Du willst mich verwöhnen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich möchte wissen, ob du gute Nerven hast.« Das Kochbuch
im Regal neben dem Hängeschrank war ihm schon gestern aufgefallen.
Und prompt hatte er sich gefragt, wann er zum letzten Mal gekocht hatte.
So richtig gekocht. Nicht so, wie er zu Hause in Wuppertal kochte: Folie
entfernen, Aluteller in die Mikrowelle, bei 600 Watt fasziniert zwei
Minuten lang auf den stimmungsvoll angeleuchteten rotierenden Teller
starren und das Abendessen mit einem fröhlichen »Ping«
beginnen. Alternativ ernährte er sich von allem, was sich auspacken
und auf dem Backblech des Ofens zubereiten ließ.
Nichts, womit er Maja heute
beeindrucken konnte.
Ulbricht ging zum Regal und
zog das angestaubte Kochbuch hervor. »Das wurde aber schon länger
nicht benutzt«, murmelte er und blätterte sich durch die Gerichte, die ihn mit den
Hochglanzfotos daran erinnerten, dass er seit Stunden einen Bärenhunger
hatte.
»Weißt du
eigentlich, wann ich das letzte Mal so richtig gekocht habe?« Maja
blickte ihn mit großen Augen an, dann deutete sie auf das
Mikrowellengerät.
»Darin suche ich nach
einem langen Tag mein Heil. Ich habe schon so viel mikrowellenfestes
Geschirr verbraten, für das Geld hätte ich mir ein hochwertiges
Geschirr kaufen können. Aber so richtig kochen?« Sie winkte ab.
»Schon lange nicht mehr.«
Ulbricht stand nah vor ihr
und blickte ihr tief in die Augen. »Meinst du, zusammen schaffen wir
das?«
»Klar, wir sind ein
unschlagbares Team. Auch wenn du immer Alleingänge unternimmst, die
mir eine Menge Ärger mit Dauber bringen.« Sie wandte sich zu
ihrem Gast um. »Sag mal, kennst du Kriminaloberrat Dauber
eigentlich?« Sie erinnerte sich an Daubers merkwürdige Reaktion
im Meeting, als er Ulbrichts Namen gehört hatte.
Ulbricht zog die Mundwinkel
nach unten. »Namen sind Schall und Rauch. Vielleicht kannte ich mal
einen Dauber, aber das muss Ewigkeiten her sein.«
Er lächelte, und Maja
blieb nicht verborgen, dass ihm die Frage unangenehm gewesen war.
»Und nun lass uns Essen
kochen.«
Maja öffnete den Kühlschrank
und blickte hinein. Wahllos griff sie zu Eiern, Käse und zur Butter.
»Na, das kann ja heiter
werden«, lachte sie, als sie Ulbrichts betroffenes Gesicht sah.
ZWÖLF
Polizeiinspektion
Hameln/Pyrmont-Holzminden, 8.10 Uhr
Der Vectra hatte am frühen
Morgen den Dienst versagt. Mit einem Röcheln war der Motor erstorben,
noch bevor Ulbricht damit losfahren konnte. Maja hatte ihn in ihrem Auto
mit zur Polizeiinspektion an der Zentralstraße genommen. Als sie das
Büro betraten, das sie sich mit Kriminalhauptkommissar Jürgen
Grundmann teilte, warteten schlechte Nachrichten auf die beiden.
Grundmann wand sich wie ein
Aal, als Maja ihn bat, Vorberg zum Verhör holen zu lassen. »Es
gab keinen Grund, ihn festzuhalten«, ereiferte sich Grundmann.
»Maja, du kennst die Vorschriften.«
Ulbricht schwante nichts
Gutes. »Moment«, sagte er. »Heißt das, Vorberg
sitzt nicht mehr?«
Grundmann schüttelte den
kantigen Schädel und brachte Maja damit an den Rand eines
Nervenzusammenbruchs.
»Du hättest Markus
Vorberg nicht gehen lassen dürfen. Wir hätten ihn dem
Haftrichter vorgeführt«, wetterte sie. Wütend warf sie
ihre Tasche auf den Schreibtisch und ließ sich auf den Bürostuhl
sinken. Grundmann wirkte ein wenig unbeholfen, blickte Ulbricht an, doch
der fiel nicht darauf herein.
»Es stand aber fest,
dass Markus Vorberg das Dienstsiegel an der Tür zerstört hat und
mit Gewalt in die Wohnung seines ermordeten Bruders eingedrungen ist. Der
Umstand, dass er mich umgehauen hat, bedeutet
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