Tödlicher Schnappschuss
beider Hände aneinander, um sie zum Kinn zu führen.
Denkerpose, diagnostizierte
Ulbricht. Er macht auf intellektuell.
»Die Fotos sollen
Appetit auf mehr machen, wenn ich das so salopp ausdrücken darf. Und
ich weiß, was die Begleitagenturen wünschen. Deshalb kommen sie
gern auf mich als erfahrenen Profi zurück.«
»Diese Damen schlafen
mit ihren Freiern.«
»Lassen Sie das keinen
Begleitservice hören«, erwiderte Maar empört. »Freier
gibt es nicht. Die Herren sind Kunden, wohlhabende Kunden, die bereit
sind, über tausend Euro für eine gemeinsame Nacht mit einer der
Damen zu bezahlen. Dabei geht es in erster Linie tatsächlich ums
Begleiten, um ein gemeinsames Essen oder einen Abend in der Oper. Alles
andere ist aufpreispflichtig.«
Maar rieb bezeichnend Daumen
und Zeigefinger aneinander.
»Diese Frauen
prostituieren sich«, stellte Ulbricht fest. »Es heißt
nur anders als auf dem Straßenstrich, wo alles etwas rustikaler
zugeht.«
»Nennen Sie es wie Sie
wollen.« Maar zwinkerte Ulbricht zu. »Wir sind ja ganz unter
uns.«
»Kennen Sie eine
Alexandra Voosen?«
»Natürlich.
Alexandra war mit Christian befreundet.«
»Befreundet, oder waren
sie Geschäftspartner?«
»Beides, würde ich
schätzen«, lachte Maar. »An manchen Tagen waren sie wie
ein frisch verliebtes Paar, an anderen Tagen waren sie kühl und sehr
distanziert zueinander. Ich konnte das nie so ganz einschätzen. Aber
dass sie das Geschäft verbunden hat, dürfte sicher sein.«
»Was waren das für
Geschäfte?« Ulbricht spürte, dass er endlich auf der
richtigen Fährte war.
»Tut mir leid, das kann
ich nicht beantworten«, antwortete Maar.
»Sie sagten, dass sich
ein Callgirl mit sehr wohlhabenden Männern trifft.« Ähnliches
hatte er in der Hamelner Polizeiinspektion und von Sticher auch schon gehört.
Scheinbar hüteten Escort-Damen ihren Kundenkreis wie ein
Staatsgeheimnis. Es sei denn, man nutzt das bei einem Date gewonnene
Wissen.
»Das ist richtig. Eine
Frau wie Alexandra Voosen hat Klasse, das kann ich Ihnen verraten. Und ich
weiß, dass einflussreiche Männer aus dem Weserbergland in ihrer
Kundenkartei stehen.«
»Nennen Sie mir Namen.«
»Das kann ich leider
nicht. Obwohl ich einen guten Draht zu Alex habe, würde sie sich
lieber eine Hand abhacken, als mit mir über ihre Kontakte zu
plaudern, so viel steht fest.«
»Hm.« Ulbricht
nickte.
Er sehnte sich nach einer
Zigarette und versuchte, die Sucht zu verdrängen. Immerhin hatte er
sich ein Ziel gesetzt: Er wollte als Nichtraucher nach Wuppertal
heimkehren. »Aber im Umkehrschluss könnte sie ihr Wissen
ausgenutzt haben, um sich Vorteile zu verschaffen?«
»Erpressung?« Die
Stimme von Torsten Maar klang nicht gekränkt oder erschrocken - sie
klang sachlich. Maar schürzte die Lippen. »Alex ist sehr
materialistisch, das steht außer Frage. Aber ob sie in der Lage wäre,
ihre Kunden zu erpressen?«
»Und wenn sie es nicht
tut, was ist dann mit Christian Vorberg?«
»Dafür kenne ich
ihn dann doch nicht gut genug.«
Ulbricht wusste, dass sein
Gastgeber jetzt log. Aber er ließ Maar in dem Glauben, dass er keine
Zweifel an dessen Aussage hegte.
»Angenommen, es wäre
so, wie könnte eine Erpressung aussehen, die von Vorberg und
Alexandra Voosen durchgeführt würde?«
»Verlangen Sie allen
Ernstes, dass ich meine Freunde eines Verbrechens bezichtige?«
Ulbricht spürte, dass er
seine Trümpfe ausgereizt hatte und änderte seine Taktik.
»In welchem
Zusammenhang kennen sich Alexandra Voosen und Markus Vorberg?«
»In erster Linie durch
seinen Bruder«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Und es
ist allgemein bekannt, dass Markus Vorberg kleinere Mengen leichter Drogen
verkauft.« Maar lächelte kokett. »Aber das ist den
Kollegen im Fachdezernat für Drogenkriminalität sicherlich
bekannt«, fügte er mit einem zuckersüßen Lächeln
hinzu.
Ulbricht nickte. »Und
sie hat sich von ihm Drogen beschaffen lassen?«
»Nichts Wildes. Mal
eine Tüte Gras, für den persönlichen Gebrauch. Nicht mehr,
nicht weniger. Wie Sie das nun als Kriminalist bewerten, überlasse
ich Ihnen. Aber wie gesagt - das ist nichts Neues bei Ihren Kollegen.«
Wieder erwiderte Ulbricht
nichts. Er hatte vorerst genug gehört und ließ sich von Torsten
Maar zur Tür begleiten. Im Hinausgehen drehte er sich noch einmal zum
Inhaber des
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