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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fielen nicht über sie her, rissen ihr nicht die Kleider vom Leib und mißbrauchten sie auch nicht. Sie setzten sich neben Elfriede auf die Bettkante, und einer von ihnen gab ihr eine Ohrfeige. Nicht so brutal wie vorher, sondern eher so, als wolle man sie aus einer Ohnmacht aufwecken.
    »Mach die Augen auf!« sagte einer der Männer. Er hatte lange, auf die Schulter fallende Haare von einem Blond, das an reifen Weizen erinnerte. »Spiel nicht die Ohnmächtige! Wir haben einige Fragen an dich, und wenn du sie brav beantwortest, geschieht dir nichts. Bist du stur, schlitze ich dir mit einem Rasiermesser dein hübsches Puppengesicht auf …«
    Elfriede öffnete die Augen. Der blonde Mann hielt ihr ein aufgeklapptes Rasiermesser vor das Gesicht und grinste sie an.
    »Wo ist Freddy Brockler?« fragte der andere Mann. Er hatte braune, gelockte Haare, die über der Stirn schon etwas dünn wurden. Er war älter als der Blonde und höflicher.
    »Ich weiß es nicht«, stammelte Elfriede. Plötzlich wußte sie, daß diese Männer Jagd auf Freddy machten, wegen des verdammten Plutoniums. Und ich weiß doch wirklich nicht, was das alles zu bedeuten hat.
    Der Blonde hob das Rasiermesser. »Mäuschen«, sagte er und lächelte. »Der erste Schnitt geht quer über deine rechte Wange …«
    »Glauben Sie mir: Ich habe keine Ahnung!« Elfriede sah den älteren Mann bittend an. »Die Polizei hat ihn mitgenommen. Er wollte fliehen, aber sie haben ihn erwischt.«
    »Wohin wollte er fliehen?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    »Was weißt du überhaupt?«
    »Nichts. Glauben Sie mir …«
    »Freddy hat nie mit dir über seinen Auftrag gesprochen?«
    »Wann denn? Er kehrte aus Moskau zurück, wollte duschen und dann schlafen, bekam einen Anruf, und weg war er. Wir hatten doch überhaupt keine Zeit, miteinander zu sprechen. Wann denn? Und das mit dem Plutonium habe ich erst von der Polizei erfahren. Keine Ahnung hatte ich.«
    »Und weiter?«
    »Was weiter? Man hat mir auf der Polizei gesagt, daß sie ihn weggebracht haben. Wohin? Keine Ahnung. Die Polizei gibt keine Auskunft. Nur soviel: Ich solle in Wiesbaden beim Bundeskriminalamt anrufen. Das habe ich getan.«
    »Und?«
    »Nichts! Nur Ausreden. Ich weiß wirklich nicht, wo Freddy ist.«
    »Ich glaube ihr.« Der ältere Mann nickte dem Blonden zu. »Steck dein Messer ein. Das BKA hält ihn unter Verschluß.«
    Der langhaarige Blonde warf einen prüfenden Blick auf Elfriede. »Sie ist ganz hübsch«, sagte er und grinste. »Und so allein. Ganz ohne Mann. Wie hält sie das wohl aus? Soll ich ihr zeigen, was ein ordentlicher Fick ist?«
    Also doch! Elfriedes Körper verkrampfte sich wieder. Aber der Ältere schüttelte den Kopf.
    »Laß das!« Er stand von der Bettkante auf. »Los! Gehen wir.«
    »Schade.« Der Blonde erhob sich ebenfalls und klappte das Rasiermesser zu. »Sieh dir nur ihre Titten an! Die soll man so einfach liegenlassen? Geh raus … in zehn Minuten komme ich nach …«
    »Geh'n wir!« Die Stimme des Älteren wurde scharf, befehlend. »Los!«
    Sie verließen die Wohnung. Elfriede rannte ans Fenster und blickte auf die Straße. Sie sah, wie die beiden in ein Auto stiegen und davonfuhren. Ein dunkelblauer Audi … vom Nummernschild konnte sie sich in der Aufregung nur das B merken, die anderen Zeichen nicht. Es ging alles so schnell, und außerdem schmerzte die geplatzte Unterlippe zu sehr, um sich zu konzentrieren.
    Elfriede atmete auf. Es war vorbei, und sie lebte noch. Aber Freddy war in Gefahr, das wußte sie jetzt. Mit bebender Stimme rief sie das zuständige Polizeirevier an, und siehe da: Der Beamte am Telefon reagierte sofort, ohne viel zu fragen. Name, Adresse, schildern Sie genau den Vorgang … Nichts von alledem. Innerhalb von zehn Minuten waren zwei Polizisten bei Elfriede und brachten sie zum Revier. Dies bewies, daß sie polizeibekannt war, wie es im Amtsdeutsch so schön heißt.
    Nach einem kurzen Anruf beim BKA sagte der Revierleiter: »Sie werden sofort nach Wiesbaden gebracht. Was Sie erlebt haben, ist von großer Wichtigkeit.«
    So lernte Elfriede Wiesbaden kennen, ohne Unkosten zu haben, und sie wurde von einem unauffälligen Privatwagen der Kölner Polizei hingefahren. Ein Oberwachtmeister saß neben ihr und unterhielt sie mit Kölschen Witzen.
    Oberrat Wallner hatte auf sie gewartet und kam ihr auf dem Flur entgegen, nachdem der Portier sie angemeldet hatte. Er stellte sich vor und führte Elfriede in ein großes Zimmer, in dem er morgens immer seine

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