Tödlicher Schnappschuss
Polizeipräsidentin
in Kur geschickt worden war, weil seine Nerven durchgedreht waren?
Indessen fuhr Hartmann mit
seinem Vortrag fort: »Ein idealer Ort für Menschen, die mit
Stress und in Hektik leben. Das Salz ionisiert die Luft, und die
Jodkonzentration hier drinnen ist viel höher als am Meer. Also lassen
Sie uns die Sache in Ruhe angehen.« Hartmann ließ sich auf die
Liege sinken und schloss die Augen.
»Zum Entspannen bin ich
eigentlich nicht hier«, erwiderte Ulbricht einigermaßen
fassungslos. Er wurde beinahe erschlagen von so viel Entspannung um ihn
herum. »Also, ich möchte wirklich nicht hetzen, aber könnten
wir bitte zum Grund unseres Treffens kommen?«
Hartmann richtete sich auf
und lächelte noch immer. »Natürlich. Wie Sie wünschen.«
Er wurde ernst. »Mir ist nicht verborgen geblieben, dass Sie im
Umfeld von Alexandra Voosen ermitteln«, eröffnete er Ulbricht.
»Ich sehe, Sie kennen
die Dame.«
»Sie ist wunderschön,
und kaum ein Mann kann ihr widerstehen. Kein Mann, der über die
entsprechenden finanziellen Mittel verfügt,
sollte man sagen«, fügte er dann hinzu und hob sich damit
selbst in den Kreis der Reichen und Schönen im Weserbergland. »Aber
leider ist sie auch eine falsche Schlange. Sie hat mich erpresst.«
Ulbricht legte den Kopf schräg.
»Bitte erzählen Sie mir mehr.«
»Es ist schnell gesagt:
Ich verbrachte eine sinnliche Nacht mit Frau Voosen. Wir waren über
das Wochenende nach Berlin gereist, wo wir ein Theater besuchten,
gemeinsam essen gingen und uns vergnügten.« Hartmann legte eine
kleine Pause ein, bevor er fortfuhr. »Nach dem Ausflug in unsere schöne
Hauptstadt wurde ich erpresst. Sie legte mir nahe, einen fünfstelligen
Betrag auf ihr Konto in Liechtenstein zu überweisen, ansonsten, so
drohte sie mir, werde sie Fotos von unserem Tete-à-Tete an meine
Frau senden. Meine Ehe wäre somit ruiniert gewesen.«
»Das ist sehr
bedauerlich und seltsam zugleich«, brummte Ulbricht nachdenklich.
»Immerhin muss Frau Voosen damit rechnen, Sie als zahlungskräftigen
Kunden zu verlieren. Und wenn ich den Faden weiterspinne, komme ich zu dem
Schluss, dass sich ihr Geschäftsgebaren auch in gewissen Kreisen
herumspricht. Andererseits weiß ich, dass Frau Voosen über
einen großen Stammkundenkreis verfügt. Die Polizei durchforscht
gerade ihre Kundendatei.«
»Sie hat mich nicht
wirklich selbst erpresst.« Hartmann richtete sich auf und fixierte
Ulbricht mit einem eiskalten Blick, in dem der Kommissar Hass und Wut
erkannte. »Sie hatte einen männlichen Partner, der ihr die
Drecksarbeit abnahm, damit ihre Weste nach außen hin weiß
blieb. Denken Sie nach - jemand muss die Fotos ja gemacht haben.«
»Christian Vorberg
steckt dahinter«, murmelte Ulbricht und massierte sich die Schläfen.
»Die beiden haben kooperiert.«
»Exakt.«
»Und - haben Sie damals
bezahlt?«
»Natürlich nicht.
Ein Hartmann ist nicht bestechlich und nicht erpressbar. Ich bin in der
Geschäftswelt als Hardliner bekannt, das bedeutet auch, dass ich für
begangene Fehler geradestehe. Allerdings, und nun wird die Geschichte
bizarr, kam Frau Voosen mit ihrem seltsamen Angebot ein wenig zu spät.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sie sollten sich in
die Polizeiakten einlesen, wenn man Ihnen Zugriff gewährt. Aber ich
kann das mit Oberkriminalrat Dauber abstimmen, dann lässt er Ihnen
sicherlich freie Hand.« Hartmann setzte wieder sein gewinnendes Lächeln
auf. Dann wurde er ernst. »Es ist eine Tragödie, über die
ich bis zum heutigen Tage noch nicht hinweggekommen bin. Die Sache liegt
fast zwei Jahre zurück, aber es scheint, als wäre es erst letzte
Woche geschehen: Meine Frau Beatrice wurde entführt, und man forderte
eine hohe Lösegeldsumme von mir.«
»Das tut mir leid«,
entfuhr es Ulbricht betroffen. Dann besann er sich auf Hartmanns Worte.
»Natürlich haben Sie nicht gezahlt - weil Sie als Hardliner
bekannt sind.«
»Ich hätte gern
bezahlt, Beatrice bedeutete mir alles, verstehen Sie das? Sie war eine schöne
Frau, etwas jünger als ich. Fast dreißig Jahre waren wir
verheiratet, bis zu jenem Tag, als die Kidnapper ihr in einem Parkhaus
auflauerten und sie entführten. Natürlich ist es auch
entsprechenden kriminellen Kreisen bekannt, dass unser Haus wohlhabend
ist. Dennoch wollte ich mich so leicht nicht in die Knie zwingen lassen.
Natürlich hätte ich
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