Tödlicher Schnappschuss
für
die folgende Nacht gebucht. Und obwohl sie sich eigentlich nicht in der
Stimmung befunden hatte, einem Mann angenehme Stunden zu bereiten, so war
sie Geschäftsfrau genug, um an das üppige Honorar zu denken. Und
als sie den Namen des Kunden hörte, klingelte in Gedanken bereits
ihre Kasse. Da ließ sich, so war sie sicher, bestimmt der eine oder
andere zusätzliche Euro verdienen. Allein aus diesem Grunde hatte sie
den schrecklichen Tag so gut es ging verdrängt, hatte sich geduscht
und umgezogen; so, wie es der Kunde gewünscht hatte. Eine gute
Stunde, nachdem sie in Hehlen angekommen war, hatte sie sich auf den Weg
gemacht, um den Termin in der Villa des Kunden wahrzunehmen. Den blauen
Fleck und die Wunde hatte sie so gut es ging mit Schminke überdeckt,
den Schmerz verdrängte sie.
Dass er sie zu Hause empfing,
verwunderte sie nicht; es war ihr lieber als ein Treffen in einer Bar oder
in einem anonymen Hotelzimmer. Nun stand sie vor dem Haus, atmete tief
durch und drückte den vergoldeten Klingelknopf neben der Eingangstür.
Drinnen schlug ein tiefer Gong an. Hinter
der getönten Scheibe näherte sich ein Schatten, es wurde geöffnet.
Sie erkannte ihn sofort
wieder, sagte aber nichts. Sie stand einfach da, sagte »Hallo«
und lächelte ihn entwaffnend an. An seinem Blick merkte sie, dass sie
ihm gefiel und dass er keine Bedenken hatte, sie ins Haus zu lassen.
»Du siehst großartig
aus.« Er machte den Eingang frei und ließ sie eintreten.
Sie lächelte charmant.
»Danke. So, wie du es
magst.«
»Ja.« Nachdem sie
eingetreten war, warf er einen Blick hinaus, fast so, als wolle er sich
vergewissern, dass sie nicht beobachtet worden waren. Dann drückte er
die schwere Tür ins Schloss, legte einen massiven Riegel und eine
Panzerkette vor.
Im nächsten Augenblick fühlte
sie sich wie in einer Falle. Doch sie überspielte ihre Unsicherheit
mit einem koketten Lächeln. »Angst?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nur ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis.«
Sie ließ sich von ihm
den Mantel abnehmen und bemerkte, wie er ihren dezenten Parfümduft
durch die Nase einsog. Spürte seine Blicke auf ihrem Körper und
fühlte sich gleich eine Spur sicherer. Zu einem figurbetonten dunklen
Rock, der eine Handbreit über dem Knie endete, trug sie schwarze
Pumps und halterlose Nylons; dazu eine weiße Bluse, deren obere Knöpfe
sie bewusst geöffnet hatte, um ihm einen Blick in ihr Dekolleté
zu erlauben.
Sie folgte ihm in ein großzügiges
Wohnzimmer und nahm auf der ledernen Couch Platz. Er blieb stehen und
beobachtete, wie der Saum ihres Rockes höherrutschte und den Blick
auf zwei schöne Beine in dunklen Nylonstrümpfen preisgab. Sie
gefiel ihm, das war die halbe Miete, dachte sie triumphierend.
An einer Wand gab es einen
überdimensionalen Fernseher der neuesten Generation, in jeder Ecke
des Raumes stand ein Lautsprecher, der wahrscheinlich für Hörgenuss
in Kinoqualität sorgte. Die gegenüberliegende Wand wurde von
einem gemauerten Kamin beherrscht, ansonsten gab es ein kleines Sideboard
und einen gläsernen Tisch. In einem Regal erblickte sie eine kleine
Hi-Fi-Anlage. Die Nachmittagssonne fiel durch das große Fenster in
den Raum und tauchte ihn in ein warmes, angenehmes Licht. Sie blickte sich
um und fühlte sich wohl bei ihm. Kein Bild einer Frau, kein Hinweis
auf Familienangehörige. Anders hatte sie es nicht erwartet. Langsam
senkte sich ihr Puls, und sie versuchte sich auf das bevorstehende Geschäft
zu konzentrieren.
Er war an das Sideboard
getreten und hatte es geöffnet. Darin befand sich eine kleine Bar.
»Was möchtest du
trinken?«
»Ich nehme einen Sekt,
wenn du hast.«
»Natürlich.«
Er öffnete eine Flasche trockenen Sekt und schenkte ihr ein Glas ein.
Sich selbst schenkte er einen
Schluck schottischen Whisky ein, dann kam er mit beiden Gläsern zum
Tisch und reichte ihr den Sekt. Sie bemühte sich, das Zittern ihrer
Hand zu verbergen, als sie nach dem Sektglas griff.
Schweigend prosteten sie sich
zu.
»Ich habe leider nicht
viel Zeit heute«, sagte er mit einem tiefen Bedauern, während
er ihr einen verschlossenen Briefumschlag reichte. »Ich möchte
dich bar bezahlen. Nicht auszudenken, wenn meine Kre-ditkartennummer in
deiner Buchhaltung auftaucht.«
Sie nahm das Kuvert an sich
und ließ es kommentarlos in ihrer kleinen Handtasche
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