Tödlicher Schnappschuss
kriege
gleich eine Liste mit allen Terminen und Kontaktdaten. Derzeit drucken mir
die Jungs seine E-Mails aus.«
Ulbricht pfiff anerkennend.
»Nicht schlecht, das Tempo«, sagte er und zog sich einen Stuhl
heran. »Und jetzt steht der Mörder des Fotografen fest?«
»Leider nicht - noch
nicht.« Maja lachte. »Aber es sieht ganz danach aus, als würde
ich mir den Feierabend heute abschminken können.«
»Kenne ich. Wenn ich
dir nach der Anwendung in Bad Pyrmont noch helfen soll, dann sag Bescheid.«
Ulbricht erhob sich und trat an das Fenster. Unten stand der Porsche eines
Toten, und er fragte sich, was nun mit dem rassigen Sportwagen würde.
Schon seit seiner Jugend hatte er sich danach gesehnt, einmal so ein Auto
fahren zu können. Doch leider hatte sein Sold nie dafür
gereicht. Er seufzte, als er sich zu Maja umwandte und sich an die
Fensterbank lehnte.
»Kann ich was für
dich tun?«
»Ich fürchte nicht
- danke. Kümmere dich um dein Auto, sonst musst du zu Fuß nach
Bad Pyrmont laufen.«
»Ich werde mal den ADAC
anrufen.« So recht glaubte er daran selbst nicht. Ihn hatte das
Jagdfieber gepackt…
DREIZEHN
Er hatte sich ein Taxi
gerufen, das ihn in die Pyrmonter Straße gebracht hatte. Dort parkte
bereits ein grellgelbes Pannendienstfahrzeug neben dem Vectra. Der gelbe
Engel stand rauchend an seinem Fahrzeug und wartete geduldig, bis Ulbricht
die Zeche gezahlt hatte und ausstieg. Er erwischte sich dabei, wie er den
Zigarettenqualm des Pannenhelfers einsog.
»Herr Ulbricht, nehme
ich an?«, sagte der gelbe Engel, als er den Vectra aufschloss. Der
Mann war Anfang dreißig, fast zwei Meter groß und
breitschultrig. Ulbricht vermutete, dass er seine Freizeit in den
Fitnessstudios der Stadt verbrachte. Wahrscheinlich ein Frauentyp.
»Richtig.«
Ulbricht deutete auf den Vectra. »Er will nicht mehr. Hat schon seit
einiger Zeit komische Geräusche gemacht, und heute Morgen war Schluss
mit lustig.«
»Ich seh' es mir mal
an.« Der Pannenhelfer machte sich an Ulbrichts altem Opel zu
schaffen, versuchte vergeblich zu starten, öffnete die Motorhaube und
prüfte ein Aggregat nach dem anderen.
»Ist eine alte
Bullenkutsche, richtig?«, sagte er, als er das Gehäuse des
Luftfilters öffnete.
»Die Kutsche eines
alten Bullen«, erwiderte Ulbricht leise. »Das trifft es wohl
besser. Aber die Kiste verabschiedet sich vor mir in den Ruhestand.«
»Ich krieg das schon
hin.«
»Das wär schön.«
Die blöden Sprüche
kannte Ulbricht von seinem Assistenten Frank »Brille«
Heinrichs zur Genüge.
Meistens kam nichts als warme
Luft dabei heraus. Unwillkürlich fragte sich Ulbricht, warum er jetzt
an Heinrichs dachte. Der Kerl nervte ihn mindestens fünf Tage in der
Woche mit seinen auf der Polizeischule frisch erlernten Weisheiten, und
kaum dass er ihn mal eine knappe Woche nicht zu Gesicht bekommen hatte,
fehlte er ihm?
Unmöglich.
»Da kann ich auf die
Schnelle nichts machen.« Der Mechaniker tauchte ölverschmiert
aus dem Motorraum auf und putzte sich die schwarzen Finger an einem Lappen
ab. »Der muss in die Werkstatt - als hätte ich es geahnt.«
»Das klang vor ein paar
Minuten noch anders«, antwortete Ulbricht bissig und erinnerte sich
einmal mehr an Heinrichs. »Und nun?«
»Bestelle ich einen
Abschlepper, dann bringen wir Ihnen den Wagen in eine Werkstatt Ihrer
Wahl.«
»Ich bin in Bad Pyrmont
zur Kur.«
»Dann bringen wir Ihnen
den Wagen nach Holzminden.«
»Die Logik erschließt
sich mir nicht.«
Der Pannenhelfer lachte
gewinnend. »Ein Bekannter arbeitet dort an einer Tankstelle. Er hat
bei Opel gelernt und kennt die alten Modelle in- und auswendig. Und er
arbeitet für kleines Geld.«
»Ich denke, das kostet
nichts, wozu bin ich im Autoclub?«
»Die Pannenhilfe und
das Schleppen kostet nichts«, korrigierte ihn der gelbe Engel.
»Natürlich müssen Sie die anfallenden Reparaturkosten
selbst tragen.«
»Habt ihr früher
nicht liegen gebliebene Autos gleich an der Autobahn flottgemacht? Ich
dachte immer, ihr seid die Werkstatt!«
»Früher konnte man
den gerissenen Keilriemen am VW-Käfer ja auch durch eine
Damenstrumpfhose ersetzen - alles ist anders geworden, tut mir leid.«
Er ließ die Haube des Vectra ins Schloss fallen. »Also«,
sagte er. »Der Freund in Holzminden, oder in die nächste
Opelwerkstatt?«
»Eine Vertragswerkstatt
kann sich kein
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