Tödlicher Schnappschuss
verschwinden.
1200 Euro, so viel verlangte sie für eine gemeinsame Nacht mit einem
Kunden. Er kannte ihren Tarif, da war sie sicher. Dann konzentrierte sie
sich wieder auf den Geschäftsmann.
Okay, dachte sie, er will
schnellen Sex.
»Möchtest du
reden, oder wollen wir ins Schlafzimmer gehen?«
Er dachte kurz nach, schüttete
den Inhalt des Glases herunter, dann lächelte er sie an.
»Vielleicht können
wir beides verbinden?«
Sie erhob sich und trat auf
ihn zu, nachdem sie das halb leere Glas auf den Tisch gestellt hatte.
»Natürlich geht das.«
»Dann komm.« Er
stellte das leere Glas auf den Tisch und führte sie in das obere
Stockwerk der Villa. Ein dicker Teppich auf dem langen Korridor dämpfte
ihre Schritte. Rechts und links zweigten mit aufwendigen Schnitzereien
verzierte Türen ab. Sie ließ sich von ihm in sein Schlafzimmer
führen, das, wie das Wohnzimmer, zur Rückseite des Hauses lag.
Niemand wird deine Schreie hören,
vernahm sie plötzlich eine innere Stimme.
Doch sie gab sich Mühe,
die Unsicherheit zu verbergen.
Er würde ihr nichts
antun; er war ein seriöser Geschäftsmann, für den viel auf
dem Spiel stand.
Unaufgefordert sank sie auf
die Bettkante und streifte sich die Bluse ab. Sie trug knappe schwarze Wäsche,
die ihre weiblichen Formen vorteilhaft betonte. Dann erhob sie sich und
ließ den Rock zu Boden gleiten. Der dünne Stoff raschelte
leise, dann stand sie in einem transparenten BH, einem knappen Slip und in halterlosen Strümpfen vor
ihm und hoffte, dass er ihre mit Make-up verdeckten Verletzungen nicht
entdeckte.
»Um Missverständnissen
vorzubeugen«, warf er ein. »Ich möchte nicht mit dir
schlafen.«
Natürlich willst du das.
Alle Männer wollen mit mir schlafen.
Sie blickte ihn lächelnd
an.
»Warum hast du mich
gebucht?«
»Weil du gewisse
Vorteile hast.«
Er erwiderte ihr Lächeln,
während seine Kieferknochen unter der Anspannung mahlten.
»Was möchtest du
von mir?«
»Informationen«,
erwiderte er leise, aber bestimmt.
Ihr Lächeln gefror, und
sie spürte, wie die Unsicherheit wieder ihre eiskalten Krallen nach
ihr ausstreckte. »Wovon redest du?«
»Das weißt du
sehr genau. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass du mit
vertraulichen Informationen handelst.« Er trat näher und drückte
sie auf das Bett. Sie leistete keinen Widerstand.
»Ich muss dich enttäuschen:
Deine Quellen sind falsch informiert, fürchte ich.« Sie wusste,
dass er ihr nicht glaubte, sie sah es an seinem spöttischen Blick. Er
lachte auf.
»Was hattest du mit
Christian Vorberg zu schaffen?« Seine Miene glich einer steinernen
Maske.
Sie zuckte unmerklich
zusammen, hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle. »Wovon
redest du? Er ist tot, so viel weiß ich.«
»Er hat es übertrieben
mit seinen Erpressungsversuchen.«
Sie erhob sich und bückte
sich nach dem Rock, doch er packte sie am Unterarm. Sein Griff bereitete
ihr Schmerzen, und sie unterdrückte
ein gequältes Stöhnen und ließ den Rock wieder los.
»Und du hast mit ihm
gemeinsame Sache gemacht.«
Sie schüttelte energisch
den Kopf.
»Du hast deine Kunden
in die Falle gelockt; er hat Fotos gemacht, mit denen er die vermeintlich
treuen Ehemänner erpressen konnte. Und den Verdienst habt ihr euch
geteilt.«
»Das ist doch Unsinn.«
Sie wich zurück, als er sich über sie beugte.
»Leider ist es kein
Unsinn.« Seine Stimme klang lauernd. »Vorberg hat übertrieben.
Er hat es auch bei mir versucht.« Nun lachte er. »Aber damit
ist er zu weit gegangen.«
»Du hast ihn getötet…«,
murmelte sie fassungslos. Dieser Kerl befand sich auf einem persönlichen
Rachefeldzug. Und Alexandra Voosen wusste, dass er sie in seiner Gewalt
hatte.
Panik stieg in ihr hoch, ihr
Herz begann zu rasen, und zum ersten Mal verfluchte sie ihren ausgeprägten
Geschäftssinn. Vielleicht hätte sie nach Christians Tod ein paar
Monate Pause machen sollen, ins Ausland verschwinden und dort abwarten,
bis Gras über die Sache gewachsen war.
Doch dafür war es jetzt
zu spät. Jetzt half nur die Flucht nach vorn. »Du hast ihn
erschossen, weil er dich unter Druck gesetzt hat«, keuchte sie.
Er schüttelte den Kopf.
»Ich bin nicht auf euer dreckiges Spiel hereingefallen, tut mir
leid.« Er schüttelte den Kopf und grinste diabolisch. »Ich
suche nach Fotos, die er von mir gemacht hat.«
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