Tödlicher Schnappschuss
auf
und zog sich um. Seine Straßenkleidung verstaute er in einem Spind,
dann fragte er einen Bademeister - nannte man das noch Bademeister? - nach
dem Weg zur Salzgrotte.
»Meine
Berufsbezeichnung ist eigentlich Aqua Fun Director«, schmunzelte der
muskulöse Sunnyboy, den Ulbricht mit einem »Hallo, Herr
Bademeister« angesprochen hatte. »Kommen Sie,« ergänzte
er mit einem gewinnenden Lächeln. Er führte Ulbricht an einem
großen Innenbecken vorbei. Durch die Glasfront hatte man einen
atemberaubenden Blick in die umliegende Natur des Weserberglandes. Saftige
Wiesen und sanfte Hügel so weit das Auge reichte. »Sie sind
leider etwas spät dran«, lachte der
Bademeister mit der neudeutschen Berufsbezeichnung. »Bis um sieben
Uhr hätten Sie an unserer kostenlosen Sole-Wassergymnastik teilnehmen
können. Das ist gut für Herzprobleme und Haltungsschäden.«
Ulbricht fragte sich, woher
der Mann von seinen Herzproblemen wusste. Anscheinend hatte man in seinem
Beruf ein geschultes Auge. Es musste an Ulbrichts verkniffenem
Gesichtsausdruck liegen, dass sein Gegenüber schnell hinzufügte:
»Aber in erster Linie geht es bei uns darum, dass die Menschen hier
Spaß haben.«
»Schön haben Sie
es hier«, murmelte Ulbricht.
»Da müssen Sie
erstmal unser Eventbecken sehen. Wir haben das Becken mit
Farblicht-Animationen und Unterwassermusik ausgestattet. Da gibt es für
jeden Geschmack etwas - von Bach bis Rock. Das Wasser hat 35 Grad und ist
herrlich zum Ausspannen.«
Ulbricht überlegte, ob
er sich nach dem Gespräch noch im Eventbecken vergnügen sollte.
Nun war er ja schon mal hier - warum also nicht die Arbeit mit dem Vergnügen
verbinden? Immerhin befand er sich hier zur Kur, da würde ihm niemand
böse sein können, wenn er sich etwas entspannte. Maja
wahrscheinlich am allerwenigsten, denn so lange er relaxte, hatte sie den
Fall für sich allein.
Inzwischen hatten sie den
Eingang zur Meersalzgrotte erreicht.
»So, da wären wir.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß, vielleicht sehen wir uns später
noch.«
In der Grotte hielt sich nur
ein einziger Mann auf. Der Fremde hatte auf einer Liege auf ihn gewartet.
Er trug einen weißen Frottee-Bademantel und hatte die Beine übereinandergeschlagen.
Ulbricht schätzte sein Gegenüber auf Ende vierzig.
Seine Haut war braun gebrannt, das Haar dunkel und kurz geschnitten.
»Schön, dass Sie
sich Zeit genommen haben«, sagte er mit einem weltmännischen Lächeln
und bedeutete Ulbricht, auf der benachbarten Liege Platz zu nehmen.
Nachdem er sich
niedergelassen hatte, blickte er sich in der Meersalzgrotte um. Wände,
Decken und sogar der Boden schienen aus echtem Salz zu bestehen. Von der
Decke hingen Salzsäulen herab, und Ulbricht fühlte sich ein
wenig wie in einer bunt beleuchteten Tropfsteinhöhle. Mit dem
Unterschied, dass hier der Fußboden beheizt und die Grotte selbst
gut temperiert war. Er atmete tief durch und glaubte zu spüren, dass
sich das Volumen seiner Lunge bereits vergrößert hatte, was
aber auch in Anbetracht von derart geballter Gesundheit an diesem Ort
Einbildung sein konnte. Versteckte Lampen tauchten die Grotte in weiches
Licht, das sich millionenfach in den Salzkristallen spiegelte.
»Was kann ich für
Sie tun, und weshalb haben Sie mich angerufen?« Ulbricht hatte keine
Lust, Zeit zu verlieren.
»Weil Sie in meinen
Augen ein sehr integrer Mann sind.«
»Woher wollen Sie das
wissen?«
»Ich habe zuverlässige
Quellen.« Nun reichte er Ulbricht die Hand. »Entschuldigen
Sie, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe: Mein Name ist Arndt
Hartmann. Ich betreibe ein über die Region hinaus angesehenes
Immobilienunternehmen und bin Geschäftsführer der
Kollmann-Gruppe.«
»Angenehm. Sie wissen
ja, wer ich bin«, knurrte Ulbricht. Er hatte keine Lust, sich von
diesem Geschäftsmann einlullen zu lassen. Er sollte sagen, was zu sagen war und ihn dann in Ruhe
lassen. Gleichzeitig beschloss er, Maja zu fragen, ob Hartmann in der
Region so bekannt war wie er behauptete.
Arndt Hartmann ging nicht auf
Ulbrichts bissige Bemerkung ein. »Ist es nicht schön hier?«
Er blickte sich in der Meersalzgrotte um, als sei er zum ersten Mal hier.
»Hier herrscht ein Mikroklima, das ist gut zur Entspannung,
besonders bei Menschen mit stark strapazierten Nerven.«
Ulbricht fühlte sich
erwischt. Woher wusste Hartmann, dass er von der
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