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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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B-Waffen ächten! Sie sind um ein Vielfaches grauenvoller.«
    »Aber man forscht heimlich weiter …« unterbrach Sendlinger seinen Besucher.
    »Ja! In amerikanischen Militärlabors experimentiert man auch heute noch mit Viren von Ebola, Lassa, Marburg – neue biologische Gifte – und mit den alten Botulinbakterien.«
    »Und es ist wirklich wahr, daß ein Gramm dieser Bakterien ausreicht, um eine Million Menschen zu töten?«
    »Das schätzt man.« Der Besucher aus Asien lachte kurz auf. »Man hat's noch nicht probiert. Aber möglich ist es.«
    An diesem Abend schmeckte Dr. Sendlinger das Essen nicht. Bei jedem Bissen dachte er: Irgendwo hat ein Terrorist in einem Plastikbeutelchen vier Ampullen Anthrax in der Jackentasche. Auf dem Kärntner Ring, auf dem Opernring, auf der Kärntner Straße und vor dem Palais Schwarzenberg läßt er je eine Ampulle auf das Pflaster fallen … lautlos, niemand hört das leise Zersplittern des Glases. Niemand sieht die unsichtbare Wolke, die sich bildet, niemand riecht sie, niemand bemerkt den Tod, der in jede Ritze kriecht. Der Mann geht mit schnellen Schritten davon, setzt sich in seinen Wagen und flüchtet ins Burgenland. Und die Viren werden von Tausenden Menschen eingeatmet, verteilen sich mit dem Wind über ganz Wien, schleichen in jedes Haus, auch in die Küche des Imperial und vergiften Geräte und Speisen …
    Dr. Sendlinger schob den Teller mit dem Kalbsfilet auf Pilzen zur Seite, unterschrieb die Rechnung und verließ den Speiseraum. An der Tür blickte er sich noch einmal um. Ihr alle, die ihr hier sitzt und mit Genuß eßt, ihr alle seid in vier Tagen tot. Keiner kann euch retten! Wien wird eine leere Häuserwüste sein. Ein einzelner Mann mit vier Ampullen hat das geschafft.
    Am nächsten Morgen verließ er Wien und flog direkt nach Moskau.
    Ihn quälte nicht mehr der Gedanke, ein anderer könnte ihm zuvorkommen und dieses Vernichtungsgeschäft aufbauen … ihn trieb allein die Angst, selbst ein Opfer der nicht mehr kontrollierbaren Bakterien zu werden.
    Sybin war mehr als erstaunt, als Dr. Sendlinger plötzlich vor seinem Penthouse stand.
    Es war um die Mittagszeit, und wie so oft hatte Sybin auf das Mittagessen verzichtet, um einen Stapel Berichte seiner ›Direktoren‹ durchzuarbeiten. Auch hatten sich die anderen elf Mitglieder des ›Konzernvorstandes‹ gemeldet und angefragt, ob es wahr sei, daß Sybin ins Atomgeschäft einsteigen wolle. Das war unangenehm, denn alle Gewinne flossen stets in den Konzern und nicht in die Taschen eines einzelnen. Zweimal im Jahr kamen die zwölf Mitglieder der ›Geschäftsleitung‹ zusammen und verteilten die Überschüsse untereinander. Ein akzeptables Geschäftsgebaren, bei dem es bisher nie Streit gegeben hatte. Sybin, als Chef der größten Abteilung und mit dem höchsten Umsatz, erhielt sowieso immer einen höheren Betrag als seine Kollegen.
    Und nun diese verdammte Anfrage! Wer in seinem ›Konzern‹ hatte nicht dichtgehalten? Wo saß der Maulwurf, der Sybins Erde aufwühlte? Es würde im Kreis der Zwölf eine erregte Diskussion geben, dessen war sich Sybin sicher. Und teilen mußte er – das griff ihm am meisten ans Herz.
    Zunächst nahmen die beiden Leibwächter, die in dem Vorraum saßen, wo der Lift ankam, Dr. Sendlinger in Empfang. Sie kannten ihn zwar, aber sie hielten ihn dennoch fest, denn so einfach ohne Anmeldung kam man an Sybin nicht heran. Es waren zwei breitschultrige, muskelbepackte Boxertypen, schwer bewaffnet mit Kalaschnikowmaschinenpistolen und 9-mm-Pistolen, die aber eigentlich überflüssig waren, denn wenn Sybin allein und ohne Leibwächter in Bars oder in die von ihm bevorzugten Speiselokale fuhr, wäre es einfacher gewesen, ihn bei diesen Ausflügen umzubringen. Hier oben im Penthouse würde niemand auf den Gedanken kommen, Sybins Festung zu stürmen. Aber Bodyguards gehörten nun einmal zur Grundausstattung eines ›Konzernchefs‹ – die Mafiapaten hatten sie, die Statthalter der Triaden ebenfalls, die Kokainbosse in Kolumbien und im Goldenen Dreieck, und es war ja nicht so, daß ein Sybin sich nicht eine eigene Leibwache leisten konnte. Das sollte man sehen.
    Die beiden Muskelmänner stellten Sendlinger erst mal gegen die Wand, Arme hoch, Beine breit, und tasteten ihn nach Waffen ab. Protestieren war sinnlos, denn Sendlinger beherrschte von der russischen Sprache nur ein paar Worte. Auf einen kurzen Anruf hin kam Sybin in den Vorraum gestürmt. Er umarmte Sendlinger, küßte ihn dreimal auf

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