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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Lagebesprechung abhielt.
    »Nehmen Sie Platz, Frau Gremmling«, sagte er. »Vom Telefon her kennen wir uns ja schon. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich das Tonband mitlaufen lasse?«
    »Nein …« Elfriede setzte sich zaghaft. Sie faltete die Hände im Schoß und wirkte wie ein Schulmädchen, das zum Schuldirektor bestellt wurde, um einen dummen Streich zu gestehen. Wann lernt man schon einen Kriminaloberrat kennen? Und dann noch einen von der obersten Polizeibehörde der Bundesrepublik, wie man ihr auf dem Weg nach Wiesbaden erzählt hatte. »Wo ist Freddy?« fragte sie und nahm allen Mut zusammen.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Frau Gremmling.«
    »Sie wissen es nicht?«
    »Ich darf es nicht.«
    »Warum? Ich bin seine Verlobte …«
    »Genau darum.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Denken Sie daran, was Sie heute abend erlebt haben.«
    »Es war furchtbar. Ich hatte Todesangst.« Sie senkte den Kopf und schloß die Augen, ihr Körper begann wieder zu zittern. Die Erinnerung an diese Stunde nahm ihr den Atem. »Wenn sie mich jetzt vergewaltigen, habe ich gedacht, dann …«
    »Haben sie es getan?«
    »Nein, nein! Sie haben nur Fragen gestellt … aber vorher haben sie mich geschlagen …«
    »Ich sehe Ihre aufgeplatzte Unterlippe.« Wallner nickte Elfriede aufmunternd zu. »Können Sie die Männer beschreiben?«
    »Ich weiß nicht … der eine war jung, hatte hellblonde Haare, bis über die Schultern, mittelgroß, und der hatte auch das Rasiermesser … und der andere war älter, braune Haare, größer, und der hatte das Wort und hat verhindert, daß der Blonde mich … Sie wissen, was ich meine …«
    »Und was haben sie gefragt?«
    »Wo Freddy ist.«
    »Sehen Sie, und deshalb kann ich Ihnen nicht sagen, wo Herr Brockler jetzt untergebracht ist.« Wallner legte seine Hand auf Elfriedes zitternde, gefaltete Hände. »Und was haben Sie geantwortet?«
    »Daß ich nichts weiß.«
    »Das haben sie Ihnen geglaubt?«
    »Es ist ja die Wahrheit. Ich weiß bis jetzt noch nicht, was wirklich mit Freddy los ist.«
    »Erstaunlich, daß man Sie leben ließ.« Wallner schüttelte den Kopf. Ein Killerkommando hinterläßt keine Zeugen, erst recht nicht, wenn man ihre Gesichter gesehen hat und sie später identifizieren kann. »Ich weiß nicht, wieso, aber Sie haben ein unglaubliches Glück gehabt. Ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen?«
    »Besonderes? Nein! Ich war so aufgeregt und hatte solche Angst … ich habe immer nur das Rasiermesser gesehen, das der Blonde mir vor das Gesicht hielt … können Sie sich vorstellen, was das für ein Gefühl ist … Wie soll mir da etwas Besonderes auffallen?«
    »Kleidung.«
    »Beide hatten gute Anzüge an. Hemden mit Krawatte. Doch ja …« Elfriedes Kopf zuckte hoch. Das hatte sie sich gemerkt, trotz aller Angst. »Beide sprachen Berliner Dialekt …«
    »Das ist ein guter Hinweis.« Wallner sparte nicht mit Lob, um Elfriede Mut zu machen. »Es waren Berliner?«
    »Ich weiß nicht, aber sie sagten ›ick‹ statt ich, und: ›Nu komm, Kleene. Sag wat. Ick zerschneid dir die Fresse!‹ Ja, so war es. Und später …«
    »Was war später?«
    »Als sie weg waren, bin ich zum Fenster gelaufen. Sie stiegen in einen dunklen Audi … und auf dem Nummernschild stand ein B … die anderen Buchstaben habe ich nicht behalten. Meine Lippe tat so weh … Aber B … das weiß ich genau.«
    »Ganz klar Berlin!« Wallner kratzte sich den Haaransatz. Berlin … das war ein wichtiger Hinweis. Sie sind extra aus Berlin gekommen, um Brockler zu suchen. Das bewies, in welch großer Gefahr er sich befand. Und noch etwas Alarmierendes interpretierte Wallner aus diesen Fakten: Stand hinter den Killern eine Organisation? Es handelte sich bei dem Atomtransport nicht um irgendwelche Einzeltäter, sondern um eine funktionierende Organisation! Und wenn eine Atommafia – eine russische? – in das Geschäft eingestiegen war, dann war der Fall Brockler ein ganz kleiner Fisch, denn dann wurde Plutonium in großen Mengen nach Mitteleuropa eingeschleust, und dann wurde es zu einer Bedrohung der gesamten freien Welt! Man hatte nie gewagt, diesen Teufel an die Wand zu malen, aber nun war er da, lebte mitten unter uns, brachte die Vernichtung über die Grenzen! Mein Gott, wie sah die Zukunft der Welt aus?
    Hier muß wirklich der Bundesnachrichtendienst ran, dachte Wallner. Für uns ist das zwei Nummern zu groß. Wir können nur verhaften, wenn wir die Täter kennen – und das ist immer ein Glücksfall –, aber der BND

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