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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Staaten der arabischen und der sogenannten dritten Welt tätig sind. Das schließt nicht aus, daß auch bei uns oder im europäischen Raum Plutonium verschwindet und in den Handel kommt. Trotz aller scharfen Sicherungseinrichtungen kann, ich sage: kann, Atommaterial auch bei uns verschwinden. Alles ist möglich. Unleugbar ist dagegen, daß aus Rußland Plutonium herausgeschmuggelt wird – die GUS-Staaten, Kasachstan und die Ukraine sind die Hauptlieferanten. Der Atomhandel ist nach unserem Wissen gut durchorganisiert, was darauf hinweist, daß eine große Organisation dahinter steht. Ob es die russische Mafia ist, wissen wir noch nicht, aber wir vermuten es. Nach unseren Informationen ist die amerikanische Mafia nur geringfügig an dem Geschäft beteiligt, aber das kann sich noch ändern. Ich allerdings glaube nicht daran, denn wenn die russische Mafia den Atomhandel in der Hand hat, dürfte es für unsere Jungs keine Chance geben, in das Geschäft einzusteigen und mitzumischen. Wir sind von unserer Mafia seit Jahrzehnten allerhand gewöhnt, aber gegen die russische Mafia ist sie ein geradezu biederes Unternehmen. Wie die Russen vorgehen, ist nur noch vergleichbar mit den chinesischen Triaden, aber auch die sind trotz aller Brutalität nur die Nummer zwei. Fassen wir unsere Erkenntnisse zusammen: Der Transport von radioaktivem, waffenfähigem Material ist zu einer echten Bedrohung geworden. Es geht hier nicht allein um den Bau von Atombomben, sondern vor allem auch um die tödliche Gefahr, daß Terroristen oder religiöse Fanatiker Plutoniumstaub über eine Stadt wie New York ausschütten können, was bedeutet, daß New York innerhalb von vier Tagen eine tote Stadt wäre! Ein Gegenmittel zur Plutoniumstaubvergiftung gibt es nicht! Zum Glück haben offizielle Verlautbarungen immer nur von einer Atombombe gesprochen … vom Staubtod ist nie die Rede gewesen. Er ist so fürchterlich, daß man sich in allen Regierungen einig ist, diese Variante zu verschweigen. Eine seltene Einigkeit! Aber es wird nicht lange dauern, bis die Medien auch darüber berichten, und – auch das ist zum Glück eine Eigenheit des menschlichen Charakters – man wird diese Bedrohung nicht ernst nehmen. Man liest darüber und blättert weiter. Daß es jeden treffen kann, daran denkt keiner. Es ist einfach zu unglaublich! Die breite Masse erkennt nicht die Tatsache, daß wir alle gefährdet sind, denn Irre gibt es genug auf der Welt. Wenn ihnen Plutonium in die Hände fällt, haben sie keine Hemmungen, es auch anzuwenden.« Curley atmete nach dieser langen Rede tief durch. »Das ist die Lage.«
    Die Zuhörer am runden Tisch schwiegen. Betroffenheit lag auf ihren Gesichtern. Von Bomben hatten sie genug gehört, aber diese Sache mit dem Atomstaub war bis heute jenseits ihres Vorstellungsvermögens gewesen.
    »Wir sitzen jetzt zusammen«, fuhr Curley fort, »um in den Atomhandel einzugreifen. Unsere Kollegen von den Geheimdiensten in Europa und Israel versuchen seit langem, Agenten in den Atomhandel einzuschleusen. Bisher mit mäßigem Erfolg. Unsere CIA hat sich vornehmlich mit dem Schutz der USA befaßt, mit militärischen Infiltrationen, mit Spionageabwehr und militärisch-kriminellen Delikten. Das ändert sich jetzt. Wir werden in die internationale Bekämpfung der Atomkriminalität einsteigen. Die neue Abteilung II/10, zu der Sie abkommandiert wurden, hat diese Aufgabe übernommen. Der Plutoniumhandel muß dort bekämpft werden, wo die Köpfe dieser Bedrohung sitzen: in Rußland! Was nutzt es, wenn man hin und wieder einen der Kuriere schnappt … sie wissen von nichts. Sie haben ihr Päckchen bekommen und transportieren es. Das ist alles, was man aus ihnen herausquetschen kann. Die Hintermänner kennt niemand. Aber an die müssen wir heran! Und dazu hat man Sie auserwählt.«
    Captain Fontana meldete sich zu Wort. »Das heißt, die CIA schickt uns nach Rußland?« fragte er.
    Dick Fontana war ein Typ, wie man sich aus Film und im Fernsehen einen Spezialagenten vorstellt. Groß, breitschultrig, durchtrainierter, sportlicher Körper, kurze braune Haare, Muskeln, wo sie hingehören, Sonderausbildung im Gebrauch aller Waffen und im Kung-Fu, ein markantes Gesicht mit schmalen Lippen und ausgeprägtem Kinn, aber erstaunlich zartgliedrige Hände und lange, sensible Finger wie bei einem Pianisten – und das war er auch. Er spielte vorzüglich Klavier, brillierte mit chopinschen Läufen und Beethovenscher Wucht und konnte die Tasten streicheln, wenn

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