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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Waffen sind zwar verboten, aber die Forschung an diesem sicheren Tod ist erlaubt! Ein in der Konvention von 1972 festgelegter Informationsaustausch ist lächerlich, was das amerikanische ›Büro für Technikfolgenabschätzung‹ so formuliert: ›Es kann praktisch nicht unterschieden werden, ob es sich um eine Angriffs- oder Verteidigungsforschung handelt.‹ Natürlich kann es das nicht!«
    »Aber man kann an Botulin herankommen?«
    »Kaum. Ebensowenig wie an reines Plutonium 239!«
    »Und doch geistert jetzt Plutonium in der Welt herum.«
    »Weil genug davon herumliegt und der Diebstahl bei den schlaffen Kontrollen möglich geworden ist. Man schätzt, daß in Rußland jetzt tausendfünfhundert Tonnen hochangereichertes Uran und zweihundert Tonnen Plutonium 239 gebunkert sind und bewacht werden, als handele es sich um einen Schrottplatz von Buntmetall. Mit den biologischen Stoffen ist das anders. Davon sollten nur Experimentmengen vorhanden sein – sollten, sage ich. Auch da gibt es eine Dunkelziffer, aber die ist im Vergleich zu dem Atommüll ungleich niedriger.«
    »Aber es gibt undichte Stellen?« Dr. Sendlinger, mit Aussicht auf einen neuen Markt, blieb hartnäckig. »Kann man ausschließen, daß ein Pfund Botulin in falsche Hände gerät?«
    »Ziemlich sicher, denn auch der Lieferant will leben. Bei einer Atombombe hat man noch eine geringe Chance zu überleben, das haben Hiroshima und Nagasaki gezeigt. Bei einem Botulinangriff, den keiner merkt, weil er lautlos erfolgt, überlebt niemand. Nach spätestens einer Woche ist die Erde ein Leichenfeld.«
    Es stimmt also doch, was Ngolala gesagt hat, dachte Sendlinger. Ich habe es nicht geglaubt, aber wenn ein Experte wie Pataneau das bestätigt, ist es die grauenhafteste Vernichtung der Menschheit, die man sich denken kann. Und niemand spricht darüber … nicht in der Öffentlichkeit, nicht zu den Menschen, die alle Opfer werden können.
    Pataneau trank seinen Champagnercocktail aus. Sendlingers Interesse erfreute ihn. Endlich war da ein Mann, der nicht, wie alle anderen hier im ›Roten Saal‹, abwinkte, wenn er von seinen Kenntnissen erzählen wollte. Er kam sich manchmal sehr isoliert vor und hatte das Gefühl, man hielte ihn für einen langweiligen Schwätzer. Dr. Sendlinger war ein lang ersehnter Gesprächspartner.
    »Was nur wir Wissenschaftler wissen«, sagte er mitteilungsfreudig, »ist ein Weg, an Bakterienkulturen heranzukommen.«
    »Also doch!« Sendlinger beugte sich zu ihm vor. Jetzt würde er hören, worauf man ein Geschäft aufbauen konnte. »Es gibt keine vollständige Abschottung?«
    Pataneau blickte hinüber zu Ducoux. Er sah, wie sich der Chef der Sonderabteilung V der Sûreté langweilte, wie immer, wenn er zu dozieren begann.
    »Um an Material für zivile Forschungszwecke zu kommen, gibt es sogenannte Kollaborationszentren der Weltgesundheitsorganisationen. Ihnen ist die Verpflichtung auferlegt, ihren Mitgliedsstaaten auf Antrag jeden Krankheitserreger in der benötigten Menge zur Verfügung zu stellen. Nach der Absicht, was damit geschehen soll, wird nicht gefragt. Die Mitgliedschaft genügt. Anders gesagt: Es gibt keine ernsthaft kontrollierende Maßnahme, die Verbreitung der Bakterien, Viren – und was auch immer – zu verhindern. Aber, und das ist unser Schutz, in diese Gemeinschaft kommt keiner rein!«
    »Und wenn einer der Wissenschaftler bestochen wird?«
    »Unwahrscheinlich! Wir alle wissen, was auf dem Spiel steht. Und es gibt keinen unter uns, der für ein paar Silberlinge den Massentod verkauft. Wir sind ein Berufsstand mit Ethos … bei uns gibt es keinen Judas.«
    Dr. Sendlinger blickte Pataneau nachdenklich an. Solch ein Genie – und so naiv. Aber das fand man öfter, er hatte es in seiner Kanzlei selbst erlebt: Männer von Rang, die Tausenden Menschen Arbeit gaben und regelmäßig in den Klatschspalten der Boulevardpresse standen, Namen mit internationaler Reputation … und wenn sie vor ihm saßen und ihm ihr Leid klagten und nach einem Ausweg suchten, war ihre Naivität dem Leben außerhalb ihres Wirkungskreises gegenüber geradezu unbegreiflich. Vor allem bei Ehescheidungen mußte man sie wie ein verirrtes Kind an die Hand nehmen und auf den richtigen Weg führen.
    Dr. Sendlinger blieb bis gegen Mitternacht im ›Roten Salon‹ der Madame de Marchandais. Awjilah war längst mit einer Dame in einem der oberen Zimmer verschwunden, auch einige andere Männer, die er nicht kannte, hatten das Buffet mit dem Bett vertauscht,

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