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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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das ist
     sie«, schmunzelte Ulbricht und fragte sich, ob Maja sich selbst auch
     als Rubens-Modell bezeichnen würde. Er beschloss, sie beizeiten
     danach zu fragen.
    Torsten Maar war ernst
     geworden und führte seinen Besucher weiter.
    »Aber Sie sehen nicht
     aus, als würden Sie sich gern von mir fotografieren lassen. Was kann
     ich für Sie tun?«
    »Es geht um den Mord an
     Christian Vorberg.« Ulbricht sah, wie sich die Miene des smarten
     Knipsers verdunkelte.
    »Eine schreckliche
     Sache«, bedauerte Maar. »Aber was habe ich damit zu tun?«
    »Sie haben ihm ab und
     zu Ihr Studio vermietet.«
    »Er hat immer pünktlich
     bezahlt.« Ein nervöses Kichern folgte. »Also habe ich
     kein Motiv für den Mord an Christian.«
    Maar schien Ulbricht zu
     vertrauen - anscheinend sah er mit seinem zerknitterten Trenchcoat und den
     ungekämmten, etwas zu langen Haaren tatsächlich aus wie ein
     übernächtigter Kripomann auf der Suche nach einem Mörder.
    »Mich würde
     interessieren, wie Ihr Verhältnis zueinander war.«
    »Oh.« Maar errötete.
     »Lassen Sie das nicht den Jan hören. Wir sind seit zwei Jahren
     zusammen und wollen im nächsten Jahr heiraten. So was geht ja jetzt
     dankenswerterweise. Er lebt augenblicklich auf der grünen Insel, in
     Irland, um dort mal abzuschalten. So was brauchen wir Kreativen manchmal.«
     Ein verständnisvolles Lächeln. »Schwamm drüber, er
     macht gerade Urlaub vom Urlaub und ist hier bei mir. In drei Wochen mache
     ich den Laden hier dicht, und dann fahre ich mit Jan auf die Insel. Ich
     muss auch mal raus hier, wissen Sie.« Dann schüttelte er den
     Kopf. »Ich langweile Sie. Aber, um beim Thema zu bleiben: Ich war
     mit Christian befreundet, wir kennen uns seit Ewigkeiten. Ein netter Kerl
     und sogar recht gut aussehend. Allerdings nicht schwul, ganz im Gegenteil.«
     Nun machte er ein Zeichen. »Kommen Sie, gehen wir in mein Office, da
     lässt es sich entspannter plaudern.«           
    Ulbricht hatte keine Einwände
     und folgte dem Fotografen in ein großes, helles Büro mit
     modernem Mobiliar, das sicherlich von begnadeten Designern stammte und
     wahrscheinlich ein Heidengeld gekostet hatte. Wären nicht die dunklen
     Balken unter der Decke, hätte Ulbricht glatt vergessen, dass er sich
     in einem von außen historisch anmutenden Fachwerkhaus befand, das
     sicherlich unter Denkmalschutz stand. Ulbricht sank in ein weiches Sitzmöbel,
     während sich Maar hinter einem gläsernen Schreibtisch verkroch
     und den Gast mit betroffener Miene musterte. Ulbricht entdeckte ein
     kleines gerahmtes Bild auf Maars Schreibtisch. Es zeigte ihn im Arm eines
     anderen Mannes. Auf dem Foto blickten sie sich verliebt in die Augen.
     Ulbricht hatte keine Vorurteile, und Torsten Maar schien recht offensiv
     mit seiner Homosexualität umzugehen. Maars Partner war hochgewachsen
     und muskulös, er hatte dichtes braunes Haar, das er kurz geschnitten
     trug und braune Augen.
    »Das ist er, mein Jan«,
     sagte Maar lächelnd, als er Ulbrichts Blicke bemerkt hatte.
    »Nett.« Mehr fiel
     Ulbricht nicht zu ihm ein. Wären Torsten Maar oder Jan ihm auf der
     Straße begegnet, hätte er wohl weder den einen noch den anderen
     als homosexuell erkannt. Doch er war nicht hier, um über Homo- und
     Heterosexualität zu philosophieren.
    »Aber zurück zu
     Christian Vorberg: Hatte er Frauengeschichten?«
    »Und wie, kein Wunder,
     bei seinem Aussehen. Abgesehen davon war er ein talentierter Fotograf, ich
     habe mich immer gefragt, warum er für diese Zeitungen arbeitet,
     anstatt seine Kunst auszuleben und damit Geld zu verdienen.« Maar
     klang pikiert.
    »Das, was Sie machen,
     ist also Kunst?«
    Schulterzucken. »Das mögen
     einige Zeitgenossen so bezeichnen. Ich habe mich auf die erotische
     Fotografie eingeschossen, und der Umstand, dass ich die Damen einiger
     Escort-Dienste im Umland in Szene setze, ist eine lukrative Geldquelle.«
     Er lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
    Beim Wort Escort-Dienst wurde
     Ulbricht hellhörig. »Wie muss ich mir das vorstellen?«,
     hakte er nach.
    »Nun, jeder
     Begleitdienst hat längst eine Präsenz im Internet, das ist heute
     so. Hier können sich die Herren eine Dame nach ihrem Geschmack
     aussuchen, können vor der Buchung besondere Vorlieben der Damen
     nachlesen, und sie können sich die Dame ansehen, die in Frage kommt.«
    »Für diese
     Internetseiten machen Sie die Fotos?«
    Er nickte und legte die
     Fingerspitzen

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